Mehr Vielfalt in die Landwirtschaft mit Nawaros

Das Thema Biodiversität findet sich dank der derzeit stattfindenden 9. Vertragsstaaten-Konferenz über die Biologische Vielfalt in vielen Medien wieder. Das Bundeslandwirtschaftsministerium und sein Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), beschäftigen sich schon seit langem mit der Frage, wie die Artenvielfalt auf dem Acker zu erhöhen ist. Ihr Lösungsansatz ist es, neue Energiepflanzen zu erforschen und in die Praxis zu bringen. Demnächst werden aus dem umfangreichen Anbauprojekt „EVA“ die ersten Fakten in Broschüren-Form vorliegen.

Im internationalen Maßstab soll gleichzeitig im Rahmen eines Zertifizierungsprojektes ein System zum Nachweis der Einhaltung von Nachhaltigkeitsanforderungen beim Energiepflanzenanbau entwickelt werden.

Naturschutzgebiete spielen eine zentrale Rolle für den Erhalt der Biodiversität. Mindestens genauso wichtig ist es jedoch, auf dem wirtschaftlich genutzten Acker die Vielfalt zu erhalten und zu erhöhen. Das BMELV unterstützt über die FNR aktuell 56 laufende Forschungsvorhaben zu Energiepflanzen, die unter anderem genau dieses Ziel verfolgen.

Noch wird in der Praxis zu oft und einseitig auf die etablierten Energiepflanzen Raps und Mais gesetzt, dabei sind nach den ersten Ergebnissen des großangelegten Forschungsprojektes EVA für Biogasfruchtfolgen zum Beispiel auch verschiedene Sorghumhybriden geeignet, an trockenen Standorten können sie Mais sogar überlegen sein.

In EVA wurden auch neue Anbausysteme wie das Zweikultur-Nutzungssystem getestet, das mit einer Haupt- und einer Zweitfrucht pro Jahr ebenfalls Chancen für mehr Vielfalt bietet. Während die ganzjährige Bodenbedeckung dieses Systems grundsätzlich ökologische Vorteile gegenüber dem konventionellen Hauptfruchtanbau bietet, hängt die ökonomische Überlegenheit, wie EVA zeigte, von den klimatischen und örtlichen Gegebenheiten ab. Nicht in allen, aber in manchen Fällen ließen sich mit dem Zweikulturnutzungssystem höhere Erträge und Gewinne erwirtschaften.

Die Versuche in EVA deckten aber längst nicht alle in Frage kommenden Energiepflanzen und Anbausysteme ab, die dafür in anderen über die FNR geförderten Projekten untersucht werden. So widmen sich Vorhaben vielversprechenden und bislang noch wenig bekannten potenziellen Energielieferanten wie der Durchwachsenen Silphie oder dem Bokhara- oder Steinklee. So genannte Agroforstsysteme werden getestet, in denen schnellwachsende Energie- oder langsam wachsende Werthölzer zusammen mit normalen Ackerkulturen auf einem Feld stehen.

Die Wissenschaftler vermuten dabei nicht nur Synergieeffekte für beide beteiligten Kulturarten, es würde auch wiederum die Artenvielfalt erhöht. Schnellwuchshölzer kann man aber auch in Kurzumtriebsplantagen anbauen und alle paar Jahre beernten. Der Vorteil für die biologische Vielfalt: Die Plantagen benötigen relativ wenig Dünger, Pflanzenschutz und Bearbeitung, so dass sie zum Rückzugsraum für viele Tier- und Pflanzenarten werden können.

Die FNR ist aber nicht nur auf der Ebene der Arten und Anbausysteme aktiv, auch die Züchtung neuer Sorten, die ebenfalls Diversität schafft, fördert sie.

Diese Beispiele zeigen die Möglichkeiten auf, die nachwachsende Rohstoffe bieten, um unsere Kulturlandschaft und die Artenvielfalt zu bereichern. Züchter, Berater, Ausbilder und natürlich die Landwirte selbst sind aufgefordert, sie in die Praxis umzusetzen.

Unter einem etwas anderen Aspekt spielt das Thema Biodiversität eine Rolle in einem Projekt zur Zertifizierung von Biomasse. Dessen Ziel ist es, nachhaltige von nicht-nachhaltiger Produktion unterscheidbar zu machen. Zu den Zertifizierungskriterien zählt, dass der Anbau nicht auf Flächen mit hoher Artenvielfalt, wie zum Beispiel in Regenwaldgebieten, stattfindet.

Die Broschüre „Standortangepasste Anbausysteme für Energiepflanzen“ fasst die Ergebnisse aus EVA zusammen, richtet sich an die Praxis und ist in Kürze kostenlos bei der FNR erhältlich.

Über Energiepflanzen-Projekte, die über dier FNR gefördert werden, informiert die Internetseite www.energiepflanzen.info.

Näheres zum über die FNR geförderten Zertifizierungsprojekt ist auf der Internetseite www.fnr.de/zertifizierung zu finden.

Nicole Paul

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) e.V. fördert im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Forschung, Entwicklung und Markteinführung zu nachwachsenden Rohstoffen.

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Hofplatz 1
18276 Gülzow
Tel.: 03843/69 30-0
Telefax: 03843/69 30-102
e-Mail: info@fnr.de
V.i.S.d.P.: Dr.-Ing. Andreas Schütte
Nr. 584 vom 26. Mai 2008

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