Eiszeit in den Tropen?


Kieler Forscher untersuchen Klimawandel im West Pacific Warm Pool

Wie ist die Klimaumstellung nach der letzten Eiszeit vor sich gegangen? Welche Temperaturen herrschten damals in den Tropen? Diesen und ähnlichen Fragen geht eine Forschungsarbeit nach, die Karl Stattegger, Professor für Geologie und Paläontologie am Institut für Geowissenschaften der Universität Kiel, betreute. In seiner neuesten Ausgabe berichtet das amerikanische Wissenschaftsmagazin Science von den Ergebnissen, die aus einer Kooperation mit der University of British Columbia, Vancouver/Kanada, hervorgegangen sind (Forschergruppe Prof. Steve Calvert).

Stattegger und seinem Doktoranden, Stephan Steinke, gelang es, die Temperatur der Meeresoberfläche im südchinesischen Meer bei den indonesischen Inseln seit der letzten Eiszeit (vor 16.000 bis 20.000 Jahren) zu rekonstruieren. Das Ergebnis hört sich zunächst wenig spektakulär an: Während dieses Zeitraumes hat insgesamt eine Erwärmung der Meeresoberfläche im Sunda Shelf um 3 Grad Celsius stattgefunden, die jedoch nicht gleichmäßig linear verlaufen ist. So gab es im Südchinesischen Meer beispielsweise vor 14600 Jahren einen Anstieg der durchschnittlichen Wassertemperatur von 1 Grad innerhalb von nur 200 Jahren gleichzeitig mit einer raschen Erwärmung auf Grönland.

Mehrere Sedimentkerne von 6 bis 10 m Länge brachten Ablagerungen vom Meeresboden aus dem untersuchten Zeitraum zutage. Mit Hilfe der Radiokarbonmethode sowie der Analyse bestimmter Algenarten, die temperaturabhängig unterschiedliche Kohlenstoffketten (Alkenone) enthalten, konnte der Verlauf der Erwärmung über den langen Zeitraum mit einer Fehlerabweichung von 20 bis 30 Jahren nachvollzogen werden. Die Datierungen stammen größtenteils vom Kieler Leibniz-Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung und von der University of British Columbia (Markus Kienast).

„Die Daten über den Erwärmungsprozess des Meerwassers lassen Rückschlüsse auf die Klimaveränderung im Bereich des West Pazifischen Warm Pools zu“, so Prof. Stattegger über die Ergebnisse. „Wir haben hier eine Schlüsselregion vor uns, die das Weltklimageschehen verstehen helfen kann und von der dieses Geschehen wohl auch maßgeblich beeinflusst wird. Immerhin ist klar, dass der gefürchtete El Nino genau hier entsteht.“

Das Forschungsprojekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt, das mehrere Expeditionen des Forschungsschiffs „Sonne“ finanzierte. Auch der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) half mit Stipendien.

Kontakt: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Geowissenschaften, Stephan Steinke, Tel. 0431/880-2867, stst@gpi.uni-kiel.de; Prof. Karl Stattegger, Tel. 880-2881, kstattegger@gpi.uni-kiel.de

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Susanne Schuck idw

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