Auf der Suche nach schonenden Therapien – Norddeutschlands Urologen tagen in Hamburg
Mit Prof. Dr. Margit Fisch, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universitätsklinikums Eppendorf, ist erstmals eine Frau Präsidentin des Regionalkongresses, der jährlich von der Vereinigung Norddeutscher Urologen e.V., der Brandenburgischen Gesellschaft für Urologie e.V. und der Berliner Urologischen Gesellschaft e.V. veranstaltet wird.
Volkskrankheiten wie Harnsteine, die gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH) und die erektile Dysfunktion, aber auch Tumoren von Harnblase, Niere und Prostata zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern, die von Urologen behandelt werden. „Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse können wir heute einige diagnostische und therapeutische Methoden auf den Prüfstand stellen“, sagt Prof. Dr. Margit Fisch. Was können wir konservativ behandeln? Wann müssen wir umschwenken auf eine interventionelle Therapie? Was geht minimal-invasiv bei gutartigen Erkrankungen wie der BPH, in der Steintherapie, der rekonstruktiven Urologie oder in der Tumortherapie? Was ist bei einem immer älter werdenden Patientenkollektiv sinnvoll?
So lauten aktuelle Fragestellungen, die auf dem 7. Nordkongress unter dem Motto „Urologie im Wandel zur minimalen Invasivität“ thematisiert werden. „Wir sind zunehmend in der Lage, unser Eingreifen am individuellen Patientenrisiko auszurichten und damit im Einzelfall eine bessere Lebensqualität zu erhalten“, sagt Prof. Fisch, die in ihrer Funktion als Präsidentin der Vereinigung Norddeutscher Urologen e.V. dem diesjährigen Nordkongress vorsteht.
Weniger ist manchmal mehr – das gilt zum Beispiel für die risikoadaptierte Nachsorge beim Hodentumor, die in vielen Fällen eine Verringerung der Strahlenbelastung durch Computertomographien bedeutet. Gleichzeitig ermöglicht die Spermienkonservierung im Vorfeld der Behandlung den meist jungen Betroffenen eine spätere Vaterschaft, die für ihre Lebensqualität entscheidend sein kann. Kleine Nierentumore können und sollten heute wenn möglich organerhaltend operiert werden, da in den letzten Jahren klar gezeigt werden konnte, dass das Überleben der Patienten im Vergleich zur kompletten Entfernung der Niere verlängert werden kann und dies unabhängig von der Krebserkrankung.
Der Eingriff kann bei Patienten mit kleinen Tumoren und oberflächlicher Lage minimal-invasiv, das heißt DaVinci assisitiert oder laparoskopisch durchgeführt werden. Bei Männern mit Niedrigrisiko-Prostatakarzinom ist die aktive Überwachung (Active Surveillance) neben Bestrahlung und Operation laut S3-Prostatakarzinom-Leitlinie schon heute eine nicht-invasive Behandlungsalternative. Hat der frühere Standard bei der Entfernung von Harnsteinen – die berührungsfreie Zertrümmerung durch Stoßwellen (ESWL) – Bestand oder ist es dank neuer OP-Techniken und neuer Instrumente schonender für den Patienten sie über eine Punktionsstelle endoskopisch zu entfernen? Auch diese Frage werden die Experten in Hamburg diskutieren.
Mit dem „Konzept Nordkongress“ bündeln die drei regionalen urologischen Fachgesellschaften aus Hamburg, Berlin und Brandenburg ihre Kräfte und sichern Fortbildung vor Ort auf hohem Niveau. Ein Pflegekongress samt Hospitationen in Hamburger Praxen, Kliniken und Betrieben für nichtärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehört dazu. Mit der Vergabe diverser Preise und dreier Promotions-Stipenden fördern die Fachgesellschaften ihren medizinischen Nachwuchs. Im Rahmen der Berufspolitik geht es auf dem 7. Nordkongress um mehr Patientensicherheit durch das Fehlermanagement-System CIRS-Urologie.
Medienvertreter sind auf den wissenschaftlichen Veranstaltungen im Kongresshotel Grand Elysée und den Workshops, etwa zur sonographischen Diagnostik und modernen Harnsteinentfernung, willkommen. Prof. Fisch steht für Interviews auch vorab zur Verfügung.
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