Die Finanzen im Blick – schon in der Schule

„Die ökonomische Bildung hat in den allgemeinbildenden Schulen in Sachsen nur eine Randposition – trotz der zentralen Bedeutung für die eigenständige und unabhängige Lebensführung jedes Einzelnen“, sagt Prof. Dr. Volker Bank, Inhaber der Professur Beruf- und Wirtschaftspädagogik an der Technischen Universität Chemnitz.

„Vor allem Ostdeutschland ist bei der Lehrerausbildung in Sachen ökonomischer Bildung suboptimal aufgestellt. In den westlichen Bundesländern sieht es etwas besser aus, doch auch dort gibt es wegen zu geringer Zahlen des akademischen Nachwuchses erhebliche Probleme, die entsprechenden Professuren fachgerecht zu besetzen“, so Bank weiter. Vor diesem Hintergrund findet vom 27. bis 29. Februar 2012 die Jahrestagung der „Deutschen Gesellschaft für ökonomische Bildung e. V.“ (DeGöB) an der TU Chemnitz statt. Das Thema lautet „Ökonomische Allgemeinbildung in der Sekundarstufe II“.

Die Gesellschaft fördert die wissenschaftliche Entwicklung ökonomischer Bildung. Sie möchte die ökonomische Bildung in der Schule ausbauen und die Lehrerbildung für dieses Fachgebiet fördern. „Im Freistaat Sachsen gibt es jedoch an allgemeinbildenden Gymnasien kein eigenständiges Fach Wirtschaft. Lediglich das Fach Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft enthält ökonomische Aspekte“, berichtet Bank und ergänzt: „Wichtige Aspekte der sogenannten `financial literacy´ fehlen. Dabei geht es um die Frage, wie man seine privaten Finanzen, Steuern und Versicherungen organisiert.“ Für die Lehrerausbildung in den entsprechenden Modulen seien vorrangig Politikwissenschaftler, teilweise auch Soziologen, verantwortlich. „Allein schon daran lässt sich ein dringender Überarbeitungsbedarf der Lehrpläne in Lehrerausbildung und Schulunterricht erkennen“, so Bank.

„Potsdam, Halle, Magdeburg und zum Teil auch Jena gehören zu den wenigen Standorten in den neuen Bundesländern, die sich mit ökonomischer Bildung aus allgemeinbildender Perspektive beschäftigen. Als Wirtschaftspädagogen konzentrieren wir uns an der TU Chemnitz eher auf den beruflichen Teil der Sekundarstufe II“, erklärt Bank, weshalb die TU 2012 Ausrichter der DeGöB-Jahrestagung ist. Seit dem Wintersemester 2010/2011 bietet die Chemnitzer Universität einen Masterstudiengang Berufs- und Wirtschaftspädagogik in der Nachfolge des Diplomstudienganges Handelslehrer an. „Die Studierenden erhalten hier umfangreiche Kompetenzen für die spätere kaufmännische Lehr- und Berufspraxis. Die Fragen ökonomischer Bildung stehen neben den Fragen des Unterrichtens und Unterweisens im Zentrum des Studiums“, so Bank. Auch in der Forschung befassen sich die Chemnitzer Pädagogen mit dem Thema. In diesem Jahr erscheint eine Publikation mit dem Titel „Fachkompetenz von Wirtschaftslehrern. Grundlagen und Befunde einer Weiterbildungsbedarfsanalyse“. Sie basiert auf einer Pilotstudie zur ökonomischen Bildung bei Lehrern an allgemeinbildenden Schulen in den Räumen Chemnitz, Essen und Kiel.

Erwartet werden zur Jahrestagung rund 80 Teilnehmer, um mit Referenten aus ganz Deutschland und der Schweiz zu diskutieren. Für den Hauptvortrag zur Eröffnung der Tagung liegt eine prominente Zusage vor: „Er wird von Prof. Dr. Rolf Dubs, herausragender Wirtschaftspädagoge, exzellenter Wirtschaftsdidaktiker und emeritierter Altrektor der Universität St. Gallen gehalten“, freut sich Bank.

Das Programm der Jahrestagung im Internet: http://www.degoeb.de

Weitere Informationen erteilt Kathrin Thieme, Professur Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Telefon 0371 531-37322, E-Mail kathrin.thieme@phil.tu-chemnitz.de

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Katharina Thehos Technische Universität Chemnitz

Weitere Informationen:

http://www.degoeb.de

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