HIV-Therapie wirkt gegen alle Virentypen

Praktisch alle Medikamente gegen den Aids-Erreger HIV wurden in Europa und Nordamerika entwickelt. Sie halten auch andere Virentypen aus Afrika und Asien in Schach, wie eine vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Studie nun nachweist.

Der Aids-Erreger HIV ist äusserst wandlungsfähig. Es existieren diverse Typen dieses Virus, die je nach Weltregion unterschiedlich häufig sind. In der westlichen Welt, wo die meisten Medikamente entwickelt und getestet werden, dominiert der sogenannte Subtyp B. Doch weltweit gesehen sind 90 Prozent der Personen mit anderen Virentypen infiziert, die in Asien und Afrika vorherrschen.

Unbegründete Bedenken

Einige Experten befürchteten, dass HIV-Therapien weniger gut gegen andere Virentypen wirken. Diese Bedenken sind unbegründet, wie Forschende der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie in einer eben publizierten Studie (*) zeigen. «Bisherige Untersuchungen krankten meist daran, dass Patienten mit unterschiedlichem genetischem Hintergrund verglichen wurden, die mit verschiedenen HIV-Subtypen infiziert waren», erklärt Studienleiter Huldrych Günthard vom Universitätsspital Zürich. «Dadurch war nicht klar, ob ein unterschiedlicher Therapieerfolg auf den Subtyp oder auf die Ethnie des Trägers zurückzuführen ist. Die Grösse unserer Kohorte erlaubte uns, diese Frage erstmals innerhalb einer Ethnie – nur mit weissen Patienten – zu untersuchen».

Therapie versagt bei anderen Virentypen sogar noch seltener
5268 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen, 4729 mit Subtyp B, 539 mit einem anderen Subtyp. Wie erwartet wirkte die HIV-Therapie gut gegen den Subtyp B: Pro 100 Behandlungsjahre (die sich ergeben, wenn man beispielsweise 100 Patienten ein Jahr lang oder 50 Patienten zwei Jahre lang behandelt) traten etwa vier so genannte Therapieversagen auf, bei denen die Virenlast im Blut entweder nie genügend abnahm oder zu einem späteren Behandlungszeitpunkt plötzlich wieder anstieg. Bei Patienten mit Nicht-B-Subtypen versagte die Therapie sogar noch seltener, nur etwa zwei Mal in 100 Behandlungsjahren.

Das Resultat bedeute jedoch nicht, dass HIV-Therapien in Afrika oder Asien erfolgreicher sein müssten als in Europa, sagt Günthard. Denn für den Erfolg spielten auch andere Umstände eine Rolle, etwa genetische Faktoren, aber auch wie gut Patienten die Empfehlungen der Ärzte befolgten. Nun könne man aber zumindest ausschliessen, dass die existierenden Therapien Virentypen, die in Afrika und Asien dominierten, weniger gut in Schach halten könnten. Auch für die Schweiz seien die Resultate wichtig: Wie in ganz Europa und Nordamerika werden hier nämlich Nicht-B-Subtypen des HI-Virus immer häufiger.

*Alexandra U. Scherrer, Bruno Ledergerber, Viktor von Wyl, Jürg Böni, Sabine Yerly, Thomas Klimkait, Philippe Bürgisser, Andri Rauch, Bernard Hirschel, Matthias Cavassini, Luigia Elzi, Pietro L. Vernazza, Enos Bernasconi, Leonhard Held, Huldrych F.Günthard, and the Swiss HIV Cohort Study (2011). Improved Virological Outcome in White Patients Infected With HIV-1 Non-B Subtypes Compared to Subtype B. Clinical Infectious Diseases online: doi: 10.1093/cid/cir669

(als PDF beim SNF erhältlich; E-Mail: com@snf.ch)

Kontakt
Prof. Dr. med. Huldrych Günthard
Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene
Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
Tel.: +41 (0) 44 255 34 50
E-Mail: huldrych.guenthard@usz.ch

Media Contact

Kommunikation SNF idw

Weitere Informationen:

http://www.snf.ch

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Biomarker für Therapie-Erfolg bei Tumorerkrankung im Knochenmark identifiziert

Hochrangige klinische Studie zu CAR-T-Zelltherapie beim Multiplen Myelom. Die CAR-T-Zelltherapie hat sich als wirkungsvolle Behandlung verschiedener hämatologischer Krebserkrankungen etabliert. Doch nicht bei allen Erkrankten schlägt die Therapie gleich gut an….

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Partner & Förderer