MEDICA 2007 zeigt die Trends der Endoprothetik

Immer mehr Interesse seitens des Fachpublikums aus Klinikum und Arztpraxis konnten in den letzten Jahren die spannenden Entwicklungen auf dem Gebiet der Endoprothetik (Gelenkersatz) für sich verzeichnen. Denn eine allgemein steigende Lebenserwartung bringt es mit sich, dass nicht nur immer mehr Patienten einen Gelenkersatz benötigen.

Mittlerweile benötigt auch eine steigende Zahl von Patienten einen Ersatz für das Ersatzgelenk, also ein Zweitimplantat.

Gefragt sind demnach langlebige Prothesen. Die Orthopäden der Oberschwabener Klinik in Bad Waldsee unterzogen sich aus diesem Grund der Mühe, ihre handwerklich-operative Kunst und die der Endoprothesenentwickler auf den Prüfstand zu stellen. Es galt, das Verhalten eines zementfreien Hüftendoprothesensystems nachzuuntersuchen. 160 Patienten konnten ausfindig gemacht werden, die bisher 17 Jahre ihres Lebens mit der künstlichen Hüfte verbracht hatten, darunter eine 99-Jährige.

Ergebnis: Bei 95 Prozent der Patienten waren Schaft und Pfanne nach 17 Jahren noch völlig intakt. Das bedeutet, dass lediglich bei fünf Prozent der Patienten ein Prothesenwechsel durchgeführt werden musste.

Auch Orthopäden aus dem Mare Klinikum in Kiel-Kronshagen wollten wissen, wie es um die zementfreie Implantation eines totalen Hüftersatzes bestellt ist, 17 Jahre nach Implantation. Und auch hier verhielten sich Endoprothesen und ihre Träger mustergültig. 94 Prozent der nachuntersuchten Patienten lebten seit 17 Jahren immer noch mit der Ersthüfte. Bei den restlichen sechs Prozent trat der erste Prothesenwechsel nach 10 Jahren auf.

Kompetenz des Operateurs ist gefragt

Rund 18.000 künstliche Hüften werden jährlich an 1.000 deutschen Krankenhäusern gewechselt. Die Zahl der Erstimplantationen liegt unterdessen jährlich bei etwa 230.000. Die Kunstfertigkeit des Operateurs und die Auswahl des Prothesenmodells entscheiden über die Langzeitstabilität einer künstlichen Hüfte.

Das Bild der beeindruckenden Standzeiten der künstlichen Hüftgelenke wird jedoch immer wieder getrübt. So verweist der Chef des norwegischen Endoprothesenregisters aus Bergen, Dr. Leif Havelin, auf eine „sehr populäre“ Endoprothese, die seine Kollegen in den 70er Jahren häufig implantiert hatten. Doch die allseits gelobte Innovation versagte unter Alltagsbedingungen. Vier von 10 Implantaten mussten bereits nach 6 Jahren wieder entfernt werden.

Welche Folgen eine falsche Prothesenauswahl haben kann, zeigt auch Beispiele jüngerer Vergangheit. Nach Implantation von Endoprothesen mit kurzem Schenkelhals, die neueste Kreation auf dem Schaftmarkt, speziell für die Versorgung jüngerer Patienten entwickelt, sahen die Operateure die ersten Patienten schnell wieder. Rund 11 Prozent der Patienten waren wegen Schmerzen und Lockerungen gezwungen, nach nur 5 Jahren sich der modernen Prothese wieder zu entledigen, die sie zwischen 1999 und 2003 implantiert bekommen hatten.

Langlebigkeit von Endoprothesen ist nicht nur erwünscht, sie ist auch erforderlich. Der Grund: Die Menschen werden immer älter. Rekonstruktive Eingriffe an den Gelenken, speziell am Hüftgelenk, nehmen zu – derzeit schätzungsweise zwei Prozent pro Jahr.

Arthrotische Gelenkserkrankungen sind häufige Krankheitsbilder des Alters. Etwa 15 Prozent aller über 65-jährigen Einwohner in westlichen Industrieländern leiden Expertenschätzungen folgend an einer Koxarthrose, also dem Hüftgelenkverschleiß. Stark im Kommen sind die Gonarthrosen, eine Indikation für ein künstliches Kniegelenk. Die Ursache einer Implantatlockerung ist häufig ein Knochensubtanzverlust im Prothesenlager, bisweilen sind es auch Probleme beim knöchernen Einheilen.

Doch kein Parameter beeinflusst die Überlebensraten von Hüftendoprothesen so sehr wie der Chirurg. Sie variieren bis um das 20-Fache. „Weniger das Implantatdesign als vielmehr die Fertigkeit des Operateurs entscheidet über die Standfestigkeit und das sogenannte Outcome einer Prothese“, betont Dr. Thorsten Gehrke, Ärztlicher Direktor der ENDO-Klinik in Hamburg.

Ist es an der Zeit, die Begrenzungen des mechanischen Denkens zu verlassen und sich dem biologischen zuzuwenden? Mit gentechnischen Ansätzen wird derzeit versucht, geschädigten Knorpel von Arthrose-Patienten wieder herzustellen. Spezielle Stammzellen könnten, so der Forschungsansatz, zu maßgeschneiderten Knorpel oder Knochen ausdifferenzieren. Was im Tierversuch bereits gelang, könnte auch beim arthrosegeplagten Menschen gelingen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Anbieter von Endoprothesen, die sich an der MEDICA 2007 in Düsseldorf vom 14. bis 17. November beteiligen, können über die Ausstellerdatenbank mit ihren Produktinformationen im Internet recherchiert werden unter http://www.medica.de.

Termin-Hinweis! Am 09.10.2007 findet im Grand Elysée Hotel Hamburg von 9 bis 18 Uhr die MEDICA PreView 2007 für die Tages- und Fachpresse statt. Anmeldung hierzu unter: http://www.preview-event.com

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Martin-Ulf Koch presseportal

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