Vitamin B3 beugt Infektionen vor

Fresszellen im Blut bekämpfen Bakterien und somit teilweise sogar lebensgefährliche Infektionen.

Doch bei manchen Menschen sind zu wenige oder gar keine dieser so genannten neutrophilen Granulozyten vorhanden – beispielsweise bei Patienten mit angeborener Neutropenie oder bei manchen Krebspatienten, die eine Chemotherapie durchlaufen. Sie müssen sich den Wachstumsfaktor G-CSF täglich unter die Haut spritzen, der dafür sorgt, dass sich genügend Stammzellen zu Fresszellen entwickeln.

Das Forschungsteam von Dr. Julia Skokowa und Professor Dr. Karl Welte der MHH-Abteilung Molekulare Hämatopoese haben nun herausgefunden, dass auch die Gabe von Vitamin B3 die Anzahl der Fresszellen im Blut steigern und möglicherweise sogar den Wachstumsfaktor ersetzen kann. Diese Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in der Februar-Ausgabe der renommierten Zeitschriften „Nature Medicine“ (Volume 15, No. 2). Auch das Magazin „Nature Review Immunology“ beschrieb die Ergebnisse als „Forschungs-Highlight“ (Volume 9, S.148-149).

„Wir haben zum ersten Mal die Verbindung zwischen einem Wachstumsfaktor und Molekülen festgestellt, die für den Stoffwechsel in die Zelle verantwortlich sind“, sagt Dr. Skokowa. Der von ihrer Gruppe erforschte Stoffwechselweg ist ein sich selbst stimulierender Kreislauf, bei dem die Zelle den Wachstumsfaktor G-CSF selbst produziert. Vitamin B3 (Nicotinsäureamid) bringt den Kreislauf ins Rollen. Es ist die Vorstufe eines weiteren sehr wichtigen Moleküls, des so genannten Nicotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid (NAD). Dieses NAD aktiviert ein Enzym, das sich Sirtuin-1 nennt und bereits dafür bekannt ist, dass es den Alterungsprozess von Zellen bremst. Sirtuin-1 aktiviert Faktoren, die sowohl die Produktion des Wachstumsfaktors G-CSF stimulieren als auch den dazu notwendigen Rezeptor (G-CSFR) an der Zellwand. Unter der Wirkung von Vitamin B3 entwickelt sich die Stammzelle also schnell und gut zum Granulozyten -ergaben die Laborversuche.

„Wir gehen davon aus, dass es auch im Körper des Menschen möglich ist, den Prozess der Reifung bis zu den Granulozyten mit der Gabe von Vitamin B3 zu steuern, ohne den Wachstumsfaktor G-CSF dazugeben zu müssen – denn den produziert die Zelle selbst“, sagt Dr. Skokowa. „Bei Gesunden konnten wir nach der Einnahme von Vitamin B3 in einer bestimmten Dosis am nächsten Tag vermehrt Granulozyten im Blut feststellen. Nachdem sie das Vitamin wieder abgesetzt hatten, normalisierte sich die Granulozytenzahl schnell“, führt die Forscherin aus. Sie ist davon überzeugt, dass das Ergebnis großes Potenzial für die Behandlung der Krankheiten hat, die durch die geringe Zahl von Granulozyten verursacht wird.

Weitere Informationen erhalten Sie von Professor Welte (welte.karl.h@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6710.

Media Contact

Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer