Augen-Expander für blinde Kinder

Es passiert selten, doch es passiert: Manche Kinder werden ohne Augen geboren. Rostocker Mediziner arbeiten seit Jahren daran, die kleinen Patienten mit Prothesen zu versorgen. Bevor aber künstliche Augen eingesetzt werden können, schaffen selbständig aufquellende Kunststoffkugeln die Voraussetzungen dafür. Das Spektrum der Behandlungen mit dem Kunststoff wurde jetzt erweitert und kommt nun auch Menschen mit zu kleinen Augäpfeln zugute. Diese Form der Therapie wurde in Rostock entwickelt – als interdisziplinäres Projekt. Augenärzte arbeiten mit Gesichtschirurgen zusammen, die Eltern der Kinder werden von den Ärzten der Klinik für Psychiatrie beraten und betreut. Mittlerweile kommen Patienten aus der ganzen Bundesrepublik und aus dem Ausland nach Rostock.

„Wir können die Kinder nicht sehend machen, aber wir können zur Förderung ihrer sozialen Akzeptanz beitragen“, sagt Dr. Michael Schittkowski, Oberarzt an der Rostocker Universitätsaugenklinik. Vor neun Jahren begannen Augenärzte gemeinsam mit Gesichtschirurgen, Kindern den Einsatz von Augenprothesen zu ermöglichen. Verwendet wurde dafür ein neuartiger Kunststoff, der in die Augenhöhle eingebracht wird, dort selbständig quillt und durch den entstehenden Druck die meist zu klein geratene Augenhöhle wachsen lässt. Später können dann gewöhnliche Augenprothesen eingesetzt werden.

Ergebnis ist auf lange Sicht ein Äußeres, das nicht offensichtlich durch Blindheit gezeichnet ist. Insbesondere gilt dies für Patienten, denen nur ein Auge fehlt, und bei denen durch die zu klein geratene Augenhöhle auch das Gesicht nicht symmetrisch ist. „Bei diesen Patienten wird zusätzlich die Bildung von Knochensubstanz im Gesicht angeregt“, sagt Professor Dr. Dr. Dr. Gundlach, Direktor der Klinik, und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Ergebnis ist eine gerade Gesichtslinie. Seit kurzem können auch Patienten mit zu kleinen Augäpfeln behandelt werden. Dabei wird der selbst quellende Kunststoff minimal-invasiv hinter den Augapfel injiziert.

Zu der Behandlung der Kinder gehört in Rostock auch die Betreuung der Eltern. Diese erfolgt in Zusammenarbeit mit der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik. „Viele Eltern suchen die Schuld für die Schädigungen ihrer Kinder bei sich“, sagt Dr. Schittkowski. „Dabei handelt es sich um eine bislang nicht aufgeklärte Laune der Natur.“ Die Notwendigkeit derartiger Behandlungen illustriert Dr. Schittkowski mit einem persönlichen Erlebnis. „Ich sprach einmal mit einem betroffenen Vater, der sagte: 'Ich möchte meinem Kind in die Augen sehen können.'“ Mittlerweile hat sich das Universitätsklinikum Rostock zu einem Zentrum für Behandlungen dieser Art entwickelt. Patienten kommen aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus dem Ausland in die Hansestadt – derzeit wird ein kleiner Patient aus dem Saarland behandelt. Etwa 50 Kinder wurden in Rostock bereits therapiert.

Ansprechpartner
Dr. Michael Schittkowski
Universitätsaugenklinik Rostock
Doberaner Straße 140
18057 Rostock
Tel. 0381/4948501

Media Contact

Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-rostock.de

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