Kleben nach Norm

Straßenbahnen, U-Bahnen und Züge der deutschen Bahn haben sich verändert: Die einzelnen Bauteile werden immer seltener verschweißt und verschraubt, sondern zunehmend geklebt. „Ohne Klebenähte könnte man die energiesparenden Leichtbau-Fahrzeuge nicht herstellen“, ist Dr. Dirk Niermann vom Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM überzeugt. Doch wie muss ein klebtechnischer Prozess ablaufen, damit die Klebstellen die richtige Qualität aufweisen und die Bauteile zuverlässig zusammenhalten? Sind beispielsweise die Oberflächen der zu klebenden Teile verschmutzt, können Probleme auftreten.

Das Eisenbahnbundesamt hat daher kürzlich eine Zulassung der Betriebe für das Kleben eingeführt – als eine Art Gütesiegel. Eine der ersten beiden anerkannten Prüfstellen ist das IFAM in Bremen. „Die Grundidee hinter der DIN-Norm 6701 ist folgende: Ist ein Unternehmen an dem Gütesiegel interessiert, begutachten wir vor Ort die Konstruktions- und Fertigungsabläufe, die Räumlichkeiten und die Logistik. Weiterhin testen wir in Fachgesprächen das Wissen des Personals. Ist die Qualität gewährleistet, verleihen wir dem Betrieb die Zulassung für drei Jahre“, sagt Niermann, der die Prüfstelle am IFAM leitet. Nach Ablauf von eineinhalb Jahren erfolgt eine Zwischenprüfung, und nach drei Jahren kann der Betrieb eine neue Zulassung für die kommenden drei Jahre beantragen. Auch das IFAM muss die Zulassung als anerkannte Stelle nach drei Jahren erneut vom Eisenbahnbundesamt genehmigen lassen.

Für das Schweißen ist eine vergleichbare Norm bereits seit Jahren Usus. Obwohl auch Firmen schweißen dürfen, die die Norm nicht erfüllen, greifen die Industriebetriebe vorwiegend auf Zulieferer mit dem Gütesiegel zurück. Sogar im Ausland achten die Hersteller auf das deutsche Qualitätsmerkmal: „Gibt zum Beispiel ein australisches Unternehmen in China ein Schienenfahrzeug in Auftrag, kommt es vor, dass mangels Alternativen nach der deutschen Norm gefragt wird – selbst wenn kein deutsches Unternehmen involviert ist. Wir erwarten, dass sich die Norm beim Kleben in ähnlicher Weise durchsetzen wird“, sagt der Experte.

Bisher verliehen die Prüfer vom IFAM das Gütesiegel an zwei große Unternehmen: Die Stadler-Pankow GmbH in Berlin und die Bombardier Transportation GmbH in Hennigsdorf.

Media Contact

Dr. Janine Drexler Fraunhofer-Gesellschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer