Universität Bielefeld wird Europas Knotenpunkt für Daten des menschlichen Erbguts

Seit 2001 ist das menschliche Erbgut über das Internet abrufbar – über den „UCSC Genome Browser“. Die University of California in Santa Cruz, USA, betreibt die Internetseite, die von Genetikern, Molekularbiologen und Medizinern weltweit intensiv genutzt wird, um an dem Genom zu forschen.

Doch die Datenverbindung über den Atlantik kommt wegen der starken Nachfrage an ihre Grenzen. Zur Entlastung wird nun ein Rechner in Europa aufgestellt, der ein Abbild des Genome Browsers ins Internet einspeist. Der Auftrag dafür ging an die Universität Bielefeld. Ab Ende Juni betreibt sie den europäischen Knotenpunkt des Genom-Servers. Der Server wurde von Technikern der University of California angeschlossen und ist am 26. Juni gestartet worden.

„Wir freuen uns sehr, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen“, sagt Professor Dr. Jens Stoye vom Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld. „Das war ein phantastischer Moment, als die University of California sagte, dass sie die Bielefelder Bioinformatik für den besten Standort für den Server hält“, berichtet Stoye. Der „UCSC Genome Browser“ ist gemeinnützig, die Daten stammen aus dem öffentlichen Humangenom-Projekt. Die Universität Bielefeld finanziert künftig die Betriebskosten des neuen Servers. Die Mittel dafür kommen vom Institut für Bioinformatik am CeBiTec, der Technischen Fakultät und dem Hochschulrechenzentrum. Die University of California übernimmt die Anschaffung, Installation und Wartung des Servers.

Die internationale Wissenschaftlergemeinde nutzt die digitale Erbgutdatenbank, um sich über den Aufbau und die Funktion der einzelnen Gene zu informieren. Der Browser stellt das menschliche Genom grafisch dar: Die Nutzer können die Chromosomen, also die Erbgutträger, am Bildschirm erkunden, können sie vergrößern und verkleinern und sich die Beschreibungen von Forscherinnen und Forschern aus aller Welt durchlesen. Sie können auf der Seite selbst Gen-Sequenzen hochladen und sie mit den Genom-Daten vergleichen. Die kostenlose Datenbank wird auch im Studium von Naturwissenschaftlern und Medizinern eingesetzt.

Der Browser ist über die Internetadresse genome.ucsc.edu erreichbar. Auf der Seite kann außer dem menschlichen Genom ebenfalls das Erbgut von aktuell 45 anderen Lebewesen studiert werden. Dazu gehört die Rekonstruktion des Genoms des Neandertalers, der vor 45.000 Jahren ausgestorben ist. Auch die Genome von Schimpansen, Orang-Utans, Kühen, Kugelfischen und Moskitos sind auf der Seite einsehbar.

Das Institut für Bioinformatik am CeBiTec trägt mit seiner Arbeit zum Forschungsschwerpunkt „Molekular- und Nanowissenschaften“ der Universität Bielefeld bei. In diesem breiten Feld hat sich die Universität mit einem fokussierten Profil an den Schnittstellen zwischen Physik, Chemie, Biologie und Bioinformatik national und international positioniert. Die aktuellen Forschungen reichen von Nanoschichten und Einzelmolekülprozessen bis hin zu bakteriellen, pflanzlichen und tierischen Zellen.

Kontakt:
Prof. Dr. Jens Stoye, Universität Bielefeld
Technische Fakultät, Genominformatik
Telefon: 0521 106-3852
E-Mail: jens.stoye@uni-bielefeld.de

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Ingo Lohuis idw

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