113. Internistenkongress: Mehr Ärztinnen in führende Positionen – "Ressourcenverschwendung" beenden

Von 2.500 leitenden Internisten in Deutschland sind etwa 100 Frauen – vier Prozent. Demgegenüber sind mehr als 50 Prozent der Patienten weiblich und auch der Anteil an Assistenzärztinnen ist sehr viel höher. Was Frauen den 'Weg nach oben' in der Medizin so schwer macht und welche Ansätze es gibt, dies zu lösen, diskutieren Experten im Rahmen der 113. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland ist – vor allem im europäischen Vergleich – noch immer schwierig. „Und wenn es um ihr berufliches Fortkommen geht, sind Frauen in besonderem Maße von äußeren Faktoren abhängig“, sagt die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes Dr. med. Astrid Bühren im Vorfeld des Internistenkongresses. Für Frauen sei es aufgrund der gesellschaftlichen Rollenzuschreibung viel mehr als für ihre männlichen Kollegen entscheidend, welchen Beruf der Partner hat und inwieweit sie durch Vorgesetzte gefördert werden. Ärztinnen müssten ihre Karriere gezielt planen, so die Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Dem mangelnden Interesse der Frauen an der Medizin kann die niedrige Zahl leitender Ärztinnen nicht geschuldet sein: Im ersten Semester machen Frauen zwei Drittel der Studentenschaft aus, unter jungen Ärzten sind die Hälfte Frauen. „Der hohe und nach wie vor wachsende Anteil ärztlicher Mitarbeiterinnen ist im Klinikbetrieb etwas ganz selbstverständliches“, betont Kongresspräsident Professor Dr. med. Wolfgang Hiddemann, München. Auf dem Weg in die Führungs- und Entscheidungsebene bleiben Medizinerinnen jedoch auf der Strecke – und zwar noch in höherem Maß als in anderen Berufsgruppen.

Die Karrierelogik in den Kliniken und Forschungseinrichtungen orientiere sich traditionell an der Männerbiografie, sagt Astrid Bühren. Die viel beklagte „geringe Karriereorientierung“ der Frauen sei mitunter das Ergebnis dieser Strukturen: „Das berufliche Selbstvertrauen der Ärztinnen sinkt in den ersten Berufsjahren“. Die Expertin fordert, diese „Ressourcenverschwendung“ zu beenden.

Auch den Patienten und Patientinnen kommt es zugute, wenn die Kompetenzen von Ärztinnen und Ärzten auf allen Ebenen zusammenfließen. Für eine optimale medizinische Versorgung von Mann und Frau, so wissen Forscher heute, muss diese stärker nach dem Geschlecht unterscheiden. Patientinnen und Patienten brauchen jeweils gezielte Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation. Das Thema „Frauen in der Medizin“ erörtert Dr. Bühren in einem gleichnamigen Symposium auf der 113. Jahrestagung der DGIM in Wiesbaden.

TERMINHINWEISE:

Symposium: Ärztegesundheit
Montag, 16. April 2007, 14.30 bis 18.00 Uhr
Rhein-Main-Hallen, Saal 1A/2
Vorsitzende: W. Hiddemann (München); M. Middeke (München)
Eines der Themen:
16:30 Uhr: Die besondere Situation der Ärztinnen in Deutschland
Referentin: A. Bühren (Murnau)
Mittags-Pressekonferenz der DGIM
Dienstag, den 17. April 2007, 13.00 bis 14.00 Uhr
Rhein-Main-Hallen, Pressezentrum
Friedrich-Ebert-Allee, 65185 Wiesbaden
Eines der Themen:
Frauen in der Medizin: Spitzenpositionen unerreichbar?
Dr. med. Astrid Bühren, Murnau
Kontakt für Rückfragen:
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
Pressestelle
Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20
D-70451 Stuttgart
Tel: 0711 89 31 552
Fax: 0711 89 31 167
E-Mail: info@medizinkommunikation.org

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