Cebit 2012: Software schlägt selbstständig Hintergrundmusik für Fotos vor

Einer neuartigen Software namens Picasso gelingt dies innerhalb von Sekunden, weil sie unter anderem die handwerkliche Kunst von Kino-Regisseuren ausnutzt. Forscher des Exzellenzclusters für „Multimodal Computing and Interaction“ an der Universität des Saarlandes haben sie entwickelt und präsentieren sie nun mit der dazugehörigen Smartphone-App „PicasSound“ am Stand F34 in Halle 9 der Computermesse Cebit, die vom 6. bis zum 10. März in Hannover stattfindet.

„Filmregisseure wissen und achten in der Regel sehr genau darauf, welche Melodie auf eine Szene passt“, erklärt Sebastian Michel, der am Saarbrücker Exzellenzcluster eine Forschungsgruppe leitet. Zusammen mit dem Doktoranden Aleksandar Stupar hat er die Software Picasso entwickelt. Sie nutzt das Wissen der Filmregisseure, um für ein oder mehrere Bilder den passenden Soundtrack vorzuschlagen. Anwender finden so ohne großen, zeitlichen Aufwand genau die Musikstücke, die zu ihren Aufnahmen vom vergangenen Badeurlaub oder Städtetrip passen.

Möglich macht dies ein dreistufiges Verfahren, das Michel und Stupar ersonnen haben. Für das ausgewählte Bild werden in einer Datenbank eine festgelegte Anzahl von Filmszenen bestimmt, die in mehreren Merkmalen mit dem Suchbild übereinstimmen. Die Datenbank haben die beiden Forscher selbst aufgebaut, indem sie 50 Filme in Bilder und dazugehörige Soundtracks zerlegten und diese abspeicherten. In der zweiten Stufe bestimmt die Software für jeden Soundtrack einer gefundenen Filmszene eine Liste ähnlicher Lieder. Diese Vielzahl von Listen und Liedern werden dann in der dritten Phase mittels eines ausgeklügelten Rechenverfahrens auf ein Paar der stimmigsten Lieder reduziert, die dann der Anwender als Vorschläge erhält.Eine Liste von Vorschlägen mache auch deswegen Sinn, weil einzelne Fotos bei Anwendern unterschiedliche Assoziationen hervorriefen, so Michel. „Das Bild eines einzelnen Haus in der Natur verbinden manche mit einem romantischen Wochenende, andere dagegen mit Einsamkeit“, erklärt Michel.

Neugierige können sich auf der Demo-Webseite von Picassos Trefferquote selber überzeugen. Sie können aber auch die App „PicasSound“ nutzen, die für iPhone und Android-Smartphones kostenlos erhältlich ist. Diese sucht den passenden Soundtrack unter den Musikstücken, die man selber auf seinem Smartphone abgespeichert hat. Michel und Stupar wollen nun Picasso dahingehend erweitern, dass es nicht nur automatisch Videos, sondern auf der Grundlage von Text auch Hörbücher und Hörspiele vertont. Darüber hinaus planen die Forscher, in ihr Vorschlagsystem noch mehr den Musik- und Filmgeschmack des jeweiligen Anwenders zu integrieren.

Sebastian Michel leitet am Exzellenzcluster für „Multimodal Computing and Interaction“ (MMCI) die Forschergruppe „Querying, Indexing and Discovery in Dynamic Data“. Das Exzellenzcluster wird seit 2007 im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern gefördert. Neben der Universität des Saarlandes sind am Exzellenzcluster das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz beteiligt. Sie haben ihren Sitz ebenfalls auf dem Campus der Universität des Saarlandes.

Weitere Fragen beantworten:

Dr.-Ing. Sebastian Michel, Leiter der MMCI-Forschungsgruppe
„Querying, Indexing, and Discovery in Dynamic Data“
Telefon: 0681 302-70803
E-Mail: smichel@mmci.uni-saarland.de
Gordon Bolduan
Forschungskommunikation Exzellenzcluster “Multimodal
Computing and Interaction“
Telefon: 0681 302-70741
E-Mail: bolduan@mmci.uni-saarland.de

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