Europäischer Forschungsrat fördert Heidelberger Mathematikerin

Eine hochdotierte Förderung des Europäischen Forschungsrates (ERC) für herausragende Forschungstalente, einen ERC Consolidator Grant, erhält die Heidelberger Mathematikerin Prof. Dr. Anna Wienhard.

Über einen Zeitraum von fünf Jahren wird damit ein Vorhaben gefördert, in dem sich die Wissenschaftlerin mit Symmetrien und den sogenannten Deformationsräumen geometrischer Strukturen befasst. Für das Projekt „Deformation Spaces of Geometric Structures“ stehen Prof. Wienhard, die am Mathematischen Institut der Universität Heidelberg lehrt und forscht, Fördermittel in Höhe von knapp 1,6 Millionen Euro zur Verfügung.

Wie Prof. Wienhard erläutert, spielen Symmetrien nicht nur in der Mathematik, sondern auch in der Physik, der Biologie oder der Chemie eine zentrale Rolle. Sie lassen sich mathematisch beschreiben durch eine Gruppe von Transformationen, das heißt Umwandlungen, die eine vorgegebene geometrische Struktur erhalten.

„Ein solches Gefüge mit vielen Symmetrien ist oftmals starr, da schon kleine Veränderungen das Gleichmaß aufheben können“, erläutert die Heidelberger Wissenschaftlerin. „Es gibt jedoch Strukturen, die sich verändern oder deformieren lassen, ohne dass die Symmetrie gebrochen wird. In diesem Fall erlaubt die geometrische Struktur einen interessanten Modul- oder auch Deformationsraum.“

Ein Beispiel für eine solche Struktur ist die „Pflasterung“ einer Ebene durch Quadrate. Diese geometrische Struktur kann so verschoben, das heißt deformiert werden, dass dort nunmehr Parallelogramme erscheinen, wobei die Symmetrie erhalten bleibt.

„In unserem Projekt wollen wir Deformationsräume von geometrischen Strukturen auf weitaus komplizierteren mathematischen Objekten studieren. Eine besondere Rolle spielen dabei sogenannte höhere Teichmüller-Räume, die in den vergangenen zwanzig Jahren entdeckt wurden. Sie haben zu interessanten Entwicklungen in der Mathematik geführt und sind auch für die theoretische Hochenergiephysik relevant“, sagt Prof. Wienhard.

Anna Wienhard (Jahrgang 1977) studierte Theologie und Mathematik an der Universität Bonn. Nach dem Abschluss in beiden Studiengängen wandte sie sich zunächst theologischen Forschungsarbeiten zu, unterstützt vom Sonderforschungsbereich „Judentum – Christentum“, ehe sie im Jahr 2004 in Bonn in der Mathematik promoviert wurde. Es folgten verschiedene Forschungsaufenthalte in der Schweiz und den USA, darunter am Institute for Advanced Study in Princeton. Von 2007 an war die Mathematikerin als Assistant Professor an der Princeton University tätig. Im Jahr 2012 folgte sie einem Ruf an die Universität Heidelberg. Am Mathematischen Institut der Ruperto Carola übernahm sie eine Professur für „Reine Mathematik“; sie leitet dort die Arbeitsgruppe Differentialgeometrie. Für ihre Forschungsarbeiten hat Prof. Wienhard verschiedene Auszeichnungen und Förderungen erhalten.

Der ERC Consolidator Grant wendet sich an junge Forscher, die bereits eine vielversprechende Erfolgsbilanz vorweisen können und nun einen herausragenden Forschungsvorschlag vorgelegt haben. Zentrales Förderkriterium ist dabei wissenschaftliche Exzellenz.

Informationen im Internet:

Arbeitsgruppe Differentialgeometrie:
http://www.mathi.uni-heidelberg.de/~diffgeo
Hinweis an die Redaktionen:
Ein digitales Portraitfoto von Prof. Wienhard ist in der Pressestelle abrufbar.
Kontakt:
Prof. Dr. Anna Wienhard
Mathematisches Institut
Telefon (06221) 54-5761
wienhard@mathi.uni-heidelberg.de
Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

Media Contact

Marietta Fuhrmann-Koch idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-heidelberg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer