Mit künstlicher Beatmung den Operationserfolg erhöhen


Anästhesie-Symposium findet am 20. September an der Universität Jena statt

Einladung zur Pressekonferenz am 19. September, 17.30 Uhr

Beständig verbesserte Operationstechniken sollen Ärzten und Patienten dabei helfen, dass Eingriffe immer besser und komplikationsloser verlaufen. Die Beatmung in Narkose kann einen wichtigen Beitrag zu diesen Verbesserungen leisten. Neue Beatmungsmethoden werden auf ihre Wirksamkeit bei diagnostischen und therapeutischen Eingriffen geprüft. Eine beständig weiterentwickelte Technik ist die Jetventilation, von der verschiedene Varianten bestehen. Ihr ist am 20. September das internationale Symposium „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Jetventilation“ an der Universität Jena gewidmet, das Dr. Reiner Gottschall von der Uni-Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie organisiert. Dazu werden ca. 80 Teilnehmer aus mehreren europäischen Ländern, dem Nahen Osten, Asien sowie Nordamerika erwartet.

„Der Anästhesist muss zu jedem Narkose-Eingriff neben dem geeigneten Schmerzausschaltungsverfahren eine für Patient und Operateur vorteilhafte Beatmungstechnik wählen“, erklärt Oberarzt Gottschall. In der Öffentlichkeit bekannt ist vor allem das Verfahren, bei dem der Patient mit Überdruck durch einen in die Atemwege geführten Schlauch beatmet wird. „Es gibt Situationen, in denen der Beatmungsschlauch den Operateur behindern würde“, weiß Dr. Gottschall. Wenn beispielsweise bei einer endoskopischen Kehlkopf-Operation Platz und Übersicht benötigt werden, greifen die erfahrenen Jenaer Anästhesisten zur Jetventilation. „Die Jetventilation ist eine spezielle Form künstlicher Narkose-Beatmung, bei der ein Sauerstoff-Luft-Gemisch unter hohem Druck und in kurzer Impulsfolge, dem so genannten Jet, durch eine enge Düse bzw. einen dünnen Katheter in die Atemwege geleitet wird“, erläutert Gottschall. Neben dem Raumgewinn für den Operateur ermöglicht es die Jetventilation z. B., unerwünschte Lungenbewegungen während der Beatmung zu minimieren, ohne den Gaswechsel zu gefährden, was v. a. in der Lungen- und der Thoraxchirurgie bedeutsam sein kann. „Die Jetventilation ist deshalb auch ein effektives und sicheres Verfahren“, ist sich Gottschall sicher, „wenn von Kindern eingeatmete Gegenstände schonend entfernt werden müssen“. Haupteinsatzfeld der Jetventilation ist traditionell die Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, wo etwa 5 % der Narkosebeatmungen per Jetventilation durchführbar sind.

Allerdings ist sich der Mediziner von der Friedrich-Schiller-Universität auch bewusst, dass es Nebeneffekte geben kann, die einen Einsatz der Jetventilation nicht bei jeder Operation ratsam erscheinen lassen. Probleme existieren derzeit etwa noch dabei, die Beatmungseffektivität permanent zu kontrollieren, da der Gaswechsel beim offenen System der Jetventilation nicht einfach zu ermitteln ist. Ein neuer Ohrclip-Sensor, der vor der Markteinführung steht, soll dieses Problem lösen. Er wird ebenso während des Jenaer Symposiums präsentiert wie neuartige Jet-Katheter. Darüber hinaus erwarten die Veranstalter von den elf Referenten aus ganz Europa und den USA aktuelle Forschungsergebnisse. Die Jenaer Anästhesisten können selber neue Erkenntnisse zur Anwendung der Jetventilation u. a. bei Kehlkopfspiegelung und starrer Bronchoskopie beisteuern, wobei der Schwerpunkt auf der Überwachung des Beatmungseffektes durch die Analyse der Ausatemluft liegt.

Die starke Jenaer Stellung in diesem Bereich ist nicht zufällig. Bereits seit 1978 wird am Uni-Klinikum Jetventilation praktiziert, erforscht sowie durch gerätetechnische Innovationen weiterentwickelt. Prof. Dr. Uwe Klein, der jüngst in leitende Position ans Südharzkrankenhaus Nordhausen wechselte, „gehört zu den Jenaer Pionieren dieses sehr anspruchsvollen Verfahrens“, betont Dr. Gottschall und freut sich, seinen ehemaligen Kollegen als Referenten begrüßen zu können. Klein und Gottschall haben auch an einem Novum mitgewirkt. Gemeinsam mit Kollegen aus Zürich und Heidelberg ist in mehr als einjähriger Arbeit ein 26-minütiges Lehr-Video entstanden. Das kürzlich erschienene zweisprachige Video, das es auch als CD-ROM gibt, ist weltweit das erste über die Jetventilation.

Im Rahmen des Symposiums findet auch die 2. Jahresversammlung der Europäischen Gesellschaft für Jetventilation (ESJV) statt, die vor zwei Jahren in Paris gegründet wurde. Eine Industriepräsentation, ein Workshop sowie eine öffentliche „historische“ Ausstellung zur Jetventilation in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (Bibliotheksplatz 2) runden die Veranstaltung ab.

Kontakt:
OA Dr. Reiner Gottschall, Dr. Dorit Dirlam
Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie der Uni Jena
Bachstr. 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 933307
Fax: 03641 / 933448
E-Mail: Dorit.Dirlam@med.uni-jena.de

 

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Axel Burchardt idw

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