Diamantene Drähte

Einem internationalen Forscherteam ist es gelungen diamantene Nanodrähte zu erzeugen. <br>(c) Wiley-VCH<br>

Kohlenstoff-basierte Nanomaterialien zeigen einzigartige Eigenschaften, die sie interessant für vielfältige technische Anwendungen machen, z.B. in Leichtbau und Elektronik, Energie-, Umwelt- und Medizintechnik. Ein internationales Forscherteam stellt in der Zeitschrift Angewandte Chemie jetzt einen neuen Ansatz zur Herstellung besonders feiner Nanodrähte aus Kohlenstoff in der Diamantkonfiguration vor. Moleküle mit diamantartiger Struktur werden dazu im Innern einer Kohlenstoffnanoröhre miteinander verknüpft.

Aus Anlass des 125. Jahrganges der Zeitschrift findet am 12.3. ein ganztätiges Festsymposium statt, bei dem mehrere Nobelpreisträger sprechen. Erfahren Sie mehr und verfolgen Sie es kostenlos live im Internet unter chemistryviews.org/angewandtechemie125.

Kohlenstoff kann in verschiedenen Formen vorkommen, von denen Graphit und Diamant die bekanntesten sind. Während Graphit aus zweidimensionalen wabenartigen Kohlenstoff-Schichten besteht, sind Diamanten dreidimensionale käfigartige Gerüste aus gewellten Kohlenstoffsechsringen. Daneben ist inzwischen eine Vielzahl neuer Nano-Konfigurationen bekannt: Fullerene, Kohlenstoffnanoröhrchen, Graphen (Graphit-Monoschichten), Nanodiamanten und Diamantoide. Diamantoide sind eigentlich mineralische Cycloalkan-Moleküle mit einem Kohlenstoffgerüst, das wie bei Diamant aus „Käfigen“ aufgebaut ist. Sie lassen sich als Miniatur-Diamanten auffassen, an deren Außenflächen Wasserstoff gebunden ist.

Für viele Anwendungen im Nanomaßstab braucht man nanoskopische Drähte. Verschiedene Typen wurden bereits hergestellt, inzwischen auch Nanodrähte aus Kohlenstoff in der Diamant-Konfiguration mit ca. 50 bis 100 nm Durchmesser. Das Forscherteam aus Japan, China, Deutschland und den USA wollte mit den Dimensionen noch weiter bin in den sub-Nanometerbereich heruntergehen. Solche winzigen Drähte könnten als Spitze für Rastersondenmikroskope interessant sein, Geräten, mit denen die Topologie einer Oberfläche in extrem hoher Auflösung „abgetastet“ und dann abgebildet werden kann.

Die Idee der Forscher um Hisanori Shinohara von der Universität Nagoya (Japan) war, Diamantoide zu langen, superdünnen Drähten zu fusionieren. Damit dies gelingt, mussten sie zu einem Trick greifen: Kohlenstoffnanoröhrchen, die als „Gussform“ dienen. Als Ausgangsmaterial wählten die Wissenschaftler Diadamantan, ein Diamantoid aus zwei diamantartigen Käfigen. An beiden Seiten statteten sie das Molekül mit je einer Carbonsäure-Gruppe aus. Für die Synthese werden die Moleküle in die Dampfphase überführt. Sie werden dann wie durch Kapillarkräfte in die winzigen Kohlenstoffnanoröhren hineingesaugt. Als geeignet erwiesen sich Röhrchen mit einem Innendurchmesser von ca. 1,3 nm. Im Innern der Röhrchen richten sich die Diamantoide wie Perlen auf der Schnur aus. Erhitzen auf etwa 600 °C unter Wasserstoffatmosphäre führt zu einer Polymerisation, bei der die einzelnen Diamantoid-Moleküle sich über ihre Carbonsäure-Gruppen zu einem langen, ca. 0,78 nm dünnen „Draht“ verbinden. Die käfigartige Struktur bleibt erhalten.

Mithilfe theoretischer Berechnungen und verschiedener analytischer Methoden konnten die Wissenschaftler belegen, dass der Kohlenstoff in den Drähten tatsächlich in einer diamantartigen Konfiguration vorliegt.

Derzeit arbeiten die Wissenschaftler eine Ultraschall-Technik aus, mit der die Nanodrähte aus den umhüllenden Nanoröhrchen freigesetzt werden können.

Angewandte Chemie: Presseinfo 09/2013

Autor: Hisanori Shinohara, Nagoya University (Japan),
http://www3.chem.nagoya-u.ac.jp/wordpress/?page_id=1101&lang=en

Angewandte Chemie, Permalink to the article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201209192

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Media Contact

Dr. Renate Hoer GDCh

Weitere Informationen:

http://www.presse.angewandte.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer