Cineol hilft bei Asthma und Heuschnupfen


Natürlicher Wirkstoff macht Cortison Konkurrenz

Die stetige Zunahme asthmatischer und allergischer Erkrankungen der Atemwege insbesondere bei Jugendlichen ist besorgniserregend. Die Betroffenen leiden an nächtlichem Husten, pfeifender Atmung bis hin zu schwerer Atemnot. Ursache ist häufig eine chronische Atemwegsentzündung; Entzündungshemmer wie Cortison können die Symptome meist deutlich mildern. Bei längerfristiger Einnahme von Cortison-Tabletten können jedoch unangenehme Nebenwirkungen wie Osteoporose (Knochenschwund), Zuckerkrankheit oder Hautveränderungen auftreten. Aus diesem Grunde werden Atemwegserkrankungen oft erst relativ spät behandelt. Wie Privatdozent Dr. Uwe R. Juergens, leitender Oberarzt der Abteilung Pneumologe an der Medizinischen Poliklinik der Universität Bonn, nun entdeckte, hat der Hauptinhaltsstoff von Eukalyptusöl, das Cineol, eine ähnlich positive Wirkung bei Atemwegserkrankungen wie Cortison.

Eukalyptusöl besteht zu etwa 85 Prozent aus Cineol; der Naturstoff kann inhaliert oder dem Organismus in Form von Kapseln zugeführt werden, die sich im Dünndarm auflösen und ihren Inhalt an das Blut abgeben. Sechs Kapseln zu 100 mg täglich reichen aus, um bei Asthma-Patienten die Lungenfunktion um bis zu 20 Prozent zu verbessern. In einer kürzlich durchgeführten Doppelblindstudie konnte zudem bei 12-wöchiger Cineol-Gabe die Cortison-Dosis um durchschnittlich 36 Prozent reduziert werden.

Normalerweise reagiert der Körper bei Atemwegsentzündungen mit der Ausschüttung bestimmter Botenstoffe, sogenannter Entzündungsmediatoren, die beispielsweise die Sekretproduktion ankurbeln und die Atemwege verengen. Ähnlich wie Cortison verhindert Cineol die Botenstoff-Ausschüttung. Auch Aspirin, bei grippalen Infekten oft Mittel der Wahl, hat einen ähnlichen Effekt. Es hemmt aber nur eine bestimmte Gruppe von Botenstoffen mit der Folge, dass zwar das Fieber sinkt und Schmerzen abklingen, das bekannte grippale Krankheitsgefühl jedoch bleibt. Die Wirkung von Cineol ist breiter: Die Gesamtbefindlichkeit des Patienten bessert sich spürbar – mit dem entscheidenden Vorteil, dass cortisonartige Nebenwirkungen nicht auftreten. Juergens empfiehlt daher den Einsatz von Cineol auch in der Langzeittherapie, sei es bei Atemwegsentzündungen, allergischen Reaktionen wie Heuschnupfen oder anderen cortisonpflichtigen Entzündungskrankheiten. Die Heuschnupfentherapie sollte dabei vier Wochen vor Beginn der Pollenflugsaison beginnen; der Einsatz von Cortison und Antihistaminika wird dadurch deutlich reduziert.

Vollständige Pflanzenöle wie Eukalyptus- und Pfefferminzöl werden schon lange zur Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt. Interessanterweise ist jedoch die Wirkung natürlicher Mischöle schwächer als die von reinem Cineol. „Die zusätzlichen Inhaltsstoffe eines vollständigen Pflanzenöls“, vermutet Juergens, „scheinen die entzündungshemmenden Effekte abzuschwächen oder sogar den Krankheitsverlauf negativ zu beeinflussen.“

Weitere Informationen: Priv.-Doz. Dr. Uwe R. Juergens, Medizinische Poliklinik der Universität Bonn, Tel.: 0228/287-2251

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Frank Luerweg idw

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