Arthrose im Kreuzfeuer – 300 Mediziner aus dem gesamten Bundesgebiet bei "Münsteraner Streitgespräche 2003"

Fast alle Menschen klagen in höherem Lebensalter über Probleme mit den Gelenken. Oft sind die Schmerzen so schlimm, dass schon normale Alltagsbewegungen, wie etwa Treppen steigen, Bücken oder selbst langsames Gehen, zur Qual werden. Degenerative Gelenkerkrankungen treffen aber durchaus auch jüngere Leute, die noch im aktiven Arbeitsleben stehen. Über fünf Millionen Krankenhaustage werden pro Jahr allein wegen solcher Beschwerden verursacht. Über aktuelle und in der Entwicklung befindliche neue Behandlungsmöglichkeiten der unter dem Begriff Arthrose zusammengefassten Verschleißerkrankungen diskutieren rund 300 Mediziner aus dem gesamten Bundesgebiet vom 31. Januar bis 1. Februar bei einer Tagung der Klinik für Allgemeine Orthopädie des Universitätsklinikums Münster.

Ziel der „Münsteraner Streitgespräche 2003“ unter der Leitung von Prof. Dr. Winfried Winkelmann und Privatdozentin Dr. Susanne Fuchs ist es, das Basiswissen der teilnehmenden Ärzte zu verbessern und neue medikamentöse und operative Therapiestrategien kritisch zu hinterfragen. Dies gilt unter anderem auch für in den letzten Jahren immer wieder angepriesene „Wundermittel“ gegen die Arthrose, die bei den Betroffenen große Hoffnungen wecken, deren Wirksamkeit wissenschaftlich in vielen Fällen aber nicht belegt ist. Eine Heilung degenerativer Gelenkerkrankungen gibt es bislang nicht. Dennoch ist die Entwicklung nicht stehen geblieben. Ziel aktueller Forschungen auf diesem Gebiet ist es, das Fortschreiten des Verschleißprozesses zu verlangsamen und den Zeitpunkt einer nötigen Versorgung mit einem künstlichen Knie- oder Hüftgelenk zeitlich immer weiter hinauszuzögern.

Neue Erkenntnisse über die Ursachen einer Arthrose haben der Erforschung innovativer Behandlungsansätze wichtige neue Impulse gegeben. So ist beispielsweise heute bekannt, dass die Erkrankung nicht allein durch biomechanische Faktoren, wie eine fortwährende hohe Belastung der Gelenke, entsteht, sondern dass auch genetische und biochemische Ursachen vorliegen. Daraus haben sich neue Ansatzpunkte für mögliche Therapien ergeben. Solche modernen Verfahren, die derzeit diskutiert werden, reichen von der Behandlung mit Zytokinen bis zur Stammzelltherapie. Nicht zuletzt wegen der multifaktoriellen Ursachen dieses weit verbreiteten Leidens muss bis zu einer erfolgreichen Heilung aber noch eine weite Wegstrecke zurück gelegt werden, wie Fuchs betont. Die Anstrengungen werden ihren Angaben zufolge zunächst dahin gehen, dass Fortschreiten der Erkrankung weiter zu verlangsamen.

Vor dem Hintergrund der großen Zahl der Betroffenen, die im Zuge der demographischen Entwicklung weiter zunehmen wird, sind alle Fortschritte nicht zuletzt auch von großer gesundheitsökonomischer Relevanz. 41 Millionen Arztkonsultationen erfolgten nach Angaben von Tagungsorganisator Dr. Carsten O. Tibesku bereits im Jahr 1990 wegen degenerativer Gelenkerkrankungen. Und im selben Jahr wurden wegen solcher Beschwerden 51,8 Millionen Arbeitsausfalltage registriert.

Media Contact

Jutta Reising idw

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