Ultraschall verbessert Diagnose bei Karpaltunnelsyndrom – Komplikationen nach OP vermeidbar

Ursache sind meist Ödeme oder Entzündungen, die auf die Nerven in der Handwurzel drücken. Selten stecken aber auch Tumoren oder Blutgerinnsel hinter dieser meist schmerzhaften Erkrankung, die fast die Hälfte aller nichttraumatischen Nervenschädigungen ausmacht.

Erfolgt die Diagnose zu spät, verlieren Betroffene das Gefühl in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger. Dann muss oft operiert werden. Dabei treten jedoch bei bis zu 20 Prozent Komplikationen auf. Vor allem dann, wenn die Ursache für die Ausfälle vor der OP nicht geklärt wurde, so die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN). Würden erfahrene Ärzte elektrophysiologische Verfahren durch Ultraschallbilder ergänzen, könne die Ursache der Beschwerden präzisiert und Operationen besser geplant werden.

Die Hände schlafen oft ein, die Fingerspitzen kribbeln, brennen oder sind pelzig. Manchmal strahlt der Schmerz des Karpaltunnelsymptoms (KTS) bis in den Oberarm. „Obwohl es sich um einen der häufigsten Nervenschäden handelt, werden Druckschädigungen häufig erst spät erkannt“, sagt Professor Dr. med. Detlef Claus, 1. Sekretär der DGKN, Darmstadt. Denn die Ursachen der Schmerzen werden oft verkannt.

Beim KTS klemmen meist entzündete und daher angeschwollene Sehnenscheiden einen wichtigen Nerv im Karpalkanal in der Handwurzel ein – den sogenannten Nervus medianus. Ist der Schmerz in den Fingern so stark, dass Betroffene nachts davon aufwachen oder treten Lähmungen in den Fingern auf, befinden sie sich bereits im fortgeschrittenen Stadium. Eine Handschiene oder schmerzlindernde Medikamente reichen dann nicht mehr aus. „Ob eine Operation helfen muss, zeigen dann elektrophysiologische Verfahren wie etwa die Elektroneurographie“, so der DGKN-Experte Claus.

Jährlich führen Ärzte in Deutschland etwa 300 000 operative Eingriffe durch, um den Medianusnerv im Karpaltunnel zu entlasten. Damit zählt die Dekompression des KTS bundesweit zu den häufigsten Operationen. Allerdings verlaufe diese Operation nur bei etwa 75 Prozent der Fälle sehr gut, sagt Claus. Mitunter lindert der Eingriff die Beschwerden nicht.

Aktuelle Studien zeigen, dass neben elektrophysiologischen Methoden, hochauflösender Ultraschall hilft, die Ursachen der Beschwerden zu identifizieren. So entdecken erfahrene Untersucher mit Ultraschall etwa Gelenkzysten oder verstopfte Arterien. „Mit diesem Wissen kann der Arzt die Operation gezielter angehen“, erklärt der Neurophysiologe. Auch kann die Ultraschalluntersuchung die Kompression des Nervs direkt sichtbar machen.

Um die Komplikationen bei Operationen des KTS zu verringern und die Entscheidung einer Therapie zu erleichtern, rät die DGKN daher die klinische Diagnostik durch elektrophysiologische Methoden und Ultraschall des Karpaltunnels zu ergänzen. Wichtig sei jedoch, dass ein erfahrener Untersucher die Neurosonographie durchführe. Eine spezielle Ausbildung für Ärzte bietet die DGKN gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall an.
Literatur:
Schelle T, Schneider W. Ist der hochauflösende Ultraschall … Handchir Mikrochir Plast Chir 2011; 43: 313–316
Wessig C et al. Läsionen peripherer Nerven … Klin Neurophysiol 2011; 42: 231–238

Kontakt für Journalisten:
Pressestelle DGKN
Kathrin Gießelmann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-981
Fax: 0711 8931-167
giesselmann@medizinkommunikation.org

Media Contact

idw

Weitere Informationen:

http://awmf.org

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer