Patent für neues Verfahren der Netzhautablösung


Für ein neues Verfahren der Netzhautablösung hat die Universität Leipzig jetzt ein Patent erhalten. Die Methode, die Wissenschaftler der Universitäts-Augenklinik unter Leitung von Professor Peter Wiedemann und des Paul-Flechsig-Instituts für Hirnforschung um Professor Andreas Reichenbach entwickelten, ermöglicht es, die Netzhaut (Retina) in bedeutend kürzerer Zeit als bisher vom sog. retinalen Pigmentepithel (RPE) abzulösen. Das ist die Schicht, die auf den Photorezeptoren der Netzhaut aufliegt. An der Netzhaut von Kaninchen getestet, wird dieses Verfahren vielen Patienten in der Humanmedizin zugute kommen.

Der Neurophysiologe Andreas Reichenbach hatte die Leipziger Augenärzte auf eine in Experimenten übliche Präparationstechnik hingewiesen, wobei der im Auge befindliche Glaskörper (der zu 99 Prozent aus Flüssigkeit besteht) und das Augenwasser durch eine Calcium- und Magnesiumfreie Flüssigkeit ersetzt werden. Auf diese Weise, so die Annahme, löse sich der „Klebstoff“ auf, der RPE und Retina zusammenhält. Die Arbeitsgruppe um Professor Wiedemann nahm diese Technik auf und evaluierte sie in Experimenten an der Netzhaut von Kaninchen. Kontrollen unter dem Rasterelektronenmikroskop (REM) der Veterinärmediziner um Professor Johannes Seeger bestätigten, dass die Methode funktionierte. Die Netzhaut ließ sich leichter und schneller ablösen als bei einem bisher angewandten Verfahren, bei dem die Mediziner handelsübliche Infusionsflüssigkeit zwischen die Schichten bringen.

Eine Ablösung der Netzhaut vom retinalen Pigmentepithel (RPE) wird in der Augenmedizin seit einigen Jahren vorgenommen, um beispielsweise ein Leiden zu heilen, das die häufigste Ursache der Erblindung in der westlichen Welt ist: die Degeneration der Makula, des Flecks des schärfsten Sehens im Auge. Dabei werden Retina und RPE nach ihrer Ablösung um 15 Grad gedreht und dann wieder zusammengebracht, sodass sich am Ende wieder intaktes RPE unter der Makula befindet. Der einzige Nachteil bisher: Bei der Methode der Netzhautablösung mit Hilfe von handelsüblicher Infusionsflüssigkeit brauchen die Chirurgen eine Stunde, eine lange Zeit, in der es zu Komplikationen kommen kann. Das an der Universität Leipzig nun entwickelte Verfahren verkürzt diese Zeit „deutlich“, so Prof. Wiedemann, das Risiko für Komplikationen wird geringer. Mehr noch: die REM-gestützten Untersuchungen haben auch gezeigt, dass dabei keine Schäden an der Netzhaut auftraten.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Universität Leipzig, Universitäts-Augenklinik
Prof. Dr. Peter Wiedemann
Tel. 0341/ 97 21650; Fax: 97 21659; E-Mail: uaksekr@medizin.uni-leipzig.de

Media Contact

Dr. Bärbel Teubert-Seiwert idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer