Volkskrankheit metabolisches Syndrom: Neue Ansätze zur medikamentösen Behandlung

1000 Wissenschaftler erörtern bei der 47. Frühjahrstagung der DGPT in Mainz aktuelle Fragen der Wirkung und Nebenwirkung von Arzneimitteln.

Die Wirkung neuer Medikamente ist das zentrale Thema der 47. Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie (DGPT), die vom 4. bis 6. April 2006 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz stattfindet. An der Tagung nehmen über 1000 Wissenschaftler vorwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil und tauschen sich über Fragen zu Arzneimittel-Wirkungen, Nebenwirkungen und Vergiftungsmechanismen aus. „Ein wichtiges Thema ist dieses Jahr das metabolische Syndrom, die Volkskrankheit Nummer eins in den modernen Industrieländern“, erläutert Tagungspräsident Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann, Leiter des Instituts für Pharmakologie der Universität Mainz. „Die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung des metabolischen Syndroms stellt daher die Herausforderung des 21. Jahrhunderts dar.“

Das metabolische Syndrom ist charakterisiert durch bauchbetontes Übergewicht mit einem Taillenumfang von über 102 cm bei Männern und über 88 cm bei Frauen, hohe Blutfette, erhöhten Blutdruck, die Unfähigkeit Zucker hinreichend schnell abzubauen, Entzündungszeichen in Blutgefäßen und die Neigung zu Verschlüssen von Blutgefäßen. Menschen mit metabolischem Syndrom haben ein deutlich erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Man geht davon aus, dass etwa jeder sechste Deutsche bereits an diesem Syndrom leidet. Ursachen sind, neben den Erbfaktoren, eine zu geringe körperliche Aktivität, Überernährung bzw. zu fettreiche Ernährung und das immer höhere Alter der Gesamtbevölkerung.

Der Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung des metabolischen Syndroms kommt daher besondere Bedeutung zu. Bei einem Symposium zu diesem Thema wird u.a. über „Rimonabant“ berichtet, ein neues Medikament, welches das Abnehmen erleichtert und die Nikotinabhängigkeit vermindert. „Rosiglitazon“ und „Pioglitazon“ sind zwei Medikamente, die die Verstoffwechselung von Zucker im Körper verbessern, „Vildagliptin“ ist ein Arzneimittel, das in den Hormonhaushalt eingreift und das zuckersenkende Insulin erhöht und das zuckersteigernde Glucagon vermindert. Bei „Rivaroxaban“ handelt es sich um ein neuartiges Medikament zur Blutverdünnung.

Die Teilnehmer der DGPT-Frühjahrstagung beschäftigen sich im Bereich Pharmakologie außerdem mit neuen Medikamenten zur Schmerzbekämpfung sowie dem Signalstoff „zyklisches GMP“, ein Botenstoff, der u.a. beim Sehen eine wichtige Rolle spielt, den Blutdruck reguliert und der durch erektionsfördernde Medikamente wir Viagra, Levitra und Cialis gesteigert wird. Die Klinischen Pharmakologen befassen sich mit der neuen europäischen Gesetzgebung zur Anwendung von Medikamenten bei Kindern. Die Toxikologen diskutieren über Umweltgifte und den Stoffwechsel von Fremdstoffen im Körper. Ein weiteres Symposium hat die medikamentöse Behandlung neurologischer Erkrankungen von der Migräne bis zur Epilepsie zum Gegenstand.

Die Frühjahrstagung der DGPT ist die bei weitem größte deutschsprachige Tagung zum Themenkomplex Wirkung und Nebenwirkung von Arzneimitteln und Vergiftungsmechanismen und findet nun – organisiert vom Institut für Pharmakologie – zum 47. Mal in Mainz statt. Das besondere Anliegen der DGPT ist es, vor allem für junge Wissenschaftler ein Forum zum wissenschaftlichen Austausch zu schaffen. Im Rahmen der Tagung werden jedes Jahr zudem namhafte Forschungspreise verliehen.

Kontakt und Informationen:
Univ.-Prof. Dr. med. Ulrich Förstermann
Institut für Pharmakologie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Tel. 06131 39-33123 oder 39-37170
Fax 06131 39-36588
E-Mail: Ulrich.Forstermann@Uni-Mainz.de

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