Universität Heidelberg auf der LEARNTEC 2002
Lernen als Kernkompetenz der Psychologie – Auf der Fachmesse vom 5. bis 8. Februar in Karlsruhe demonstriert das Psychologische Institut, dass die Unterstützung von Lernprozessen zu den zentralen Bereichen der modernen Psychologie gehört
Das Fachpublikum der LEARNTEC, der führenden Fachmesse mit Kongress für Bildungstechnologie in Europa, ist vor allem an Lösungen für betriebliche Weiterbildung und Personalentwicklung interessiert. Forschung in diesem Bereich soll konkrete Problemstellungen lösen helfen. Diesem Anspruch wird das Angebot der Psychologie der Universität Heidelberg gerecht. Auf ihrem Stand präsentieren die Experten mehrere Projekte, die zum Teil in Kooperation mit der Industrie verwirklicht wurden und die Vielfalt von psychologischer Tätigkeit aufzeigen.
Beachtenswert ist eine Forschungsarbeit des Fachbereichs Allgemeine Psychologie, in der ein modular aufgebautes strukturiertes Personalauswahlverfahren für die Pflegeausbildung durch Bernd Reuschenbach entwickelt wurde. Erste Auswertungen bescheinigen dem Verfahren eine gute Vorhersageleistung und eine hohe Akzeptanz bei allen Beteiligten. Es ermöglicht die Erfassung von Schlüsselkompetenzen und Entwicklungspotentialen, denn pflegerische Kompetenz ist mehr als medizinisches Fachwissen: Soziale Kompetenzen und Problemlösefähigkeiten sind nur einige der bedeutsamen Anforderungen im Pflegeberuf. Vor allem bei Personalauswahlverfahren zeigt sich die Notwendigkeit einer fundierten wissenschaftlichen Vorgehensweise, da Personalentscheidungen für Arbeitgeber und -nehmer weitreichende Konsequenzen haben.
Zielgruppe von Diagnose-KIT, eines Computerprogramms aus der Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie, sind Auszubildende und Facharbeiter, die mit der Instandhaltung automatisierter Fertigungsanlagen befasst sind. Störungen an modernen technischen Anlagen können in vielfältiger Weise auftreten und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweisen. Die Behebung dieser Störungen erfordert in hohem Maße strategisches Denken und Handeln des technischen Personals. Diagnose-KIT simuliert eine reale Fertigungsanlage. Das erlaubt ein flexibles Üben der Störungsdiagnose in einer authentischen Lernumgebung. Auch in der Lehre arbeiten Professor Karlheinz Sonntag und Dr. Niclas Schaper mit Unternehmen wie mit DaimlerChrysler und Fraport zusammen. Von diesem praxisorientierten Ansatz profitieren neben den beteiligten Organisationen die Heidelberger Studierenden, wofür im Januar der Landeslehrpreis verliehen wurde.
Viele Computerlernprogramme erfüllen nicht die Erwartungen, die in sie gesetzt werden. Neben der Beurteilung von Lernsoftware werden von den pädagogischen Psychologen unter der Leitung von Professor Peter Reimann lerntheoretisch begründete Verfahren entwickelt. Mit der Methode, Lernende mit authentischen Problemlöseszenarien zu konfrontieren, lassen sich Motivation und Lernerfolg beträchtlich erhöhen. Diese Konzepte entstehen nicht allein in der Hochschule, sondern werden beispielsweise im Rahmen von Diplomarbeiten bei Heidelberger Druckmaschinen oder SAP erprobt. Neuestes Projekt der Didaktikexperten ist das Transparente Labor des Life Science Lab, in dem Schüler computergestützt mit der Praxis von naturwissenschaftlicher Forschung vertraut gemacht werden sollen. Aufgrund der erheblichen Nachfrage nach kompetenter Beratung wurde vor gut einem Jahr die Firma b-educated! ausgegründet, die ebenfalls ihre Lösungen auf der LEARNTEC präsentiert.
Mit seiner Präsentation auf der LEARNTEC will das Psychologische Institut Industrieunternehmen auf sich aufmerksam machen, um auch zukünftig Studierenden attraktive Praktika und Diplomarbeitsprojekte zu ermöglichen. Als führende Forschungseinrichtung informieren die Wissenschaftler interessierte Firmen über Kooperationsmöglichkeiten im Rahmen von Förderprogrammen des Bundes und der EU.
Über das Psychologische Institut der Universität Heidelberg
Lehre und Forschung in Psychologie haben an der Universität Heidelberg eine lange und berühmte Tradition. Schon vor der Einrichtung des Psychologischen Instituts wurde das Fach ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Medizinischen Fakultät und ab 1919 auch in der Philosophischen Fakultät gepflegt, u.a. von so berühmten Fachvertretern wie Wilhelm Wundt, Hermann v. Helmholtz, Ernst Kraepelin, Hans W. Gruhle, Karl Jaspers und Willy Hellpach. Mit Einführung der Diplomprüfung für den Psychologenberuf im Jahre 1941 wurde W. Hellpach mit der Gründung eines eigenständigen Instituts beauftragt. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm Johannes Rudert als sein Nachfolger die Leitung des Psychologischen Instituts.
Nach dessen Emeritierung wurde es ab 1965 bis Ende der siebziger Jahre durch die Einrichtung von vier weiteren Lehrstühlen, fünf Professorenstellen und zahlreichen Stellen des wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Dienstes zu seiner heutigen Größe ausgebaut. Dieser Ausbau war zum einen eine Folge des starken Anwachsens der Zahl von Hauptfachstudierenden bis zur Einführung des Numerus Clausus, zum anderen spiegelt sich darin auch die innere Differenzierung des Faches Psychologie in der Nachkriegszeit wider, die heute für alle Universitäten in Deutschland wie im Ausland Gültigkeit hat und die Lehrpläne, die Forschung, die Publikationsorgane und die Berufspraxis in der Psychologie bestimmt.
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