Tagung über das erfolgreichste Landreptil der Erde: die Waldeidechse
Als das erfolgreichste Landreptil der Welt gilt die in Deutschland einheimische Waldeidechse, mit wissenschaftlichem Namen Zootoca vivipara. Die höchstens 16 cm lange Eidechse hat unter allen Reptilien – von den Meeresschildkröten der Ozeane einmal abgesehen – das weltweit größte Artareal, das von Westspanien quer durch Eurasien bis nach Japan reicht!
Die Nord-Süd-Erstreckung reicht von der Po-Ebene im Süden bis zum Nordkap, was sie auch zum nördlichsten Reptil macht. Und, um die Superlative fortzusetzen: Sie kann als einziges Reptil so weit nach Norden vorstoßen und sogar auf Dauerfrostböden existieren, weil sie ihrem Blut Glykol als Frostschutzmittel beimischen kann.
Ihr wissenschaftlicher (griechisch-lateinischer) Name bedeutet „lebendgebärende Lebendgebärerin“ und bezeichnet eine weitere Fähigkeit, in kalten Klimaten zu überleben: Statt ihre Eier im Boden zu vergraben und sie der Sonnenwärme anzuvertrauen, kann sie sie im Körper zurückhalten und bis zu deren Schlupfreife der Sonne quasi hinterherlaufen, so dass die Jungen im Moment der Eiablage bereits aus der transparenten hauchdünnen Eihülle schlüpfen und sofort danach ein selbständiges Leben führen müssen.
Im Gebiet der Pyrenäen legen die Tiere allerdings normale beschalte Eier. Erst seit kurzem wurde bekannt, dass es eierlegende Waldeidechsen auch in Slowenien, Kärnten und Oberitalien gibt, die aber mit den Nordspaniern nicht näher verwandt sind. Gründe genug also, sich in einem internationalen Symposium über neueste Forschungen an dieser faszinierenden Eidechsenart auszutauschen.
Erwartet werden Teilnehmer aus unseren Nachbarländern, aber auch aus Lettland, Russland und der Ukraine.
Aufgrund der vielen Superlative unserer kleinen Waldeidechse wurde sie von der DGHT im Frühjahr zum „Reptil des Jahres 2006“ ausgerufen, um auf ihre vielen Besonderheiten und auf ihre Schutzwürdigkeit hinzuweisen. Dabei zeigte sich, dass eine kuriose Verbindung des „Reptils des Jahres 2006“ mit dem Mozartjahr 2006 besteht! Der erste Entdecker unserer Eidechse, der 1787 auch als erster an ihr das namensgebende Gebären lebender Junge bei einem Reptil überhaupt entdeckte, war der Wiener Botaniker Josef Franz von Jacquin. Das Haus der Familie von Jacquin war ein kultureller Mittelpunkt des damaligen Wien, und auch Wolfgang Amadeus Mozart ging dort ein und aus. Als enger Freund der Familie erteilte er einem Bruder und der Schwester unseres Botanikers Musikunterricht und widmete allen Familienmitgliedern eigens für sie geschaffene Kompositionen; unserem Botaniker einen kunstvollen Doppelkanon.
Der Organisator des Symposiums von Seiten des Museum Koenig lässt es sich nicht nehmen, diesen Kanon zusammen mit einigen seiner Chorkollegen den Tagungsteilnehmern am geselligen Abend des Symposiums live zu Gehör zu bringen.
Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig veranstaltet gemeinsam mit der Universität Bremen und der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) e.V. dieses internationale und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Symposium über eine einheimische Eidechsenart.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. wolfgang Böhme
tel: 0228 9122250
e-mail: w.boehme.zfmk@uni-bonn.de
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten
Neueste Beiträge

Meilenstein in der Lungenhochdruck-Therapie
Bei der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) verengen sich die kleinen Lungengefäße immer mehr und behindern den Bluttransport in die Lunge. Ein neues Medikament kann diese Veränderung stoppen und möglicherweise sogar…

Neutrinos erstmals in Teilchenbeschleuniger nachgewiesen
Ein Team mit Beteiligung von Forschenden der Universität Bern hat erstmals Neutrinos nachgewiesen, die von einem Teilchenbeschleuniger erzeugt wurden, namentlich vom Large Hadron Collider (LHC) des CERN. Die Entdeckung wird…

Innovative Technologien entfernen Arzneimittelrückstände aus Abwasser
Jedes Jahr am 22. März erinnert der Weltwassertag an die Bedeutung einer der wichtigsten Lebensressourcen. Unser Planet ist zu fast zwei Dritteln mit Wasser bedeckt, aber nicht einmal drei Prozent…