Schneller Hochwasserschutz: Europaletten sollen helfen

Erstes TÜV-zertifiziertes Stauwandsystem soll Schäden begrenzen – Günstig und umweltfreundlich – DBU förderte mit rund 22.000 Euro

Nach den verheerenden Hochwasserkatastrophen der vergangenen Jahre, die Millionenschäden verursacht haben, wird vor allem über eine Frage nachgedacht: Wie lässt sich Hochwasser vermeiden oder zumindest eindämmen? Eine technische Antwort liefern jetzt Spezialisten der Darmstädter Firma Holger Pötzsch (HOP). Mit finanzieller Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) haben sie ein Stauwandsystem entwickelt, das vom TÜV Süddeutschland (Filderstadt) geprüft wurde. Das patentierte System kann schnell aufgebaut, wiederverwendet werden und verspricht Hilfe beim vorbeugenden Hochwasser- und Katastrophenschutz. „Nach unseren Erkenntnissen handelt es sich um das erste TÜV-zertifizierte Stauwandsystem in Deutschland“, so DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde. Die DBU hat das Projekt mit rund 22.000 Euro gefördert.

Wenn Hochwasser naht, kommt es auf jede Minute an, um die Fluten einzudämmen und die Schäden so gering wie möglich zu halten. Hilfe bringen Stauwände, die schnell aufgebaut werden können, dicht sind und dem Druck des Wassers Stand halten. Holger Pötzsch von der Firma HOP ist es gelungen, aus Europaletten und einer besonders dichten Folie ein sicheres, flexibles und zugleich umweltfreundliches Stauwandsystem zu entwickeln.

Das Prinzip: genormte Europaletten – bekannt aus dem Supermarkt – werden mit verzinktem Stahl zu einer stabilen Stützkonstruktion zusammengesetzt. Anschließend wird die Konstruktion mit einer Folie bespannt, die auch unter hoher Belastung dicht bleibt. Der Clou: die Folie lässt sich zu hundert Prozent wiederverwerten und schont so die Umwelt.

„Die Stauwand ist sehr flexibel einsetzbar“, sagt Holger Pötzsch. „Sie kann bis auf 1,55 Meter erhöht werden und eignet sich auch für enge Gassen, wie es sie in Altstädten oft gibt.“ Auch an Ecken wurde gedacht, so dass selbst komplizierte Abgrenzungen für alle Winkel möglich sind. Aber das neue Stauwandsystem kann noch mehr: „Es ist denkbar, Bach- und kleine Flussläufe mit dem System umzuleiten, um beispielsweise Arbeiten an einem Bachbett durchzuführen“, meint Pötzsch. „Wenn nötig, können fließende Gewässer auch durch Ortschaften geführt oder wichtige Straßen in Überflutungsgebieten offen gehalten werden.“

Kombiniert werden kann die Stauwand mit einer „Wasserbremse“ für Gullyausgänge. Dazu wird eine runde Barriere von bis zu 1,20 Meter – ein so genannter Überlaufsperrbehälter – um einen Gully gelegt. So wird das Wasser aus den voll gelaufenen unterirdischen Kanälen daran gehindert, in die Straßen zu strömen und zusätzlichen Schaden anzurichten. Wie das Stauwandsystem selbst sind auch die Sperrbehälter einfach zu lagern.

„Im Vergleich zu einem Wall aus Sandsäcken hat das neue Stauwandsystem viele Vorteile“, so DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde. „Es kann schnell aufgebaut werden, ist dichter und wiederverwendbar, denn anders als der Sand ist es nach einem Hochwasser leicht zu reinigen.“ Allein im Hochwasser-Jahr 2002 investierte die DBU 2,8 Millionen Euro in Projekte zur Beseitigung von Hochwasserschäden; im vergangenen Jahr stellte die Stiftung 3,5 Millionen Euro für vorbeugenden Hochwasserschutz bereit.

Media Contact

Franz-Georg Elpers DBU

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