Neues Material wird nicht nass oder schmutzig

Tropfen unter dem Mikroskop: legt sich nicht ans Material (Foto: Joseph Xu)<br>

Forscher an der University of Michigan haben eine Nanobeschichtung entwickelt, deren Struktur zu über 95 Prozent aus Luft besteht. Das führt dazu, dass die Oberfläche extrem flüssigkeitsabweisend ist und praktisch nicht nass oder schmutzig werden kann.

Den Forschern ging es primär darum, potenziell gefährliche Chemikalien effektiv abzuweisen – beispielsweise mit Schutzkleidung für Laborpersonal oder Soldaten. Doch könnte das Material auch extrem fleckabweisende Kleidung oder wasserabweisende Lacke, die Schiffe reibungslos durch das Meer gleiten lassen, ermöglichen.

Da bleibt nichts hängen

Die Nanobeschichtung ergibt eine sogenannte superomniphobe Oberfläche. „Praktisch jede Flüssigkeit gleitet davon ab, ohne sie zu benetzen“, erklärt Anish Tuteja, Materialwissenschaftler an der University of Michigan.

Während viele ähnliche Beschichtungen nur wässrige Substanzen gut abweisen, tropfen bei der Neuentwicklung demnach auch Flüssigkeiten mit geringer Oberflächenspannung wie Öle, Alkohole, organische Säuren oder Lösungsmittel ab. Das ist gerade bei Schutzkleidung sehr wichtig, da hängen gebliebene Chemikalien sonst hindurch diffundieren könnten.

Von der neuen Beschichtung gleiten insbesondere sogenannte nichtnewtonsche Flüssigkeiten ab, deren Viskosität sich abhängig von wirkenden Kräften ändert. Dazu zählen beispielsweise Shampoos, viele Farben wie Druckertinten und Blut, aber auch Treibsand und Ketchup. „Niemand zuvor hat ein Abgleiten nichtnewtonscher Flüssigkeiten geringer Oberflächenspannung demonstriert“, betont Tuteja. Insgesamt hat das Team über 100 Substanzen getestet und nur zwei konnten der Beschichtung anhaften und diese durchdringen: Zwei Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKWs), wie sie früher als Kühlmittel dienten und heute weitestgehend verboten sind.

Mehr Luft als sonst etwas

Die neue Beschichtung besteht aus einer Mischung gummiartiker Kunststoffpartiker und flüssikeitsabweisender Nanowürfel aus Kohlenstoff, Fluor, Silizium und Sauerstoff, die von der U.S. Air Force entwickelt wurden. Zumindest ebenso wichtig wie die Zusammensetzung ist die Oberflächenstruktur der Beschichtung. Für einen Flüssigkeitstropfen besteht sie im Prinzip zu 95 bis 99 Prozent aus Luft und nur winzigen Filamenten fester Oberfläche. Dadurch kann die Flüssigkeit praktisch nicht mit der Oberfläche reagieren und sich daher nicht anlagern.

Bisher hat das Team, dem auch ein Mitarbeiter des Air Force Research Laboratory http://www.wpafb.af.mil/AFRL angehört, lediglich sehr kleine Oberflächen wie briefmarkengroße Stoffstücke mit seiner Beschichtung überzogen. Wie lange es dauern wird, bis die Entwicklung zum praktischen Einsatz kommt, bleibt also abzuwarten. Militärische Schutzkleidung ist dabei sicher ein Anwendungsziel, immerhin wird die Arbeit vom Air Force Office of Scientific Research finanziert.

Media Contact

Thomas Pichler pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://www.umich.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Forschende enthüllen neue Funktion von Onkoproteinen

Forschende der Uni Würzburg haben herausgefunden: Das Onkoprotein MYCN lässt Krebszellen nicht nur stärker wachsen, sondern macht sie auch resistenter gegen Medikamente. Für die Entwicklung neuer Therapien ist das ein…

Mit Kleinsatelliten den Asteroiden Apophis erforschen

In fünf Jahren fliegt ein größerer Asteroid sehr nah an der Erde vorbei – eine einmalige Chance, ihn zu erforschen. An der Uni Würzburg werden Konzepte für eine nationale Kleinsatellitenmission…

Zellskelett-Gene regulieren Vernetzung im Säugerhirn

Marburger Forschungsteam beleuchtet, wie Nervenzellen Netzwerke bilden. Ein Molekülpaar zu trennen, hat Auswirkungen auf das Networking im Hirn: So lässt sich zusammenfassen, was eine Marburger Forschungsgruppe jetzt über die Vernetzung…

Partner & Förderer