Weltweit erster Patient mit medikamentenbeschichtetem Ballonkatheter und bereits vormontiertem unbeschichteten Stent behandelt

Untersuchungen haben gezeigt, dass medikamentenbeschichtete Stents („Drug-eluting Stents“, „DES“) einen Wiederverschluss (Restenose) der Herzkranzgefäße wirkungsvoll verhindern können, aber auch mit einem erhöhten Risiko der Bildung von Gefäßthrombosen verbunden sein können.

In einer Forschungskooperation von Prof. Dr. Ulrich Speck von der Berliner Charité und Dr. Scheller wurde ein neuartiger beschichteter Ballon entwickelt, der wie einige DES mit dem Wirkstoff Paclitaxel beschichtetet ist. Anders als im Stent wird der Wirkstoff nur während der Dilatation freigesetzt, was möglicherweise das Risiko der späten Thrombosen verhindert.

In einer ersten Studie, veröffentlicht im New England Journal of Medicine (Scheller et al., NEJM 2006), konnte gezeigt werden, dass der beschichtete Ballonkatheter bei bereits wiederverengten Stents die nochmalige Verengung sehr wirksam verhindern kann, effizienter und sicherer als durch die Implantation eines zweiten, beschichteten Stents.

In der PEPCAD III Studie wird mit dem „Coroflex DEBlue“ Stent (B. Braun Melsungen AG, Vascular Systems, Berlin) erstmals eine Modifikation des beschichteten Ballonkatheters mit einem bereits vormontierten Stent klinisch erprobt. Coroflex DEBlue stellt somit eine Alternative zu den DES dar.

PEPCAD III ist eine europaweit durchgeführte multizentrische und randomisierte Untersuchung an 600 Patienten, die unter Verengungen der Herzkranzgefäße leiden. Verglichen wird der Coroflex DEBlue mit dem Cypher Stent in komplexen de-novo Läsionen. Die Studie wird geleitet von Prof. Dr. Christian Hamm, Bad Nauheim und Dr. Scheller aus Homburg/Saar.

Die Sicherheit des beschichteten Ballonkatheters ohne Stent konnte in der PEPCAD I Studie (kleine Koronargefäße) und PEPCAD II Studie (in-Stent Restenose) bereits bestätigt werden; die 30-Tages Ergebnisse der beiden Studien wurden auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim am 14.04.2007 vorgestellt.

Herz-Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache in den westlichen Ländern. Angina Pectoris oder der Herzinfarkt sind die typischen Symptome von Verengungen der Herzkranzgefäße. Zur Behandlung werden Stents mit oder ohne medikamentöse Beschichtung implantiert. Ein Nachteil von beschichteten Stents ist, dass auch nach mehreren Monaten aufgrund der Wirkstofffreisetzung keine vollständige Einheilung des Stents in das Gefäß erfolgt. Beim Einsatz des beschichteten Ballons sind diese unerwünschten Nebenwirkungen nicht zu erwarten.

Kontaktinformation:

Priv.-Doz. Dr. med. Bruno Scheller,
Prof. Dr. med. Michael Böhm, Direktor der Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, 66421 Homburg/Saar
Telefon: 06841-1623372
E-mail: bruno.scheller@uks.eu

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