Erster Nachweis von Meerkatzenvorkommen außerhalb Afrikas

Die Entdeckung ist ein Beleg dafür, dass sich Altweltaffen von Afrika aus verbreitet haben. Der Fund stellt den einzigen Nachweis von Meerkatzenvorkommen außerhalb Afrikas dar, wie in der aktuellen Ausgabe des wissenschaftlichen Journals Proceedings of the National Academy of Sciences, USA berichtet wird.

Altweltaffen sind eine vielfältige und weit verbreitete Tiergruppe, zu der bekannte Arten wie afrikanische und asiatische Makaken, Paviane, Mangaben, Languren und andere Meerkatzenverwandte gehören. Unter den nichtmenschlichen Primaten gelten sie als besonders erfolgreich in der Evolutionsgeschichte.

So weit verbreitet sie heute auch in Afrika und Asien sind – wann und wie sie sich von Afrika aus verbreiteten, wusste man bisher nicht genau. Nun geben die Affenfossilien von Abu Dhabi wichtige Hinweise zur Beantwortung offener Fragen.

Früher hatte es Vermutungen gegeben, dass zumindest einige dieser Affen, vor allem Makaken, über das Mittelmeerbecken oder die Straße von Gibraltar nach Eurasien gelangten, und zwar während der sogenannten Messinischen Salinitätskrise vor etwa sechs Millionen Jahren, als das Mittelmeer austrocknete und Tiere von Nordafrika Europa trockenen Fußes erreichen konnten.

Die neu entdeckten Fossilien nun sind ein Hinweis darauf, dass die Verbreitung der Altweltaffen schon vor der Messinischen Krise über die Arabische Halbinsel erfolgte. Das neu entdeckte Fossil, ein kleiner unterer Backenzahn, wurde 2009 auf der Insel Shuweihat vor Abu Dhabi gefunden.

Die Forscher stellten fest, dass dieser Zahn dem ältesten bekannten Vertreter der Meerkatzengattung gehörte, die beispielsweise Grüne Meerkatzen, Rotschwanzmeerkatzen, Brazza-Meerkatzen, Diana-Meerkatzen umfasst; also zu den auffallendsten und buntesten heutigen Affen in afrikanischen Wäldern. Heute finden sich diese Affen nur noch auf dem afrikanischen Kontinent, doch legt der Fossilienfund nahe, dass es eine Zeit gab, in der Meerkatzen ihren Lebensbereich über Afrika hinaus erweitert hatten.

„Den Zahn fanden wir auf der Suche nach fossilen Überresten von kleinen Nagetieren – das war Knochenarbeit in jeder Hinsicht“, berichtet Dr. Faysal Bibi vom Museum für Naturkunde Berlin, einer der Koautoren und Entdecker des Backenzahns. “Dabei mussten wir allein an dieser Fundstelle tagelang Berge von Sand durchsieben – aber es hat sich gelohnt.” Das älteste bis dato bekannte Meerkatzenfossil war vier Millionen alt.

Mit dem jetzigen Fund wird das erste Auftauchen der Meerkatzen zweieinhalb Millionen Jahre vorverlegt.
Die Entdeckung einer baumbewohnenden Meerkatze in der Wüste Abu Dhabis wirft ein Schlaglicht auf die gewaltigen ökologischen Veränderungen, die auf der Arabischen Halbinsel stattgefunden haben.

Die Fossilienfundstätten aus dem späten Miozän in Abu Dhabi soll nun nach Aussagen des Leiters der Umwelthistorischen Abteilung der Tourismus-und Kulturbehörde unter Schutz gestellt werden, um mehr über das prähistorische Leben auf der Arabischen Halbinsel forschen zu können.

Zitat: Christopher C. Gilbert, Faysal Bibi, Andrew Hill & Mark J. Beech (2014) Early guenon from the late Miocene Baynunah Formation, Abu Dhabi, with implications for cercopithecoid biogeography and evolution.

Die Veröffentlichung ist nach Ablauf des Embargos frei zugänglich unter: www.pnas.org/cgi/content/short/1323888111

Media Contact

Dr. Gesine Steiner idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.naturkundemuseum-berlin.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer