Extremophile Lebensform in USA entdeckt

Kontaminierter Boden enthält alkaliliebende Bakterien

Wissenschaftler haben in einem See nahe Chicago Bakterien entdeckt, die unter extremen basischen Bedingungen überleben können: Die Umgebung weist einen pH-Wert von 12,8 auf. Im Vergleich wäre dies ein Vollbad in Ätznatron oder einem Abbeizmittel, meinen die Forscher in BBC-Online.

„Die Entdeckung der extremophilen Lebewesen im Grundwasser nahe einer Großstadt war eine Überraschung“, so George Roadcap, Hydrologe bei der Illinois State Water Survey. Genetische Analysen haben gezeigt, dass einige der Bakterien mit den Spezies Clostridium und Bacillus verwandt sind. Ähnliche Verwandte finden sich im Mono Lake in Kalifornien, in den Tufa-Columns in Grönland und in kontaminiertem Grundwasser von Goldminen in Südafrika. „In einigen dieser Fundstätten zählen die dominanten Mikroben zur Comamonadacea-Familie von den beta-Proteobakterien. In Versuchen konnten Forscher feststellen, dass diese Lebensformen nahe mit Wasserstoff-Oxidationsmitteln in Beziehung stehen“, so der Forscher. Das bedeutet, dass diese Bakterien den Wasserstoff der aus der Korrosion von Eisenschlacke in Wasser entsteht, verwerten. Unklar ist den Experten aber wie die Bakterien den Weg in die Schlacke gefunden haben. Eine Erklärung könnte sein, dass sich diese Lebewesen an die veränderten Lebensbedingungen über die vergangenen 100 Jahre angepasst haben. Eine andere Möglichkeit ist jedoch, dass sie in irgendeiner Weise importiert wurden.

Die Lake Calumet Region südöstlich von Chicago diente jahrelang als Industrieabfallhalde insbesondere für Schlacken. Mit dem Abfall wurden Feuchtgebiete und kleine Seen trockengelegt. Zusätzlich dazu fließt der Calumet River direkt durch die großen Industriegebiete. Geschätzte 600 Bio. Liter kontaminierter Industrieabfall wurde in der Gegend und im nordöstlichen Teil des Bundesstaates Indiana auf Halde gelegt und als Aufschüttung verwendet. Wasser und Luft reagieren mit der Schlacke und produzieren Kalk (Kalziumhydroxid), der für den hohen Basengehalt verantwortlich ist.

„Die Mikroben wurden an einer Stelle gefunden, an der die Schlacke als Geländeauffüllung verwendet wurde und an der keine Vegetation wuchs“, erklärt Roadcap beim jährlichen Treffen der Geological Society of America. Die Forscher sind sich einig, dass die Untersuchung der extremophilen Lebewesen besseren Aufschluss über die tatsächliche Widerstandsfähigkeit von Mikroben ist. Das könnte auch ein Indiz dafür sein, dass es auf anderen Planeten des Sonnensystems Leben gibt.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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