Krebszellen werden von „Innen“ bestrahlt: Nuklearmedizin bietet neue Therapieform am

Dr. Martin Freesmeyer, Chefarzt der Nuklearmedizin am UKJ, kann am Bildschirm exakt nachverfolgen, wie sich die Substanz im Körper verteilt. UKJ/Nuklearmedizin<br>

Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) gibt es ein neues Verfahren für die Therapie von schwer erkrankten Krebspatienten.

In der UKJ-Klinik für Nuklearmedizin wurden jetzt die ersten Patienten mit der sogenannten „Radiorezeptortherapie“ behandelt. Dabei wird durch den Einsatz einer nuklearmedizinischen Substanz („Lutetium-Somatostatinanaloga“) der Tumor von innen heraus bestrahlt.

Diese Therapieform eignet sich speziell zur Behandlung von sogenannten „neuroendokrinen Tumoren“. Stark vereinfacht dargestellt, handelt es sich dabei um Tumoren, die von hormonbildenden Zellen ausgehen. Neuroendokrine Tumore umfassen ein weites Spektrum von Tumorerkrankungen, sie können grundsätzlich in jedem inneren Organ ihren Ursprung haben. Kommt es im Rahmen der Zellerneuerung und Zellteilung zu Fehlern, können die Zellen entarten. Gegenüber anderen Tumorarten (Karzinomen), haben neuroendokrine Tumore in der Regel ein deutlich langsameres Wachstumsverhalten und bilden häufig Hormone aus.

„Der Wirkstoff wird mit einer ganz normalen Infusion über eine Armvene verabreicht. Das dauert etwa 15 Minuten. Der Patient wird dabei natürlich streng überwacht. Die ersten Patienten, die wir am UKJ mit dieser Therapieform behandelt haben, haben die Therapie ohne Probleme vertragen“, erklärt Dr. Martin Freesmeyer, Chefarzt der Nuklearmedizin am UKJ. Er betont zudem: „Durch das Verfahren ist in den meisten Fällen keine Heilung möglich. Es eignet sich speziell für schwer erkrankte Patienten. Mit der Therapie ist es möglich, die Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors zu verzögern und Lebensqualität zu steigern. Den Tumor ganz besiegen können wir dabei in der Regel nicht.“

Der Ansatz der Therapie: Neuroendokrine Tumore besitzen spezielle Andockstellen (Somatostatin-Rezeptoren) an der Zelloberfläche, über die die Radiopeptide in die Zelle gelangen. Das bedeutet: Die Therapie wirkt direkt im Tumor, die Substanz heftet sich direkt an die vom Tumor befallene Zelle und bestrahlt diese. Vor der Therapie wird zunächst die Indikation mittels einer Rezeptor-PET/CT- Untersuchung überprüft. „Durch die moderne Bildgebung können wir die Verteilung der Substanz im Körper exakt nachvollziehen. Das bedeutet für die Patienten ein Höchstmaß an Sicherheit. Gerade hier zeigt sich, wie eng Diagnostik und Therapie gerade in der Nuklearmedizin verknüpft sind“, so Dr. Freesmeyer.

Nach einer Behandlung müssen die Patienten mindestens zwei Tage in der Klinik für Nuklearmedizin stationär betreut werden. In Abhängigkeit der jeweiligen individuellen Situation können mehrere Therapiezyklen (ca. nach drei Monaten) wiederholt werden. Zudem wird der Patient auch ambulant durch Hausarzt oder Onkologen engmaschig überwacht.

Außer den Nuklearmedizinern des UKJ sind auch weitere onkologische Abteilungen des Thüringer Universitätsklinikums in die Behandlung eingebunden. Dr. Freesmeyer: „Gerade bei komplexen und sehr schweren Tumorerkrankungen ist es wichtig, verschiedene Experten in die Behandlung mit einzubeziehen. Dazu haben wir am UKJ speziell die Tumorkonferenzen eingerichtet, an denen Mediziner verschiedener Fachrichtungen über die weiteren Behandlungsschritte gemeinsam beraten.“ Zu Jahresbeginn wurde das UKJ durch die Deutsche Krebsgesellschaft als „Onkologisches Zentrum“ ausgezeichnet.

Kontakt:
Universitätsklinikum Jena
Klinik für Nuklearmedizin
Chefarzt Dr. Martin Freesmeyer
nuklearmedizin@med.uni-jena.de
Telefon: +49 3641 9-33220
Fax: +49 3641 9-33244

Media Contact

Stefan Dreising idw

Weitere Informationen:

http://www.med.uni-jena.de

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