Wie Zellen miteinander kommunizieren – die Mikrodialyse als Lesehilfe

Kliniker und Grundlagenforscher tagen an der Universität Tübingen

Am 20. und 21. April findet an der Universität Tübingen das „Mikrodialyse-Anwender-Symposium“ statt, zu dem 70 Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz und Schweden kommen werden. Ziel der Veranstaltung ist ein Erfahrungsaustausch der Forscher aus klinischen und grundlagenorientierten Fächern. Organisiert wird die Tagung von der Abteilung Neuropharmakologie des Zoologischen Instituts unter Leitung von Privatdozentin Dr. Beate D. Kretschmer.

Die Mikrodialyse ist ein biophysikalisches Verfahren und wurde in den 70er Jahren von Urban Ungerstedt am Karolinska-Institut in Stockholm entwickelt. Ein Mikrokatheder wird bei diesem Verfahren mit einer halbdurchlässigen Membran in den Zwischenraum zwischen den Zellen intakter Organe, Gewebe- und Gefäßbereiche implantiert. Über die Membran werden Stoffe wie Transmitter (z.B. Adrenalin), Hormone, Pharmaka und Toxine im Inneren des Mikrokatheders angereichert. Durch die Anwendung analytischer Verfahren wird es dann möglich, Konzentrationsverläufe von biochemischen Vorgängen über einen Zeitraum von mehreren Stunden bzw. Tagen zu überwachen. Bei der Tübinger Tagung stehen die biochemischen Vorgänge bei Psychose, Sucht, Lernen, Schlaganfall, Trauma und Schmerz im Mittelpunkt.

Die Technik der Mikrodialyse fand zunächst in der Hirnforschung Einsatz. So konnte z.B. der Zusammenhang zwischen dem Transmitter Dopamin und der Bewegungskontrolle biochemisch untersucht und damit die Ursache der Parkinsonschen Erkrankung aufgeklärt werden. Dafür wurde im Jahre 2000 der Nobelpreis verliehen. Heute findet die Mikrodialyse zunehmend Einsatz in der Klinik. In den Bereichen der Neuro- und Intensivmedizin und der Stoffwechselforschung (z.B. Diabetes) entwickelt sich die Mikrodialyse zur klinischen Routine. Auch in den Gebieten der klinischen Pharmakologie, Anästhesiologie, Neonatologie sowie Gefäß- und Wiederherstellungschirurgie findet die Mikrodialyse immer weitere Verbreitung.

Der Vater der Methode, Urban Ungerstedt hält am Freitag, den 20. April, 13.00 Uhr im Max Planck Haus, Spemannstr. den Hauptvortrag und wird einen Überblick über die Entwicklungen der Mikrodialyse geben.

Nähere Informationen: PD Dr. Beate Kretschmer, Abt. Neuropharmakologie des Zoologischen Instituts, Mohlstr. 24/1, Tel.: 0 70 71 / 29- 7 50 17, Handy: 01 72 / 6 64 01 52,
E-Mail: beate.kretschmer@uni-tuebingen.de
Programm der Tagung im Internet (ab 19. April):
http://www.uni-tuebingen.de/neuropharmakologie/index.html

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

Media Contact

Michael Seifert

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer