Frösche schrumpfen als Folge der Entwaldung

Nicht nur die Lebensräume und Populationen bestimmter Tierarten werden dank Menschenhand immer kleiner, bei manchen Arten nimmt sogar die Körpergröße ab. Das berichten Forscher der University of Puerto Rico.

Bei ihren Untersuchungen an den zwei in Puerto Rico heimischen Arten des Antillenpfeiffrosches – Eleutherodactylus antillensis und E. coqui – haben Johanna Delgado-Acevedo und Carla Restrepo festgestellt, dass diejenigen Tiere, die in wenig bewaldeten Gebieten leben, physisch kleiner sind, als ihre Artgenossen und unberührten Arealen. „Es ist bekannt, dass die Körpergröße von Amphibien sinkt, wenn die Tiere in ihrem Lebensraum einer großen Zahl von Fressfeinden ausgesetzt sind. Nun aber zu entdecken, dass dies auch in Folge menschlicher Umweltzerstörung geschieht, war für uns wirklich überraschend“, sagt Delgado-Acevedo.

An neun verschiedenen Standpunkten im nördlichen Teil der Insel hatten die beiden Forscherinnen Exemplare der beiden Arten eingefangen, sie mittels Röntgenstrahlung untersucht und ihre Knochen vermessen. In allen Gebieten herrschte subtropisch-feuchtes Klima vor, jedoch unterschied sich die Bewaldung stark. Einige Areale waren noch zu über 70 Prozent bewaldet, während andere mäßig bis stark abgeforstet waren oder kaum noch natürliche Bewaldung aufwiesen. Es zeigte sich, dass die Frösche aus Gebieten, die nur noch zu 20 Prozent aus Wald bestanden, physisch rund fünf bis zehn Prozent kleiner waren, als solche aus stark bewaldeten, unberührten Gegenden. Auch zeigten sich Unterschiede hinsichtlich der Symmetrie der Froschkörper je nachdem wie waldreich die Lebensräume waren.

Die Forscherinnen vermuten, dass diese Größenanpassung ein Resultat der natürlichen Selektion darstellt. Denn bei weniger verfügbaren biologischen Ressourcen könnten kleinere Frösche mit geringeren Ansprüchen an ihre Lebensumwelt die besseren Überlebenschancen haben. Allerdings könnten auch lebensraumbedingte Probleme in frühen Entwicklungsstadien die Ursache für das schwächere Wachstum sein, da die Entwaldung die Frösche möglicherweise größerem Stress aussetzt. Generell sei es aber schwierig zu sagen, ob die geringere Größe eher Schaden oder Nutzen für die Tiere sei, da ein langsameres Wachstum allgemein eher mit größerem Wärmeverlust und schnellerer Dehydrierung einhergehe.

Allerdings seien die kleinen Artvertreter auch weniger auffällig und könnten sich leichter vor Feinden verstecken. „Kleiner zu sein, hat klar einige Vorteile. Aber diese Arten sind nicht aufgrund natürliche Bedingungen klein, sondern weil ihr Lebensraum verändert wurde, was eine sehr schlechte Sache ist“, so Delgado-Acevedo. „Wir denken aber, dass die Messung von Körpergroße und symmetrischen Eigenschaften als Methode zur Evaluierung des Gesundheitszustandes von Wildpopulationen dienen könnte.“

Media Contact

Claudia Misch pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.upr.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer