EU-geförderte Transferinitiative: Wissenschaftliche Kompetenzbüros Faserverbundwerkstoffe

Von fünf, die insgesamt vorgesehen sind, haben drei bereits ihre Arbeit aufgenommen: bei Industriepartnern eingerichtete „Wissenschaftliche Kompetenzbüros Faserverbundwerkstoffe“, in denen Wissenschaftler des Anwenderzentrums Material- und Umweltforschung (AMU) der Universität Augsburg gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf den Weg bringen. Diese neue Form der Anbahnung und Etablierung von Kooperationsprojekten zwischen Wissenschaft und Industrie wird von der EU auf drei Jahre mit 0,7 Mio. Euro gefördert. Den gleichen Betrag steuern die am Projekt mitwirkenden Unternehmen bei.

„Ja, wir hätten selbstverständlich Bedarf an universitären Forschungs- und Entwicklungskompetenzen, wir würden gerne mit Ihnen kooperieren und die Vorhaben dann auch finanzieren. Unser Problem sind die zusätzlichen Ressourcen, die durch die erforderlichen Projektvorbereitungen, durch die Beantragung der notwendigen Fördergelder etc. gebunden würden.“ Antworten wie diese hat Dr. Wolfgang Biegel vom Anwenderzentrum Material- und Umweltforschung der Universität Augsburg (AMU) immer wieder erhalten, wenn er High-Tech-Firmen aus der Region Augsburg Kooperationen mit der Universität vorgeschlagen hat.

„Die Idee unseres Kollegen Roland Grenz, des Leiters der Transferstelle der Universität Augsburg, diese kooperationshemmenden Personal- und Ressourcendefizite der Unternehmen durch die Entsendung unserer eigenen Fachleute in die Unternehmen zu beheben, war so überzeugend, dass es uns auf Anhieb gelang, EU-Mittel einzuwerben, mit denen wir diese Idee nun in Form unseres Projekts 'Wissenschaftliche Kompetenzbüros Faserverbundwerkstoffe' realisieren können“, erläutert Biegel.

„Keimzellen“ für die Entstehung gemeinsamer F&E-Projekte

Konkret umfasst dieses Projekt die Einrichtung von fünf solcher Kompetenzbüros in produzierenden Unternehmen des Bereichs Faserverbundwerkstoff-Leichtbautechnologie. Die Büros werden mit Wissenschaftlern der Universität Augsburg besetzt, um in den Unternehmen als „Keimzellen“ für die Entstehung gemeinsamer Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu fungieren. Primäre Zielgruppe des Kompetenzbüro-Projekts sind Unternehmen der aufstrebenden Faserverbundwerkstoffe-Branche. Über die Büros werden sie dabei unterstützt, einerseits die Lücke zwischen einer Projektidee und ihrer Realisierung zu schließen; andererseits eröffnet sich ihnen dank der Vernetzung die Möglichkeit, an gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zu partizipieren. Von ausschlaggebender Bedeutung ist, dass die von der Universität in die Firmen „delegierten“ Wissenschaftler dort vor Ort Projektentwicklungen wesentlich effektiver vorantreiben können, als dies der Fall wäre, wenn sie von außen agieren müssten.

Von den insgesamt fünf geplanten Kompetenzbüros haben drei ihre Arbeit bereits aufgenommen: bei der SGL Group in Meitingen, beim Verein Carbon Composites e. V. in Augsburg und bei der ebenfalls in Augsburg ansässigen MT Aerospace AG. „Erste gemeinsame Projekte sind als Resultat der Arbeit dieser Büros bereits absehbar bzw. in Vorbereitung“, berichtet Dr. Timo Körner, der im AMU die wissenschaftliche Koordination der Büros besorgt.

„Projektarchitekten“

„Je anspruchsvoller eine technische Neuentwicklung ist, desto aufwändiger gestaltet sich die vorbereitende Arbeit, die geleistet werden muss, bis alle Kooperationspartner im Boot sind und der Arbeitsplan samt Finanzierungskonzept steht“, meint Dr. Hubert Jäger von der SGL Group in Meitingen, wo das erste Kompetenzbüro vor rund einem halben Jahr seine Arbeit aufgenommen hat. Als „Projektarchitekten apostrophiert Hans-Wolfgang Schröder vom Carbon Composites e. V. die Wissenschaftler in den Kompetenzbüros: „Ein Architekt entwirft Gebäude, erstellt ein Konzept und bereitet die Erstellung vor. Genau in diesem Stil sollen auch die Wissenschaftler große Projekte planen und umsetzen. Es würde niemand auf die Idee kommen, den Bau eines großen Gebäudes ohne Architekten zu beginnen. Bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten ist aber genau das noch gang und gäbe. Oft genug führt das zum Scheitern wichtiger Projektideen, bevor ihre konkrete Umsetzung überhaupt begonnen werden kann. Genau hier“, so Schröder, „setzt die Idee mit den Kompetenzbüros an.“

Wichtige Basis für weitere Intensivierung des Transfers

Die Finanzierung des auf drei Jahre angelegten Projekts „Wissenschaftliche Kompetenzbüros Faserverbundwerkstoffe“ erfolgt jeweils hälftig durch die beteiligten Unternehmen, in denen die Büros angesiedelt sind, und über EU-Fördermittel. „Mit einem Gesamtvolumen von 1,4 Mio Euro ist dieses Projekt für unser Anwenderzentrum Material- und Umweltforschung nicht zuletzt eine wichtige Basis, um weitere Kooperationen und Projekte ins Haus zu holen und den Technologietransfer zwischen Firmen und Forschungsinstituten zu intensivieren“, betont AMU-Geschäfsführer Biegel.

Ansprechpartner:
o Projektverantwortliche:
Dr. Wolfgang Biegel, biegel@amu-augsburg.de
Roland Grenz, grenz@amu-augsburg.de
Anwenderzentrum Material- und Umweltforschung der Universität Augsburg
Universitätsstraße 1a, 86159 Augsburg
o Wissenschaftliche Koordination der Kompetenzbüros: Dr. Timo Körner, koerner@amu-augsburg.de
o Kompetenzbüro bei der SGL Group Meitingen: Dr. Daniel Steppich, Daniel.Steppich@sglcarbon.de
o Kompetenzbüro beim Carbon Composites e. V.: Alfons Schuster, Alfons.Schuster@carbon-composites.eu

o Kompetenzbüro bei der MT Aerospace AG: Dr. Patrick Starke, Patrick.Starke@mt-aerospace.de

Media Contact

Klaus P. Prem idw

Weitere Informationen:

http://www.amu-augsburg.de

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