ILO-Arbeitsmarktstatistik Oktober 2005

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist die Zahl der Erwerbstätigen von September auf Oktober 2005 um 190 000 Personen (+ 0,5%) gestiegen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Erwerbslosen um 200 000 Personen (+ 5,8%). Somit waren fast 400 000 Personen mehr auf dem Arbeitsmarkt aktiv als noch im Vormonat.

Nach vorläufigen Berechnungen lag die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland im Oktober 2005 bei 39,24 Millionen Personen. Das waren 39 000 Erwerbstätige (- 0,1%) weniger als ein Jahr zuvor. Die Erwerbstätigenquote als Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren betrug 69,1% und war somit um 0,1 Prozentpunkte höher als im Oktober 2004.

Saisonbereinigt, das heißt nach rechnerischer Ausschaltung der jahreszeitlich bedingten Schwankungen, ist die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vormonat um 31 000 Personen (+ 0,1%) gestiegen. Wie schon in den Vormonaten geht der saisonbereinigte Anstieg der Erwerbstätigkeit vor allem auf die Ausweitung von Arbeitsgelegenheiten (so genannten 1-Euro-Jobs) zurück. Daneben hat zu diesem Ergebnis beigetragen, dass sich der Rückgang sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungen zuletzt abgeschwächt hat.

Erwerbslos waren im Oktober 2005 nach Ergebnissen der Telefonerhebung „Arbeitsmarkt in Deutschland“ des Statistischen Bundesamtes 3,55 Millionen Personen. Da es sich bei dieser Erhebung um eine zufällig ausgewählte Stichprobe von monatlich 30 000 Personen handelt, sind ihre Ergebnisse mit einem statistischen Zufallsfehler behaftet. Dieser Fehler beträgt für die im Oktober gemessene Erwerbslosenzahl +/- 190 000. Das heißt, dass bei einem Messwert von 3,55 Millionen die tatsächliche Zahl der Erwerbslosen mit hoher Wahrscheinlichkeit im Bereich zwischen 3,36 und 3,74 Millionen Personen lag.

Die Erwerbslosenquote, gemessen als Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen insgesamt, betrug im Oktober 2005 8,3% (September 2005: 7,9%).

Die ILO-Arbeitsmarktstatistik folgt dem international vergleichbaren Konzept der International Labour Organization (ILO). Die Kriterien dieses Konzepts orientieren sich am Verhalten der jeweiligen Person. Demnach wird als erwerbslos eingestuft, wer keiner Erwerbstätigkeit nachgeht, innerhalb der letzten vier Wochen aktiv nach Arbeit gesucht hat und angibt, im Erfolgsfall innerhalb der kommenden zwei Wochen eine Arbeitsstelle antreten zu können. Wer eines dieser Kriterien nicht erfüllt, gilt nicht als erwerbslos. Erwerbstätige und Erwerbslose zusammen bilden die Gruppe der Erwerbspersonen, die auf dem Arbeitsmarkt aktiv sind – sei es durch eine ausgeübte Erwerbstätigkeit oder durch die Suche nach einer solchen.

Detaillierte Analysen der Ergebnisse der Telefonerhebung zeigen, dass sich hinter den oben dargestellten Bestandsveränderungen wesentlich umfangreichere Austauschprozesse zwischen den hier betrachteten drei Gruppen (Erwerbstätige, Erwerbslose, nicht auf dem Arbeitsmarkt aktive Personen) verbergen.

So zeigt sich, dass viele Personen, die noch im August 2005 nach den ILO-Kriterien erwerbslos waren, im September nicht mehr als Erwerbsperson auf dem Arbeitsmarkt aktiv waren. Die meisten von ihnen hatten angegeben, in dem betreffenden Zeitraum nicht nach einer Arbeit gesucht zu haben.

Zwischen September und Oktober 2005 vollzog sich nun eine gegenläufige Entwicklung: Rund eine Million der im September nicht auf dem Arbeitsmarkt aktiven Personen suchte im Oktober nach einer Erwerbstätigkeit. Damit sind in diesem Zeitraum deutlich mehr Personen als Erwerbslose in den Arbeitsmarkt eingetreten, als umgekehrt Erwerbslose den Arbeitsmarkt verlassen haben. Neben anderen Faktoren führt diese Entwicklung im Endeffekt zu dem nun im Oktober gegenüber dem Vormonat zu verzeichnenden generellen Anstieg der Zahl der Erwerbslosen um 200 000 Personen.

Methodische Erläuterungen zur ILO-Arbeitsmarktstatistik im September 2005

Die ILO-Arbeitsmarktstatistik des Statistischen Bundesamtes setzt die international anerkannten und angewandten Kriterien für die Differenzierung von Personen nach dem Erwerbsstatus um. Die Anwendung dieser von der International Labour Organization (ILO) mit Sitz in Genf formulierten Kriterien bildet die Voraussetzung für supra- und internationale Vergleiche von Arbeitsmärkten.

Die ILO folgt einem extensiven Erwerbskonzept. Erwerbstätig ist danach jede Person im erwerbsfähigen Alter, die im Berichtszeitraum gegen Entgelt oder im Rahmen einer selbstständigen Tätigkeit gearbeitet hat, gleich in welchem Umfang. Als erwerbslos gilt im Sinne der durch die EU konkretisierten ILO-Abgrenzung jede Person im Alter von 15 bis 74 Jahren, die in diesem Zeitraum weder einer mit Einkommen verbundenen abhängigen Tätigkeit nachgegangen ist noch selbstständig war, aber in den letzten vier Wochen vor der Befragung aktiv eine Tätigkeit gesucht hat. Auf den zeitlichen Umfang der gesuchten Tätigkeit kommt es nicht an. Eine neue Arbeit muss innerhalb von zwei Wochen aufgenommen werden können. Die Einschaltung einer Agentur für Arbeit oder eines kommunalen Trägers in die Suchbemühungen ist nicht erforderlich.

Die für internationale Vergleiche maßgebliche Abgrenzung der Erwerbslosigkeit nach ILO-Kriterien unterscheidet sich von der Definition der Zahl der registrierten Arbeitslosen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB), welche der Berichterstattung der Bundesagentur für Arbeit zu Grunde liegt. So fordert das SGB eine Meldung bei einer Agentur für Arbeit oder kommunalen Trägern sowie die Suche nach einer Beschäftigung von mindestens 15 Wochenstunden, um als arbeitslos erfasst zu werden. Andererseits kann nach dem SGB trotz registrierter Arbeitslosigkeit eine Erwerbstätigkeit mit einem Umfang unter 15 Stunden als Hinzuverdienstmöglichkeit ausgeübt werden. Es sind somit in der ILO-Arbeitsmarktstatistik Erwerbslose enthalten, die die Bundesagentur für Arbeit nicht als arbeitslos zählt. Zum anderen gelten in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit auch Personen als arbeitslos, die nach Definition der ILO- Arbeitsmarktstatistik nicht erwerbslos sind.

Bei der Erwerbslosenquote handelt es sich um die Zahl der Erwerbslosen in Prozent aller Erwerbspersonen (Erwerbslose + Erwerbstätige).

Bei der Erwerbstätigenquote handelt es sich um den Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 64 Jahren an der gleichaltrigen Bevölkerung. Diese Altersabgrenzung entspricht den Festlegungen des EU-Beschäftigungspaktes.

Die ausgewiesenen Quoten und Veränderungsraten basieren auf nicht gerundeten Werten.

Die vorliegenden Daten über Erwerbslosigkeit entstammen einer telefonischen Befragung von 30 000 zufällig ausgewählten Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren gemäß den Definitionen der ILO. Da es sich hierbei um eine Stichprobenerhebung handelt, ist die Hochrechnung des Ergebnisses auf die Gesamtbevölkerung mit einem so genannten Standardfehler behaftet, der bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen ist. Er gibt an, in welcher Größenordnung mit einer angebbaren Wahrscheinlichkeit das „tatsächliche“ Ergebnis vom Ergebnis der Stichprobe abweichen kann. Der Standardfehler für die Zahl der Erwerbslosen wird in der tabellarischen Darstellung der Daten ausgewiesen.

Die ILO-Telefonerhebung wurde im Januar 2005 neu eingeführt. Für den davor liegenden Zeitraum ab dem Jahr 1991 existiert eine geschätzte Zeitreihe. Als Eckwerte der Schätzung dienen die um einen Niveaufaktor korrigierten Erwerbslosenzahlen der jährlichen Arbeitskräfteerhebung (AKE), die im bisherigen Verlauf der Telefonerhebung beobachteten monatlichen Veränderungen sowie die Erwerbslosenreihe, die bis Ende 2004 veröffentlicht worden war. Diese wurde mit Hilfe der Zahl registrierter Arbeitsloser ermittelt. Auf der aus diesen Eckwerten geschätzten Zeitreihe basiert auch die Saisonbereinigung der Ergebnisse. Vorjahresvergleiche und saisonbereinigte Werte sind somit mit größeren Unsicherheiten behaftet. Das angewandte Rückrechnungsverfahren wird in der Oktoberausgabe der Zeitschrift des Statistischen Bundesamtes „Wirtschaft und Statistik“ ausführlich dokumentiert werden (erscheint Mitte November).

Die Angaben zur Erwerbstätigkeit sind Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR).

Weitere Auskünfte geben:
Zum Thema „Erwerbstätigkeit“:
Stephan Lüken,
Telefon: (0611) 75-2016,
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Zum Thema „Erwerbslosigkeit“:
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