Was hat Archäologie mit Zahngesundheit zu tun?

Das 14th International Symposium on Dental Morphology gilt weltweit als eines der renommiertesten Fachtreffen auf dem Gebiet der „Zahnforschung“.

Das Thema Zähne spielt heute nicht nur in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft eine wichtige Rolle. Angesichts der enormen Kostenexplosion im Gesundheitswesen ist die Erhaltung der Zähne bis ins hohe Alter eine Herausforderung für jeden Einzelnen.

Daraus ergeben sich zahlreiche Fragestellungen, mit denen sich die Experten disziplinübergreifend auseinandersetzen. Dieser Tatsache tragen die Organisatoren des Symposiums mit einer breiten thematischen Ausrichtung Rechnung.

Ganz bewusst werden Grundlagenwissenschaftler und Kliniker zusammengebracht, da es nur durch die Diskussion über neue wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen zu einer Neuorientierung bei Prävention und Behandlung von Zahn- und Kiefererkrankungen kommen kann.

In vielen Ländern der Welt erfolgt die Grundlagenforschung an Zähnen nicht allein im (zahn)medizinischen Bereich, sondern bevorzugt auch in der Biologischen Anthropologie und in der Archäologie.

„Über den dentalen Fingerabdruck können wir die Biographie eines Menschen zum Beispiel aus der Vorgeschichte rekonstruieren. Wir erfahren dabei unter anderem auch, unter welchen Zahnerkrankungen die Menschen damals litten. Veränderungen an den Kieferknochen berichten uns von Zahnfleischerkrankungen oder Karies, die unbehandelt schwere Entzündungen im Kiefer auslösten und tödlich enden konnten. Heute wissen wir, dass solche Entzündungen das Herzinfarktrisiko erhöhen.“ Das erklärt Prof. Dr. Kurt W. Alt vom Institut für Anthropologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Mitorganisator des Symposiums.

Die interdisziplinäre Herangehensweise, wie sie auf dem Kongress in Greifswald praktiziert wird, bringt Zahnmediziner, Anthropologen, Anatomen, Evolutionsbiologen, Archäologen und weitere Disziplinen zusammen und eröffnet neue Sichtweisen im Umgang mit den Zähnen. So werden folgende Themenschwerpunkte diskutiert:

– Evolution der Zähne (z. B. Warum haben wir überhaupt Zähne?)

– Zahnmorphologie (z. B. Wechselwirkung zwischen Form und Funktion der Zähne)

– Struktur und Bedeutung der Zahngewebe (z. B. Mikrostrukturen)

– Wachstum und Entwicklung der Zähne (z. B. Entwicklungsstadien)

– Klinische Aspekte der Zahnmorphologie (z. B. 3-D Daten)

– Bedeutung der Zähne zur Rekonstruktion ur- und frühgeschichtlicher Bevölkerungen

„Funktionstüchtige, natürliche Zähne bis ins hohe Alter in breiten Bevölkerungsschichten zu erhalten, wird sich nur durch erhebliche Anstrengungen von allen Seiten erreichen lassen. Dazu müssen Bund und Länder Mittel für die Grundlagenforschung bereitstellen, mit denen die Drittmittelgeber gezielt solche Projekte fördern, die neben der wissenschaftlichen Bedeutung eine hohe gesellschaftspolitische Relevanz erkennen lassen“, so der wissenschaftliche Leiter der Tagung, Priv.-Doz. Dr. Thomas Koppe vom Institut für Anatomie und Zellbiologie der Universität Greifswald.

Die weltweit als renommiert angesehene Veranstaltung bringt seit 1961 alle drei Jahre die führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der „Zahnforschung“ zusammen. Bei der Veranstaltung in Greifswald sind 72 Vorträge und 50 Poster geplant. Fachkollegen unterschiedlichster Wissenschaftsgebiete aus insgesamt 26 Ländern und aller Kontinente präsentieren und diskutieren den aktuellen Stand der Forschung vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung in den Industrienationen.

Tagungsort
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Anatomie und Zellbiologie, Friedrich-Loeffler-Straße 23c, 17487 Greifswald
Zeitraum
27. – 30. August 2008
Tagungsraum
Hörsaal Anatomie
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Wissenschaftliche Leitung
Priv.-Doz. Dr. Thomas Koppe
Institut für Anatomie und Zellbiologie
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Friedrich-Loeffler-Straße 23c, 17487 Greifswald
Telefon +49 3834 86-5318, Telefax +49 3834 86-5302
Während der Tagung auch zu erreichen unter 01577 3828971
thokoppe@uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de/anatomie/
Prof. Dr. Kurt W. Alt
Institut für Anthropologie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Colonel Kleinmann Weg 2 (SB-II), 55099 Mainz
Telefon +49 6131 39-22242, Telefax +49 6131 39-25132
altkw@uni-mainz.de
Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Meyer
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferkeilkunde
Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Endodontologie
Rotgerberstraße 8, 17475 Greifswald
Telefon +49 3834 86-7166, Telefax +49 3834 86-7171
gemeyer@uni-greifswald.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer