Wie national sind Museen?

Musentempel, Hüter des kulturellen Erbes, Erinnerungsort, Stätte der Geschmacks- und Wissensvermittlung: Die Funktionen des Museums sind vielfältig, und je nach Museumstyp und disziplinärer Ausrichtung werden unterschiedliche Akzente gesetzt, wenn es darum geht, diese zu definieren.

Ein stets wiederkehrendes Argument aber ist, dass die Institution, die mit der ersten Öffnung fürstlicher Sammlungen für das Publikum um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstand, maßgeblicher Schauplatz nationaler Identitätsbildung gewesen sei.

Das Bestreben, die Institution Museum nicht länger in Abhängigkeit ihres jeweiligen nationalen Kontexts zu analysieren, macht sich die internationale Tagung „Transnationale Museumsgeschichte 1750–1940“ zu eigen. Wir möchten Sie dazu herzlich einladen:

Zeit: 17. bis 18. Februar 2012
Ort: TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Hauptgebäude, Sitzungssaal H 1035 und H 1036

Auch wenn die Zahl der Museumsgründungen im Europa des 19. Jahrhunderts, als sich der moderne Nationalstaat etablierte, besonders hoch war, wird in den aktuellen museumshistorischen Forschungen der enge Zusammenhang von Nationenbildung und der Geburt des öffentlichen Sammlungswesens zunehmend kritisch hinterfragt.
Die Tagung, die unter Leitung von Prof. Dr. Bénédicte Savoy und Dr. Andrea Meyer vom Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Fachgebiet Kunstgeschichte veranstaltet wird, lädt dazu ein, über Aufgabe und Konzeption von Museen, über museale Praktiken sowie über die Wahrnehmung der Museumskultur aus transnationaler Perspektive nachzudenken. Welche Modelle aus dem Ausland importierten Museumsvertreter um die eigene Sammlung zu profilieren? Inwiefern eigneten sie sich „fremde“ Ordnungs- und Hängungsprinzipien an? Können internationale Netzwerke, auf die sich Museumsdirektoren und -kuratoren stützten, rekonstruiert werden? Wie lassen sich die Aktivitäten von Kommissionen näher beschreiben, die den Auftrag hatten, den Museumsbetrieb jenseits der Grenze auszukundschaften? Welchen Einfluss auf die Planungen, die architektonische Gestaltung und die Zusammensetzungen von Sammlungen hatte ein international inspirierter Kunstgeschmack? Enthalten Briefe, Reiseaufzeichnungen oder Tagebücher von Museumsbesuchern konkrete Hinweise auf eine vergleichende, transnationale Rezeption? Das Museum als Produkt grenzüberschreitender Austausch- und Transferprozesse steht im Mittelpunkt der Tagung.

Zeitlich setzt die Tagung um 1750 an, als sich die entscheidenden, uns heute noch vertrauten Charakteristika des modernen Kunstmuseums, wie beispielsweise die öffentliche Zugänglichkeit, der autonome Ausstellungsort, die Anwendung wissenschaftlicher Ordnungsprinzipien oder der didaktische Anspruch, durchzusetzen begannen. Als zweites Eckdatum der Tagung dient noch vor der Zäsur des Zweiten Weltkriegs jene Konferenz in Madrid, die 1934 Museumsfachleute aus aller Welt versammelte und die Institution so ganz buchstäblich zum zentralen Gegenstand intensiver, internationaler Debatten machte.

Die Tagung wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Tagungssprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch.
Das Programm finden Sie unter:
http://www.kunstgeschichte.tu-berlin.de/index.php?id=559

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Dr. Andrea Meyer, Fachgebiet Kunstgeschichte, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der TU Berlin, Straße des 17. Juni 150/152, 10623 Berlin, Tel.: 030/314-28922, Fax: 030/314-23844, E-Mail: andrea.meyer@mailbox.tu-berlin.de

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Stefanie Terp idw

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