Industrie und Wissenschaft: Kooperationspreis für Kompetenzzentrum

Aber preiswürdig sind für Schumacher nicht nur die wissenschaftlich-technischen Ergebnisse der akademisch-industriellen Zusammenarbeit. Vielmehr rückt er die Art der Zusammenarbeit in den Vordergrund, ihre ganz besonderen Strukturen und Mechanismen, Kommunikation vor Kommunikationstechnik gewissermaßen.

Letztere ist gleichwohl die Basis der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Uni-Forschern und Industrie-Partnern, von der Professor Schumacher zufolge beide Seiten vielfach profitieren. Vereinfacht formuliert geht es dabei um die Überführung neuer Technologien der Mikroelektronik in die Anwendung: Die Entwicklung spezieller Schaltkreise für phasengesteuerte Antennen zum Beispiel oder für ultraschnelle Datenübertragungen über kurze Distanzen.

Die Eignung bestimmter Komponenten für Millimeterwellenschaltungen, ferner die Zuverlässigkeit besonderer Halbleiter-Bauelemente. „Es geht ausschließlich um analoge Schaltungs- und Hochgeschwindigkeitschaltungstechnik“, präzisiert der Wissenschaftler. Wobei sich inzwischen mit Impuls-Ultra-Breitbandanwendungen für Kommunikation und hochauflösende Radaranwendungen ein weiterer Schwerpunkt entwickelt habe, mit Perspektiven auch im medizinischen Bereich, wie Schumacher erwartet.

Hochtechnologie pur also. Naheliegend mithin, dass sich potenzielle Partner aus einem überschaubaren Bereich rekrutieren. Und selbst dieser hat sich seit Gründung des Verbunds noch reduziert, als Folge des seit 2002 merklich geschrumpften Marktes für Kommunikations-Infrastruktur vor allem. Damit konzentriert sich die Verbundforschung im Zentrum weitgehend auf die Partner, die gemeinsam mit dessen Leiter den Kooperationspreis entgegennehmen werden: EADS Ulm und das Heilbronner Unternehmen Atmel. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: „Unsere Expertise umfasst alle Stationen der Realisierung, von der Messtechnik über den Schaltungsentwurf bis zur Herstellung von Prototypen“, erklärt Hermann Schumacher nicht ohne Stolz. Einzige Ausnahme sei die Chip-Fabrikation, die bei kooperierenden Firmen stattfinde.

Drei gleichermaßen wichtige Säulen der Finanzierung nennt der Leiter des Kompetenzzentrums, vor fast acht Jahren initiiert durch eine Ausschreibung des Stifterverbands, dabei ausgewählt unter mehr als 150 Bewerbungen: „Direkte Zuwendungen der Partner, Aufträge industrieller Partner im Rahmen öffentlich geförderter Projekte und die Abwicklung öffentlich geförderter Projekte unter Beteiligung von Partnern des Kompetenzzentrums.“ Hinzu kämen auch Forschungsaufträge für Dritte, wenngleich von nachrangiger Bedeutung. Nur in der Anlaufphase sei das Zentrum vom Stifterverband sowie vom Land unterstützt worden.

Keine Frage insofern für den Wissenschaftler: „Die Partnerfirmen zahlen schon ordentlich Geld“, weiß Schumacher, „aber sie profitieren von der Kooperation auch enorm und in vielfältiger Weise“. Gleiches gelte indes für die Universität Ulm. Von den daraus resultierenden Forschungsaufgaben insbesondere und hier vor allem von den langfristig zu bearbeitenden Themen. „Hauptnutznießer sind Doktoranden und Diplomanden.“ Mitnichten nur der Finanzierung von Promovenden wegen. „Viele unserer Absolventen arbeiten anschließend bei unseren Partnern, werden dort aufgrund ihrer schon bewiesenen Qualifikation mit Kusshand übernommen“, freut sich Professor Hermann Schumacher, der übrigens schon einmal mit dem Kooperationspreis ausgezeichnet worden ist: 1995 nämlich, bei der ersten Vergabe überhaupt und seinerzeit für seine Zusammenarbeit mit dem Daimler-Forschungszentrum.

„Die Mitwirkung unserer Partner geht weit über den gemeinhin üblichen Beitrag hinaus“, beschreibt der Zentrumsleiter aus seiner Sicht entscheidende Erfolgsfaktoren: Struktur und Diskussionskultur. Klare und vertraglich vereinbare Rechte und Pflichten etwa, die gemeinsame Finanzierungsverantwortung, das Einstimmigkeitsprinzip im vierteljährlich tagenden Beirat bei allen Fragen von strategischer Bedeutung „und ein sehr offener Umgang miteinander.“ Auch bei den jährlichen Status-Seminaren auf der Reisensburg versteht sich, mit einem angemessenen Rahmenprogramm inklusive. So ist Schumacher aus gutem Grund überzeugt: „Unser Kompetenzzentrum kann sicher richtungweisend auch für andere Kooperationen angesehen werden.“

Weitere Informationen: Prof. Dr. Hermann Schumacher: Tel. 0731 50-26152

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Willi Baur idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-ulm.de/

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