Spuren des Imperialen

Auf die Spuren des Imperialen begeben sich vom 17. bis 19. April 2008 an der Universität Erfurt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen wie Medien-, Film- und Literaturwissenschaft, Architektur und Geschichte. Der interdisziplinäre Workshop mit dem Titel „Imperial Traces“ wird von der Erfurter Wissenschaftlern Prof. Dr. Claudia Kraft (Geschichte Ostmitteleuropas), Prof. Dr. Holt Meyer und Dr. Dr. Tanja Zimmermann (Slawistische Literaturwissenschaft) sowie Dr. habil. Natascha Drubek-Meyer (Prag) ausgerichtet.

Die Tagung wird am 17. April um 18 Uhr im Hörsaal 3 der Universität Erfurt in der Nordhäuser Straße 63 eröffnet. Die Teilnehmer aus Russland, Tschechien, Polen, Slowenien, Kroatien und Deutschland werden an den beiden folgenden Tagen im Hörsaal des Max-Weber-Kollegs am Hügel 1 in einzelnen Sektionen diskutieren und Ergebnisse in einem abschließenden Panel präsentieren.

Das Projekt „Imperial Traces“ beschäftigt sich mit der Darstellung und Vermittlung von Herrschaft in Mittel- und Osteuropa nach dem zweiten Weltkrieg. Der Titel „Spuren des Imperialen“ verweist darauf, dass es um Repräsentationsstile (Neo-Empire, Neo-Klassizismus, Eklektizismus) und nachhaltige Zeichenpraktiken des politischen Systems gehen soll, das für die späten vierziger und frühen fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts in den nach dem Zweiten Weltkrieg unter sowjetische Herrschaft gekommenen Staaten als „Stalinismus“ bezeichnet wird. Damit wird keineswegs beabsichtigt, den Stalinismus unmittelbar historiographisch als eine Variante imperialer Herrschaft zu beschreiben. Es wird vielmehr nach Rahmungen, medialen Dispositiven und Ausdrucksformen für Äußerungen der ausgeübten Herrschaft gesucht. Die Zeit nach der „Entstalinisierung“ in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre wird dabei nicht als etwas qualitativ Neues in der Epoche des Staatssozialismus in Mittel- und Osteuropa genommen, ebenso wenig die diversen 'Re-Staliniserungen', die mit der Festigung der Herrschaft Brežnevs in den 70er Jahren verbunden waren. Vielmehr wird gefragt, welche Zeichen und Repräsentationen von Herrschaft eine Kontinuität mit der Zeit vor der „Entstalinisierung“ aufwiesen, um neben der politischen Beschreibung des dort vorherrschenden Systems auch zu einer kulturgeschichtlichen Beschreibung jener Epoche zu kommen.

Da politische Herrschaft immer auch über kulturelle Symbole und Zuschreibungen kommuniziert wird, erscheint den Veranstaltern eine solche Herangehensweise sehr wichtig, um die bislang vor allem auf die politischen Entscheidungsträger und Institutionen konzentrierte Forschung zu erweitern. Der Begriff des „Imperialen“ soll daher auch dezidiert keine Assoziation mit Formen und Praktiken totalitärer politischer Herrschaft implizieren. Es geht ihnen vielmehr darum, Darstellungsformen staatssozialistischer Herrschaft in einem Zeitraum zu untersuchen, der sowohl durch die sowjetische Überschichtung als auch durch das Bemühen, die Herrschaftspraktiken heimischen Kulturmustern (Stichworte wären hier „Nationalkommunismus“ oder „Dritter Weg“) anzupassen, gekennzeichnet ist.

Eckdaten sind das Ende des 2. Weltkriegs 1945 und der Tod Brežnevs 1982. Die (v.a. offiziellen) Zeichensetzungen und Diskursrahmungen in unterschiedlichen Medien in diesen 37 Jahren mit ihren je nach Land und Region unterschiedlich getakteten und gestalteten Phasen der 'Lockerung' (z.B. 'Entstalinisierung' in einigen Ländern nach 1956, Prager Frühling, Solidarno?? usw.) und des 'Durchgreifens' (z.B. 17. Juni 1953 in der DDR, Niederschlagung des ungarischen Aufstands 1956, Einmarsch in die ?SSR 1968 bzw. darauf folgende 'Normalisierung', Kriegsrecht 1981 in Polen usw.) bieten eine Vielfalt materieller Ausprägungen für unterschiedliche Analyse-Ansätze in diesem Raum, in dem eine Einheit forciert werden soll und nur teilweise erreicht wird.

Weitere Informationen/Kontakt:
Karin Kröger Email: karin.kroeger@stud.uni-erfurt.de

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Jens Panse idw

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