Multiple-Sklerose-Forschung prämiert

Den mit 10.000 Euro dotierten Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für Multiple-Sklerose (MS)-Forschung 2012 hat die Universitätsmedizin Göttingen an den Neuroimmunologen Dr. Veit Rothhammer aus München vergeben.

Mit der Auszeichnung prämiert die Jury seine Arbeit zur Grundlagenforschung über die Mechanismen der Einwanderung von Entzündungszellen in das Gehirn. Die Preisverleihung fand am 14. November 2012 während der 20. Multiple-Sklerose-Lecture an der UMG statt. Veranstalter sind die Abteilung Neuropathologie und die Abteilung Neurologie sowie das Institut für Multiple-Sklerose-Forschung (IMSF) der Universitätsmedizin Göttingen.

Der Göttinger Helmut-Bauer-Nachwuchspreis ist der bestdotierte Nachwuchsförderpreis für Multiple Sklerose-Forschung in Deutschland. Das Preisgeld hat die Firma Biogen Idec gestiftet.

Der 33-jährige Preisträger Dr. Veit Rothhammer ist Arzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe für Experimentelle Neuroimmunologie der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München. Den Preis erhielt er für seine Arbeit zum Thema „Th17 lymphocytes traffic to the central nervous system independently of alpha4 integrin expression during EAE“. Sie ist im November 2011 in der Fachzeitschrift „Journal of Experimental Medicine“ erschienen.

Originalarbeit: Veit Rothhammer, Sylvia Heink, Franziska Petermann, Rajneesh Srivastava, Malte C. Claussen, Bernhard Hemmer and Thomas Korn Th17 lymphocytes traffic to the central nervous system independently of α4 integrin expression during EAE. Journal of Experimental Medicine. 2011 November 21; 208(12): 2465-76. Epub 2011 Oct 24.

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS) und führt zu Entzündungsherden in Gehirn und Rückenmark. In ihrer Studie konnten Dr. Rothhammer und Kollegen am Tiermodell der Experimentellen autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE) nachweisen, dass es von bestimmten Ankermolekülen (Integrinen) auf der Oberfläche krankheitsvermittelnder T-Zellen abhängt, wo genau im ZNS die MS-typischen Schädigungen entstehen. Anhand ihrer Produktion bestimmter löslicher Stoffe werden T-Zellen vom Typ Th1- und Th17 unterschieden. Während T-Zellen vom Typ Th1 in strenger Abhängigkeit von dem Ankermolekül VLA-4 (alpha4beta1) hauptsächlich ins Rückenmark einwandern, gelangen T-Zellen vom Typ Th17 auch bei Blockade oder Fehlen von VLA-4 in das Gehirn. Hierdurch bewirken sie die für EAE atypischen motorischen Hemi-Syndrome wie Halbseitenlähmungen sowie klinische Symptome wie Ataxien, die aufgrund von Schädigungen im Kleinhirn auftreten. Das Eindringen von Th17 Zellen wiederum kann verhindert werden, wenn ein anderes Ankermolekül, nämlich die alphaL-Untereinheit des Integrins LFA-1 (alphaLbeta2) blockiert ist.

„Mit der Prämierung würdigen wir die ausgezeichnete experimentelle Arbeit von Dr. Rothhammer. Seine Arbeiten klären die Mechanismen auf, mittels derer Entzündungszellen aus dem Blut in das Gehirn gelangen und die Entstehung von MS-Läsionen auslösen. Die Erkenntnisse können dazu beitragen, die örtliche Verteilung von Schäden im Gehirn besser zu verstehen und bei der Immunüberwachung oder zur Entwicklung spezifischer Pharmaka in der Therapie der Multiplen Sklerose zu helfen“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Brück, Direktor der Abteilung Neuropathologie, und Sprecher der Jury.

Der Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für Multiple-Sklerose-Forschung ist nach dem ehemaligen Direktor der Neurologischen Klinik der Universität Göttingen benannt. Prof. em. Dr. Helmut Bauer war von 1963 bis 1980 an der Neurologischen Klinik tätig. Der Nachwuchspreis würdigt Forschungsarbeiten über die Ursachen und neue Behandlungsstrategien bei Multipler Sklerose. Allen Bewerbungen liegen wissenschaftliche Publikationen in international anerkannten neurowissenschaftlichen Fachzeitschriften zugrunde. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wird von der Firma Biogen Idec aus Ismaning gestiftet. Der Preis wurde 2012 zum neunten Mal verliehen.

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Direktor der Abteilung Neuropathologie
Prof. Dr. Wolfgang Brück, Telefon 0551 / 39-22700
Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
neuropat@med.uni-goettingen.de

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