Meet global, act local: Fazit der Internationalen Umweltgeotechnik-Konferenz in Bochum
Die weltweite Erderwärmung führt zu extremeren Klimaphänomenen, Bevölkerungswachstum und Industrialisierung greifen immer stärker in den Lebensraum Erde ein. Welche Folgen sich aus dem Zusammenspiel dieser Faktoren ergeben können, hat die jüngste Unwetterkatastrophe in Istanbul deutlich vor Augen geführt. Die Globalisierung bietet aber auch Chancen, den Herausforderungen durch internationale Kooperation wirksam entgegen zu treten.
Das zeigte die weltweit bedeutendste Konferenz für Umweltgeotechnik und nachhaltige Entwicklung, das International Symposium on Environmental Geotechnology and Sustainable Development (ISEG), die vom 7. bis 11. September 2009 an der Technischen Fachhochschule Georg Agricola (TFH) in Bochum stattfand.
Die ISEG-Konferenz nutzten Experten aus 26 Ländern, um über technologische und administrative Lösungsansätze auf lokaler Ebene zu diskutieren und daraus gemeinsame Strategien abzuleiten. „Wir wollen Brücken zwischen Menschen und Ländern bauen“, gab Professor Dr. Hilary I. Inyang, Präsident der International Society of Environmental Geotechnology (Internationale Gesellschaft für Umweltgeotechnik) den Konferenzteilnehmern bei seiner Eröffnungsrede mit auf den Weg. Ein Beispiel für diese länderübergreifende Kooperation sei das wissenschaftliche Konsortium für nachhaltigen Bergbau (Consortium of Sustainable Mining), das die China University of Mining and Technologie (Xuzhou, China), die Universität Ljubljana (Slowenien), die Africa University of Science and Technology (Abuja, Nigeria) und die TFH Georg Agricola in den nächsten Jahren gemeinsam aufbauen wollen.
Als ehemals „Europäische Hauptstadt des Bergbaus“ und wissenschaftliches Zentrum des Ruhrgebiets sei die Hochschulstadt Bochum der passende Ort für eine so bedeutende wissenschaftliche Konferenz zum Thema Geotechnik, erklärte Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz in ihrem Grußwort. TFH-Präsident Professor Dr. Jürgen Kretschmann erinnerte in seiner Begrüßungsansprache an das geistige Erbe des TFH-Namenspatrons Georg Agricola: „Von ihm können wir lernen, Technik immer im engen Zusammenhang mit ihrer Umwelt zu betrachten.“ Tagungsleiter Professor Dr. Frank Otto vom Wissenschaftsbereich Geoingenieurwesen, Bergbau und Technische Betriebswirtschaft der TFH stellte in seinem Eröffnungsvortrag einige Errungenschaften der Geotechnik im Ruhrgebiet bei der Rekultivierung von Halden und der Wasserhaltung im Steinkohlenbergbau vor.
Auszeichnung für Nachwuchsforscher: Hilary Inyang Award
Im Rahmen der ISEG-Konferenz wurden erstmals Nachwuchsforscher der Umweltgeotechnik mit dem Hilary Inyang Award ausgezeichnet. Der vom ISEG-Präsidenten Professor Inyang gestiftete, mit 1.000 US-Dollar dotierte Preis für den besten Vortrag eines Absolventen ging an David Allen von der Leeds Metropolitan University (Großbritannien). Allen hatte unterschiedliche Verfahren zur Beseitigung von Kokerei-Altlasten untersucht – eine auch für das Ruhrgebiet interessante Forschungsarbeit. Den zweiten Preis erhielt TFH-Absolvent Michael Müller, der sich in seiner Arbeit mit dem Einsatz von Sekundärrohstoffen beim Bau von Mülldeponien auseinandergesetzt hatte.
Geotechnik global: Themen der ISEG-Konferenz
In rund 50 Vorträgen beschäftigten sich die Konferenzteilnehmer mit einem weiten Spektrum an Fragestellungen. Die Auswirkungen des Klimawandels auf das Ökosystem des Nigerdeltas in Afrika, ökonomische Modelle zur Steigerung der Recyclingquoten in Brasilien, satellitengestützte Verfahren zur Messung von Erosionsschäden in den USA oder der Beitrag geotechnischer Informationen zur nachhaltigen Stadtplanung in Kathmandu (Nepal) waren nur einige Beispiele aus dem vielfältigen Tagungsprogramm.
Einen der wichtigsten Schwerpunkte bildete das Thema Bergbaufolgen. Hier hat das Ruhrgebiet internationale Vorbildfunktion, wie Professor Jiang Chang von der China University of Mining and Technology (CUMT) erklärte. Er ist einer der verantwortlichen Stadtplaner für die Rekultivierung der Bergbaureviere in der chinesischen Millionenstadt Xuzhou. „Wir können viel von den Erfahrungen in Deutschland lernen, was den Umgang mit Bergbaufolgen angeht. Unser Ziel ist es, dass Xuzhou in diesem Sinn einmal das Ruhrgebiet Chinas sein wird.“ Am Rekultivierungsprojekt der CUMT ist auch die TFH Georg Agricola maßgeblich beteiligt, die Partnerhochschule der CUMT ist.
Geotechnik Made in Germany
Neben dem wissenschaftlichen Austausch hatten die Konferenzteilnehmer auf einer begleitenden Fachausstellung auch die Gelegenheit, sich mit dem neuesten Stand in Sachen angewandter Geotechnik vertraut zu machen. International führende Unternehmen wie das Ingenieurhaus DMT GmbH & Co. Kg, oder der bedeutende Hersteller von Geotextilien Naue GmbH präsentierten dem fachkundigen Publikum ihre Produkte und Dienstleistungen.
Nächste ISEG in China
Die ISEG-Konferenz findet seit 1996 an wechselnden Orten statt, seit 1998 im jährlichen Rhythmus. Nach der Veranstaltung in diesem Jahr in Bochum wird ISEG 2010 an der Partnerhochschule der TFH, der China University of Mining and Technology in Xuzhou stattfinden und im Jahr 2011 an der California State University.
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