Keine Chancen verpassen bei Parkinson-Therapie

Hirnschrittmacher wird viel zu selten eingesetzt

Weltweit leiden mehr als 4 Millionen Menschen an Parkinson, davon rund eine Viertelmillion allein in Deutschland. 15.000 Deutsche, zunehmend auch junge Menschen, erkranken jährlich neu. Anlass genug, sich am morgigen Welt Parkinson-Tag mit diesem Thema zu beschäftigen, meint die Deutsche Parkinson Vereinigung. Gerade im Bereich der Therapien habe sich in den letzten Jahren zwar viel getan, doch würden noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Laut Expertenmeinung könnten beispielsweise bis zu 20 Prozent der Parkinson Patienten von einem neurochirurgischen Eingriff, der sogenannten Tiefenhirnstimulation, profitieren. In Deutschland werden bisher nur etwa 5 Prozent der Patienten mit diesem Verfahren behandelt.

Für Patienten, die auf die konservative medikamentöse Therapie kaum noch ansprechen, oder erhebliche Nebenwirkungen haben, kann die Tiefenhirnstimulation die letzte Chance sein. Dabei werden Elektroden in die betreffenden Hirnregionen des Patienten implantiert und über einen Schrittmacher stimuliert. Die milden elektrischen Impulse blockieren die überaktiven Regionen im Gehirn und vermindern damit das Zittern und andere Bewegungsstörungen erheblich. Für die Betroffenen bedeutet dies einen enormen Zugewinn an Lebensqualität. Patienten berichten, dass sie ihr Leben endlich wieder alleine meistern, wieder Auto fahren oder einfach eine Kaffeetasse halten können.

Dr. Wolfgang Götz, 1. Vorsitzender der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V. (dPV), sieht hier sehr großen Handlungsbedarf. „Unser Ziel ist es, dass in Zukunft möglichst alle Parkinson-Patienten, denen mit der Tiefenhirnstimulation geholfen werden kann, wirklich rechtzeitig und kompetent operiert werden. Deshalb müssen wir die Zusammenarbeit zwischen Neurologen und Neurochirurgen fördern und Beratung und Aufklärung der Patienten unterstützen. Auch bei den Kostenträgern ist deutlich verstärkte Lobby-Arbeit gefragt, um die Kostenübernahme in Zukunft für alle zu erreichen. Derzeit gibt es ja nicht einmal einen gesonderten Abrechnungsmodus.“

Dass der Einsatz dieser Therapie zunächst hohe Kosten verursacht und auch eine intensive Nachbetreuung erfordert, sollte nicht den Blick dafür verschließen, dass in der Regel andere Kostenfaktoren erheblich verringert werden können. So benötigen die Patienten weniger, manche sogar gar keine Medikamente mehr und auch der permanente Pflegebedarf entfällt vielfach. Teilweise konnte sogar eine berufliche Tätigkeit wieder aufgenommen werden.

Aufgrund der mangelnden Aufklärung von Ärzten und Patienten werde in Deutschland oft zu lange gewartet, bis man sich zu dem Eingriff entschließe. Viele schrecken vor der Hirnoperation zurück, die in Lokalanästhesie erfolgt und eine enge Kooperation zwischen dem operierenden Team und dem Patient voraussetzt. Der Bedarf an kompetenter psychologischer Betreuung sollte daher nicht unterschätzt werden. Derzeit werde bei vielen Patienten so lange medikamentös therapiert, bis sie auf die Wirkstoffe nicht mehr ansprechen. Stattdessen sollte frühzeitig an die Tiefenhirnstimulation gedacht werden.

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Dr. Wolfgang Götz ots

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