Wladimir-Peter-Köppen-Preis für Klima- und Erdsystemforschung

Zum dritten Mal zeichnet der Exzellenzcluster CliSAP am KlimaCampus, Universität Hamburg, herausragende Doktorarbeiten aus. Der Wladimir-Peter-Köppen-Preis für Klima- und Erdsystemforschung wird erstmals gleich an zwei Nachwuchswissenschaftler vergeben. „In diesem Jahr ist uns die Entscheidung nicht leicht gefallen“, sagt Juror Prof. Dr. Jürgen Sündermann.

„Die nominierten Arbeiten zeigen durchweg ein hohes wissenschaftliches Niveau. Wir haben uns deshalb entschlossen, den Preis diesmal an zwei junge Forscher zu verleihen, deren Arbeiten besonders innovativ und richtungsweisend sind.“ Die Auszeichnung erhalten die Geologin Ines Heßler vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen (MARUM) und der Physiker Florian Rauser vom Max-Planck-Institut für Meteorologie Hamburg.

In ihrer Dissertation stellt Ines Heßler Klimaveränderungen während der letzten Eiszeit in den Fokus. Dafür untersuchte sie Meeressedimente, die sich vor der Küste Südwest-Afrikas abgelagert hatten. Die Sedimente sind Archive der Klimageschichte, da sie Informationen über Veränderungen von Meeresströmungen und der Pflanzenwelt auf dem angrenzenden Kontinent während der Kaltzeit liefern. Pflanzenpollen bilden den Schlüssel zur Vergangenheit: Mithilfe der Jahrtausende alten Ablagerungen aus Blütenstaub rekonstruierte Ines Heßler die Vegetations- und Klimageschichte Angolas sowie des südlichen Kongo-Beckens. Kalkiges Plankton, die Überreste winziger Meeresorganismen, lieferten ihr zudem Aufschluss über eiszeitliche Veränderungen von Meeresströmungen vor der Küste Angolas. Diese Befunde ermöglichten Rückschlüsse auf die Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Ozean. Durch die Auswertung von Vegetationsdatensätzen aus dem tropischen Afrika und Südamerika zeigt die Geologin darüber hinaus einen Zusammenhang zwischen abrupten Klimaschwankungen während der letzten Eiszeit und Veränderungen der regionalen Vegetation auf.

Florian Rauser erforscht in seiner Arbeit zur Klimamodellierung eine Schlüsselfrage der geophysikalischen Strömungsdynamik: Wie lassen sich bei der numerischen Simulation von Gasen und Flüssigkeiten Fehler quantifizieren? Er legt dabei neue Verfahren zur modellunabhängigen Fehlerabschätzung vor. Seine Kernthese lautet, dass beliebig komplizierte gitterbasierte Computermodelle mit dem von ihm entwickelten Algorithmus selbständig lernen können, wo sie Fehler produzieren – ohne dass der Anwender das jeweilige Modell in all seinen Feinheiten verstehen muss. „Florian Rauser liefert einen fundamentalen Beitrag zur Abschätzung der Zuverlässigkeit von Modellen im Bereich der geophysikalischen Strömungsdynamik. Seine Arbeit ist daher nicht nur methodisch, sondern auch wissenschaftlich sehr innovativ“, so die Jury.

Der Wladimir-Peter-Köppen-Preis für Klima- und Erdsystemforschung wird jedes Jahr an talentierte Nachwuchswissenschaftler vergeben, die im deutschsprachigen Raum promoviert haben. Eine Jury renommierter Wissenschaftler wählt herausragende Dissertationen mit klarem Bezug zur Klimaforschung aus. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Die diesjährigen Preisträger teilen sich zwar den Preis, nicht aber das Preisgeld und können somit jeweils die volle Summe für weitere wissenschaftlichen Vorhaben verwenden.

Interessieren Sie sich für die Themen der Doktorarbeiten? Wir vermitteln Ihnen gerne ein Interview mit den Preisträgern. Die feierliche Preisverleihung findet am Nachmittag des 13. Januar 2012 am KlimaCampus Hamburg statt. Medienvertreter, die an der Feier teilnehmen möchten, sind herzlich willkommen.

Kontakt und weitere Informationen:

Franziska Neigenfind
KlimaCampus, Universität Hamburg
Öffentlichkeitsarbeit
Grindelberg 5
20144 Hamburg
Tel.: 040-42838-7590
E-Mail: franziska.neigenfind@zmaw.de
Dr. Ingo Harms
KlimaCampus, Universität Hamburg
Grindelberg 5
20144 Hamburg
Tel.: 040-42838-4206
E-Mail: ingo.harms@zmaw.de

Media Contact

Franziska Neigenfind idw

Weitere Informationen:

http://www.zmaw.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Physiker Professor Simon Stellmer von der Universität Bonn beim Justieren eines Lasers, der für Präzisionsmessungen eingesetzt wird.

Simon Stellmers GyroRevolutionPlus erhält ERC-Zuschuss von 150 000 € für Katastrophenwarnungen

Europäischer Forschungsrat fördert Innovation aus der Physik an der Uni Bonn „Mit GyroRevolutionPlus verbessern wir die Messgenauigkeit von Ringlaserkreiseln, sogenannten Gyroskopen, mit denen wir langsame und tiefliegende Erdrotationen oder auch…

Unterschiedlich regulierte kleine RNAs aus Blut oder Haut sind mögliche Biomarker, die in Zukunft helfen könnten, Fibromyalgie schneller und besser zu diagnostizieren und damit unter anderem die Stigmatisierung abzubauen.

Objektive Diagnose von Fibromyalgie: Neue Innovationen Erklärt

Prof. Dr. Nurcan Üçeyler und Dr. Christoph Erbacher von der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) haben ihre neuesten Forschungsergebnisse zum Fibromyalgie-Syndrom (FMS) in der Fachzeitschrift Pain veröffentlicht. Sie fanden…

Links: EHT-Bilder von M87* aus den Beobachtungskampagnen 2018 und 2017. Mitte: Beispielbilder aus einer generalrelativistischen magnetohydrodynamischen (GRMHD) Simulation zu zwei verschiedenen Zeiten. Rechts: Dieselben Simulations-Schnappschüsse, unscharf gemacht, um der Beobachtungsauflösung des EHT zu entsprechen.

Die neueste M87-Studie des EHT bestätigt die Drehrichtung des Schwarzen Lochs

Erster Schritt auf dem Weg zu einem Video vom Schwarzen Loch FRANKFURT. Sechs Jahre nach der historischen Veröffentlichung des ersten Bildes eines Schwarzen Lochs stellt die Event Horizon Telescope (EHT)…