Psychosomatik-Kongress: Kurzzeit-Psychotherapie verringert Depressionen bei Brustkrebspatientinnen
Wissenschaftler der Universitäten Mainz und Leipzig haben jetzt nachgewiesen, dass eine spezielle Kurzzeit-Psychotherapie ein wirksames Mittel gegen Depressionen bei Brustkrebspatientinnen ist. Die detaillierten Ergebnisse ihrer Studie stellen sie auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vor, der vom 6. bis zum 9. März 2013 in Heidelberg stattfindet.
Brustkrebs ist mit vielen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen verbunden. Die langwierige Behandlung führt zu Schmerzen und Erschöpfung. Dazu kommt Todesangst, das eigene Körperbild und die Sexualität können sich verändern, oder die Betroffene zieht sich von ihren sozialen Beziehungen zurück. Wenig erstaunlich ist es deshalb, dass Depressionen die häufigsten seelischen Begleiterkrankungen bei Brustkrebs sind. Rund 22 Prozent der Patientinnen leiden daran. Unbehandelt sind diese Patientinnen länger arbeitsunfähig, ihre Lebensqualität ist geringer und in einigen Fällen verschlechtert sich dadurch die Behandlungsprognose. „Dennoch werden die seelischen Nöte bei der Behandlung des Tumors häufig außer acht gelassen“, sagt Professor Dr. med. Dipl.-Psych. Manfred Beutel, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. Und es fehlten bislang Studien zu der Frage, wie Depressionen bei Brustkrebspatientinnen wirksam behandelt werden können.
Wissenschaftler der Universitäten Mainz und Leipzig haben unter der Leitung von Professor Beutel (Mainz) und Professor Brähler (Leipzig) nun nachgewiesen, dass eine spezielle Kurzzeit-Psychotherapie zu einem deutlichen Rückgang der Depressionen bei Brustkrebs-Patientinnen führt. Die Wissenschaftler teilten 157 betroffene Patientinnen mit deren Einverständnis per Los in zwei Gruppen ein. Die Patientinnen der ersten Gruppe wurden wie üblich behandelt, indem sie an ihre Hausärzte verwiesen und über Beratungsstellen informiert wurden. Die Patientinnen der zweiten Gruppe erhielten eine, in einem Handbuch beschriebene, tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie von bis zu 20 Sitzungen, von jeweils einer Stunde pro Woche. In diesen Sitzungen informierten Psychotherapeuten die Patientinnen über ihre Depression und entwickelten gemeinsam mit ihnen passende Strategien, wie sie die mit ihrer Krebserkrankung verbundenen seelischen Depressionen besser bewältigen können. Die dadurch erzielten Ergebnisse sind deutlich: Innerhalb von acht Monaten bildete sich die Depression bei 57 Prozent der Patientinnen, die an der Therapie teilnahmen, zurück. Die vergleichbare Quote der anderen Patientinnen betrug lediglich 33 Prozent.
„Damit hat sich die Kurzzeit-Psychotherapie als sehr wirksam bei der Behandlung von Depressionen bei Brustkrebspatientinnen erwiesen“, sagt Professor Beutel im Vorfeld der Tagung. „Allerdings sollte die Behandlung frühzeitig erfolgen.“ Betroffene können sich beispielsweise an ihren Hausarzt, Krebsberatungsstellen oder Psychosomatische Kliniken wenden und sich dort über mögliche Therapien informieren. „Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist allerdings aufgrund der getrennten Versorgungssektoren immer noch eine Hürde. Somatische und Psychosomatische Medizin müssen hier besser zusammenarbeiten“, fügt der Tagungspräsident Professor Dr. med. Wolfgang Herzog, Heidelberg, hinzu.
Die Mainzer und Leipziger Forscher gehen davon aus, dass sich die tiefenpsychologisch orientierte Kurzzeit-Psychotherapie auf Patientinnen und Patienten mit anderen Krebsarten übertragen lässt. Ihre detaillierten Ergebnisse stellen die Wissenschaftler auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie vor, der vom 6. bis zum 9. März 2013 in Heidelberg stattfindet.
Quellen:
– Beutel et al.: Wirksamkeit psychodynamischer Kurzzeitpsychotherapie für depressive Brustkrebspatientinnen: Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Multicenterstudie. Abstract zum Kongress.
– Zwerenz et al.: Efficacy of psychodynamic short-term psychotherapy for depressed breast cancer patients: study protocol for a randomized controlled trial. BMC Cancer 2012, 12:578.
Zum Tagungsprogramm
Terminhinweise:
Pressekonferenz
7. März 2013, 12.30 bis 13.30 Uhr
Robert Schumann Zimmer, Kongresshaus Stadthalle Heidelberg
Eines der Themen:
Krebs, Diabetes und Herzschwäche können auch die Seele krank machen:
Wie können chronisch Kranke besser versorgt werden?
Professor Dr. med. Wolfgang Herzog
State-of-the-Art Symposium: Psychoonkologie:
8. März 2013, 16.45-18.15 Uhr
Ballsaal, Kongresshaus Stadthalle Heidelberg
Wirksamkeit psychodynamischer Kurzzeitpsychotherapie für depressive Brustkrebspatientinnen: Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Multicenterstudie
Professor Dr. Manfred E. Beutel
Wissenschaftliches Symposium: Aufgaben der Psychoonkologie – Vieles getan, noch mehr zu tun
7. März 2013 16.45 bis 18.15
Gustav Mahler Zimmer , Kongresshaus Stadthalle Heidelberg
Kontakt für Journalisten:
Pressestelle
Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Christine Schoner/Kathrin Gießelmann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-573
Telefax: 0711 8931-167
schoner@medizinkommunikation.org
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.deutscher-psychosomatik-kongress.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten
Neueste Beiträge

Ein Erdbeben in der lebendigen Zelle
Die Carl-Zeiss-Stiftung fördert eine Kooperation der Universitäten Jena und Ulm sowie des ITB in Bingen mit 750.000 Euro im Förderprogramm „CZS Wildcard“. Erdbeben setzen gewaltige Kräfte frei, die enorme Zerstörungen…

Erstmals Scheibe um Stern in einer anderen Galaxie entdeckt
Astronominnen und Astronomen haben eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: Sie haben eine Scheibe um einen jungen Stern in der Großen Magellanschen Wolke, einer Nachbargalaxie von uns, beobachtet. Zum ersten Mal wurde…

Der Evolution des „Kleinen Gehirns“ auf der Spur
Heidelberger Wissenschaftler enthüllen genetische Programme, die die Entwicklung der zellulären Vielfalt im Cerebellum von Menschen und anderen Säugetieren steuern. Die Evolution höherer kognitiver Funktionen beim Menschen wurde bislang hauptsächlich mit…