Bakterienart überlebt 120.000 Jahre im Grönlandeis

Ein Forscherteam der Pennsylvania State University hat eine neue Bakterienart entdeckt, die über 120.000 Jahre in den Tiefen eines grönländischen Gletschers überlebt hat.

Die Fähigkeit der Mikroorganismen auch in Lebensräumen mit geringer Temperatur, hohem Druck und wenig Nährstoffen zu bestehen, sei besonders interessant für die Wissenschaft, so Jennifer Loveland-Curtze vom Departement für Biochemie und Molekularbiologie.

Anhand solcher Keime ließe sich untersuchen, wie Lebewesen im Allgemeinen mit einer Vielzahl extremer Umweltbedingungen zurechtkommen. Über den Fund der Chryseobacterium greenlandensis getauften Mikrobe berichteten Loveland-Curtze und ihre Kollegen gestern, Dienstag, auf der Jahresversammlung der American Society for Microbiology.

Die neu entdeckte Art gehört zu jenen Bakterien, die aufgrund ihrer geringen Größe allgegenwärtig sind, der Wissenschaft aber noch immer Rätsel aufgeben. Einige Arten sind nämlich derart klein, dass sie durch die meisten mikrobiologischen Filter hindurchgelangen und so leicht übersehen werden. Sogar in speziell aufbereitetem, eigentlich keimfreien Dialysewasser hätten sich solche Keime finden lassen.

„Solche ultra-kleinen Zellen könnten unerkannte Verunreinigungsstoffe in medizinischen und Trägerlösungen sein, die eigentlich als steril gelten“, erklärt Loveland-Curtze. Die geringe Größe sei denn auch die wahrscheinlichste Erklärung für die lange Überlebensfähigkeit der entdeckten Bakterienart, die im grönländischen Eis in einer Tiefe von rund 3.000 Metern gefunden wurde. Genetische Untersuchungen hätten gezeigt, dass das Bakterium zu den Chryseobakterien zählt, die in verschiedensten Lebensräumen zu finden sind und teilweise auch als Krankheitserreger auftreten.

Um die Bakterien im Labor zu untersuchen, haben die Forscher um Loveland-Curtze das Schmelzwasser eines Eiskerns durch einen nur 0,2 Mikrometer weiten Filter geleitet und die gewonnenen Zellen in einer kalten, nährstoffarmen und sauerstofffreien Lösung gezüchtet. Dort bildeten sie leuchtende, orangefarbene Kolonien, die reichlich organisches Material nach außen abgaben.

Anhand der physiologischen, biochemischen und strukturellen Merkmale des Chryseobacterium greenlandensis und anderer, jüngst im Grönlandeis entdeckter Arten hofft das Wissenschaftlerteam Erkenntnisse über die Lebens- und Überlebenweise der Zellen zu bekommen. „Mikroben beinhalten rund ein Drittel der gesamten Biomasse der Erde. Es sind aber erst weniger als 8.000 von schätzungsweise drei Millionen Arten beschrieben worden“, so Loveland-Curtze.

Media Contact

Claudia Misch pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.psu.edu http://www.asm.org

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