Ozeanische Methanvorkommen überbewertet

Kritiker: Gas vom Meersgrund ist zu teuer und keine echte Alternative

Ein US-Experte für Gasvorkommen widerspricht bisherigen Angaben über die Mengen von Methangasen am Meeresboden. Die Schätzungen von 10.000 Gigatonnen sind, so Alexei Milkov von BP-America, hoffnungslos überzogen. Tatsächlich glaubt Milkov, dass sich die Vorräte auf 500 bis 2.500 Gigatonnen belaufen, berichtet er in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Earth Science Reviews.

Gashydrate enthalten große Mengen an natürlichen Gasen, in erster Linie Methan. Sie entstehen unter hohem Druck und unter niedrigen Temperaturen. Die Entdeckung dieser weißlich und faulig reichenden Eisklumpen am Meeresgrund geht unter anderem auf eine GEOMAR-Expedition im Jahr 1996 zurück. Damals fanden die deutschen Forscher einen solchen Eisklumpen aus der Tiefsee vor der Küste Nordamerikas. Noch größere Gasvorkommen wurden in den Sedimenten der Tiefsee vermutet. Methangas vom Meeresgrund war bald Gegenstand zahlreicher Forschungsberichte. Die Forscher haben aber auch den Zusammenhang des Methans mit dem Klimageschehen auf der Erde erkannt. Nach Meinung des Wissenschaftlers Gerald Dickens von der Rice University führte das Aufsteigen großer Methangasmengen zum Anstieg der weltweiten Temperaturen vor 55 Mio. Jahren.

Nach Ansicht von Milkov sind auch die Methangasmengen, die seinerzeit zum Anstieg der Temperaturen geführt haben, um ein Vielfaches geringer als bisher angenommen. Dennoch glaubt der Forscher, dass die Vorräte am Meeresboden eine Ausbeutung sinnvoll machen. Die Hydrate enthalten doppelt soviel Methan wie andere Gaslagerstätten. „Die weltweiten Zahlen sind ausschlaggebend, aber diese haben nicht viel mit der Ressource selbst zu tun“, meint Tim Collett vom US-Geological Survey in Denver. Bereits 1999 wurde in Japan, im Golf von Mexiko sowie in Alaska mit den Bohrungen auf der Suche nach Methanlagerstätten begonnen. Die Forscher sind aber besorgt, denn die Bohrungen nach Methan sind gefährlich: plötzlich austretendes Gas ist in der Lage Schiffe und Bohrinseln im Ozean in Gefahr zu bringen. Australische Wissenschaftler behaupten sogar, dass plötzlich aufsteigende Methangasblasen dazu führen, dass Schiffe einfach untergehen. Die Blasen setzen nämlich die Auftriebskräfte des Wassers aus.

„Das Bohren nach Gashydraten kostet mindestens sechs Mal mehr als das Bohren nach Öl- oder Gasreserven“, erklärt Bahman Tohidi, Direktor des Centre for Gas Hydrate Research in Edinburgh. Zu den Vorteilen bei Methan gehört die geringere Menge von Schadstoffen bei der Verbrennung. Umweltschützer fürchten aber, dass diese Art der Energie erneut zur CO2-Belastung in der Atmosphäre beiträgt.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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