Moderne Methoden zur Verwertung von Altreifen

Am 19. September 2001, von 9:00 Uhr bis cirka 18:00 Uhr, findet auf dem Hochschulcampus Merseburg, Hörsaal 9 (Gebäude 130) das 2. MERSEBURGER SYMPOSIUM „KREISLAUFFÄHIGKEIT VON WERKSTOFFEN“ statt.
Veranstalter des Symposiums ist das gleichnamige Demonstrationszentrum mit seinen Forschungsstellen: Institut für Polymerwerkstoffe e. V. als Aninstitut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik in Halle sowie der Lehrstuhl Betriebliches Umweltmanagement des Instituts für Betriebswirtschaftslehre an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
In 15 Fachvorträgen werden sich die Teilnehmer beispielsweise mit Fragen der ökonomischen und ökologischen Bewertung, sowie mit dem recyclinggerechten Design von Werkstoffen auseinandersetzen.

AUFGABEN UND PROJEKTSCHWERPUNKTE DES ZENTRUMS

Das interdisziplinäre Zentrum „Kreislauffähigkeit von Werkstoffen“, als Initiator dieser Veranstaltungsreihe, wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es befasst sich gezielt mit der Optimierung von Werkstoffkreisläufen. Mit einem Projektumfang von ca. 4 Mio. DM wird dabei der regionale und bundesweite Transfer von Leistungen des Zentrums zu Industriepartnern gefördert. Insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) soll durch Beratungen, mit Demonstrationsbeispielen oder mittels Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen geholfen werden, Fragestellungen der Kreislaufwirtschaft im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung (sustainable development) zu beantworten.

Konkret werden Projekte zu folgenden Schwerpunkten bearbeitet:

  • Werkstoffoptimierung durch Einsatz kreislauffähigerer Ausgangswerkstoffe,
  • recyclinggerechte Bauteilgestaltung,
  • Erschließung neuer anspruchsvoller Einsatzgebiete für Recyclate,
  • Entwicklung von Modellen zur Bewertung der Kreislauffähigkeit unter Berücksichtigung ökonomischer und ökologischer Aspekte,
  • Erarbeitung von Schulungsmodulen und Demonstrationsbeispielen.

GEWINNUNG VON FÜLL- UND VERSTÄRKUNGSSTOFFEN AUS DEM RECYCLING VON ALTREIFEN DURCH DAS FORMEX-PYROLYSE-VERFAHREN

Die Europäische Union rechnet pro Jahr mit einem Altreifenaufkommen von ca. 2,5 Millionen Tonnen. Vor diesem Hintergrund muss nach neuen Wegen zum Thema Recycling von Altreifen gesucht werden.
Anschauliches Beispiel ist ein aktuelles Projekt des interdisziplinären Zentrums, das sich mit einem Verfahren zur Gewinnung von Füll- und Verstärkungsstoffen aus dem Recycling von Altreifen durch Pyrolyse beschäftigt, das FORMEX-PYROLYSE-VERFAHREN. Dabei werden die Altreifen durch Hitze unter Ausschluss von Sauerstoff zersetzt.
Ein moderner PKW-Reifen besteht zu ca. 55 – 60 % aus verschiedenen Kautschuken (Gummi). Diese Polymerbasis ist zu Gewährleistung der Gebrauchseigenschaften mit 25 – 30 % Ruß gefüllt und enthält eine Vielzahl von Verarbeitungshilfsmitteln, Vulkanisierchemikalien sowie als Festigkeitsträger Stahlcord und Gewebe.
Gegenwärtig kommen im Recycling von Altreifen unterschiedliche Methoden und Verfahren zur Anwendung. Die Spannbreite reicht vom Verbrennen über die Nutzung in der Landwirtschaft bis hin zu Verfahren zum werkstofflichen Recycling wie Warm- und Kaltmahlen. Als Endprodukt werden Gummimehle verschiedener Qualitäten als Zuschlag- und Verstärkungsstoffe angeboten.

Im FORMEX-PYROLYSE-VERFAHREN werden die geschredderten Reifen in einer Metallschmelze unter Sauerstoffausschluss in 35% Pyrolyseöl 19% Brenngas als Reaktorheizgas mit einem Heizwert von ca. 35 MJ/Kubikmeter, 30% Pyrolyseruß und 15% Stahl getrennt. Die Zielstellung des Projektes besteht in der Erschließung neuer Einsatzgebiete für Pyrolyseruß und dem Nachweis seiner Eignung als Füllstoff für Gummiwerkstoffe.
Ein Vergleich der mechanischen Eigenschaften von Gummimischungen mit Pyrolyseruß und anderen Füllstoffen ergab, dass sich die Mischung mit dem Pyrolyseruß im Mittelfeld des Eigenschaftsprofils einordnet. Damit besteht die Möglichkeit bei der Verwendung von Werkstoffen bzw. Produkten mit dem Füllstoff Pyrolyseruß aktiv zur Einsparung von Rohöl und zur Minimierung der Emission von Treibhausgasen beizutragen.

ANSPRECHPARTNERIN:
Dr.-Ing. Beate Langer
Tel.: 03461 / 46 27 95
Fax: 03461 / 46 27 79
E-Mail: beate.langer@iw.uni-halle.de

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Ingrid Godenrath idw

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