ERC-Advanced Grant an Historiker Walter Pohl

Ein hoch dotierter Forschungspreis des „European Research Council“ (Europäischer Forschungsrat, ERC) geht an eine Wiener Forschergruppe für historische Identitätsforschung. Der Historiker Walter Pohl erhält für seine Forschungsarbeiten einen ERC-„Advanced Grant“.

In Summe beträgt die Förderung zwei Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre. „Gerade jetzt ist es ein willkommenes Signal, dass der wichtigste europäische Forschungspreis an einen Geisteswissenschafter geht“, sagte der Preisträger am Freitag. „Geschichtswissenschaft ist eine unverzichtbare Grundlage zum Verständnis der heutigen Welt“, betonte Pohl.

Walter Pohl (56) hat bereits den prestigeträchtigen Wittgenstein-Preis (2004) erhalten. Er ist Professor für Geschichte des Mittelalters an der Universität Wien sowie Direktor des Institutes für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Er wird sich in seinem ERC-Projekt mit einer Zeitperiode beschäftigen, die Grundlage unseres heutigen Europa samt gegenwärtiger sozialer, ethnischer und religiöser Konflikte ist, dem Mittelalter. „Social Cohesion, Identity and Religion in Europe (400-1200)“ – kurz „SCIRE“ genannt lautet der Titel seines Forschungsvorhabens.

Der Preis des ERC ermöglicht dem jungen Team an Wissenschaftler/innen unter Leitung Pohls neue Forschungen zu einer der Kernfragen der internationalen Geschichtswissenschaft zu beginnen: Auf welchen Grundlagen bilden sich Identitäten und entwickeln sich Gemeinschaften? Hintergrund ist dabei, dass sich im Frühmittelalter – vor 1.500 Jahren –die politische, ethnische und religiöse Landschaft Europas entwickelt hat.

„Der Blick in die Vergangenheit erlaubt es, unsere eigene Gesellschaft im Vergleich besser zu verstehen. Das Frühmittelalter ist dazu ein sehr geeigneter Gegenstand: Einerseits ist damals viel von dem entstanden, was unsere Gesellschaft heute noch prägt, das Christentum, viele Staaten und Nationen, Kulturlandschaften, Mentalitäten, Identifikationsmuster und Feindbilder. Andererseits ist es ein ´ferner Spiegel`, der entfernt genug ist, damit wir uns selbst gerade an den Unterschieden besser erkennen können,“ sagt Pohl.

Was hält Gesellschaften zusammen? Und wodurch wird dieser Zusammenhalt bedroht? Das Geschehen in unserer Zeit macht deutlich, dass wir darüber noch viel zu wenig wissen. Identitäten motivieren zum Handeln. Politische Gemeinschaften, religiöse Bekenntnisse und ethnische oder nationale Identitäten greifen dabei in unterschiedlicher Weise ineinander. Diese Zusammenhänge sind noch kaum erforscht. Das Mittelalter bietet laut Pohl geradezu ein Laboratorium, um Identitätsbildungen über längere Zeit hinweg zu untersuchen.

Vielfach gelte das Mittelalter heute als ‚dunkle’ Epoche. Umso wichtiger sei es, diese für alles Spätere prägende Zeit mit dem kühlen Blick des Forschers zu erhellen. „Die Ereignisse dieser dramatischen Epoche sind recht gut bekannt. Was wir aber aus ihnen für die Probleme von heute lernen können, das wird das ERC-Projekt ‚SCIRE’ erforschen“, erklärt der Historiker. ‚Scire’, auf lateinisch ‚wissen’, ist das Ziel der Wiener Forschergruppe um Walter Pohl und ihres internationalen Netzwerkes. Der ERC-Grant gibt dazu die besten Voraussetzungen. Er bedeutet auch eine Anerkennung für die bisher am Institut für Mittelalterforschung der ÖAW geleistete Arbeit.

Foto Univ.-Prof. Dr. Walter Pohl zum Download: http://www.oeaw.ac.at/gema/wittg_pro/presse/bilder/walter%20pohl%2002%204c.jpg

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