Forschungspreise für Medizintechnik verliehen

BMBF fördert Innovations-Wettbewerb mit 2,2 Millionen Euro

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Entwicklung neuer Technologien in der Medizin. Mit dem diesjährigen „Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik“ hat das BMBF am Donnerstag elf zukunftsweisende Forschungsprojekte ausgezeichnet. Das Preisgeld von insgesamt 2,2 Millionen Euro unterstützt die Teams bei der Umsetzung ihrer Forschungsidee in ein Produkt.

Durch die Förderung wird nun beispielsweise eine Neuentwicklung zur Marktreife gebracht, die beim Grünen Star den Augeninnendruck der Patienten akustisch messen kann. Diese berührungslose Variante ist für den Patienten weniger schmerzhaft. Desweiteren reichen die Sieger-Themen von einer Karies-Prävention durch Laserlicht über eine Herz-Kapsel, die Blutdruckdaten funken kann bis hin zu einem Navigationssystem, das Chirurgen bei der Knochentransplantation zur Seite steht.

Seit 1999 unterstützt das BMBF mit dem Innovationswettbewerb originelle Forschungs- und Entwicklungsideen in der Medizintechnik. Dadurch sollen technische und wirtschaftliche Innovationsbarrieren überwunden werden. Wichtige Forschungsergebnisse können somit schneller in die medizinische Praxis und zu den Patienten gelangen. Zusätzlich werden die Stärken Deutschlands auf dem Gebiet der Medizintechnik weiter ausgebaut.

Weitere Informationen zum Wettbewerb und den diesjährigen Preisträgern finden Sie im Internet unter www.gesundheitsforschung-bmbf.de/aktuelles

Folgende elf Projekte sind beim „Innovationswettbewerb 2004/05“ auf der MEDICA in Düsseldorf am Donnerstag ausgezeichnet worden:

Bildstörungen im Tomografen ausschließen

Magnetresonanz-Tomografen arbeiten heute mit Magnetfeldern, die bis zu 100.000fach stärker sind als das natürliche Magnetfeld der Erde. Herkömmliche Instrumente aus Metall, die bei der Magnetresonanz-Tomografie (MRT) verwendet werden – beispielsweise Pinzetten oder Biopsienadeln – stören das Magnetfeld und führen zu Bildverzerrungen. Wissenschaftler aus Tübingen haben nun ein Computermodell entwickelt, mit dem die magnetische Feldverteilung an beliebigen metallischen Objekten im Magnetresonanz-Tomografen berechnet werden kann. Mithilfe dieses Modells ist es möglich, neue Materialkombinationen am Computer auf ihr magnetisches Verhalten zu testen, bevor kostspielige Prototypen angefertigt werden. Dadurch können optimierte Instrumente entstehen, die keine oder nachvollziehbare Bildstörungen im Magnetresonanz-Tomografen verursachen. Daneben sollen mithilfe des neuen Computermodells auch MRT-taugliche Implantate entwickelt werden.

Ansprechpartner:
Dr. Bernd Müller-Bierl, Universitästklinik Tübingen,
Tel.: 0 70 71/29-8 77 21, E-Mail: bernd.mueller-bierl@med.uni-tuebingen.de

Akustisch den Augeninnendruck messen

Wissenschaftler des Bremer Instituts für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft haben ein berührungsloses Verfahren entwickelt, das den Augeninnendruck mit akustischen Signalen misst. Die neuartige Methode könnte in Zukunft die Messung mit einem auf das betäubte Auge aufgesetzten Stempel ersetzen. Diese ist für den Patienten häufig schmerzhaft und ruft allergische Reaktionen hervor. Vor allem Patienten mit Grünem Star werden von der Neuentwicklung profitieren. Denn zur optimalen Behandlung dieser Erkrankung ist die regelmäßige Kontrolle des Augeninnendrucks unerlässlich. Das Team um Professor Gert Goch plant, ein mobiles Messgerät zu entwickeln, das von den Patienten auch zu Hause eingesetzt werden kann. Sein Vorteil: Schwankungen des Augeninnendrucks im Tagesverlauf werden registriert und die Dosierung der Medikamente kann entsprechend angepasst werden.

Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Gert Goch, Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft (BIBA), Tel.: 04 21/2 18-55 15, E-Mail: gg@biba.uni-bremen.de

Scharfe Bilder von bewegten Organen

Moderne medizinische Bildgebungsverfahren wie Computer- oder Magnetresonanz-Tomografen liefern detailreiche Innenansichten von Patienten. Bei der Atmung oder bei sich bewegenden Organen, zum Beispiel dem Herzen oder dem Darm, kann es trotz modernster Technik zu „Wackelbildern“ kommen. Dieses Problems hat sich ein Team der Heidelberger mediri GmbH angenommen. Die Wissenschaftler entwickeln ein Ultraschallsystem, das die Organbewegungen registriert und direkt an den Tomografen weiterleitet. Dort werden die Bewegungen dann innerhalb weniger Millisekunden herausgerechnet. Das Ergebnis: brillante Bilder, die die Präzision in der Diagnostik und der Therapie erhöhen und die Untersuchungszeiten drastisch verkürzen.

Ansprechpartner:
Dr. Matthias Günther, mediri GmbH i. G. Heidelberg,
Tel.: 0 72 51/30 02 97, E-Mail: matthias.guenther@mediri.com

Schutz vor Karies durch Laserlicht

Einmal zum Zahnarzt, kurz mit Laserlicht und Fluor behandelt – und nie wieder Karies? Forscher des Instituts für Lasertechnologien in der Medizin und Messtechnik an der Universität Ulm klären, ob dieser Traum eines jeden Zahnpatienten wahr werden kann. Das Team um Professor Raimund Hibst konzentriert sich dabei auf die Frage, ob sich der so genannte Ultrakurzpuls-Laser zur Kariesprävention eignet, ohne dem Zahnschmelz zu schaden. Die Forscher gehen davon aus, dass die Laserbehandlung dazu führt, dass sich die Kristallstruktur im Zahn verbessert und sich dadurch die Säureempfindlichkeit – und damit die Kariesanfälligkeit – des Zahnschmelzes erheblich verringert.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Raimund Hibst, Universität Ulm,
Tel.: 07 31/14 29 12, E-Mail: raimund.hibst@ilm.uni-ulm.de

Herzkapsel funkt Blutdruckdaten

Ein interdisziplinäres Team um Professor Thomas Schmitz-Rode vom Universitätsklinikum Aachen entwickelt eine neue Blutdruck-Messkapsel mit nur drei Millimeter Durchmesser. Die Kapsel soll, in der Lungenarterie platziert, Blutdruckdaten aus dem Körperinneren von chronisch kranken Herzpatienten permanent nach außen senden und eine bestmögliche Therapie-Kontrolle sicherstellen. Trotz der Einnahme von Medikamenten ist das Herz-Kreislauf-System dieser Patienten oft labil und kann schnell aus dem Gleichgewicht geraten. Mithilfe der von der neuartigen Kapsel gesendeten Daten sollen die behandelnden Ärzte solche Unregelmäßigkeiten frühzeitig erkennen und durch rechtzeitiges Eingreifen verhindern, dass die medikamentöse Therapie entgleist. Das fertig entwickelte System wird zudem eine Überwachung zu Hause erlauben. Dies ist nicht nur angenehmer für die Patienten sondern spart auch kostenintensive Krankenhaustage.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Thomas Schmitz-Rode, RWTH Aachen,
Tel.: 02 41/80-8 86 27, E-Mail: smiro@rad.rwth-aachen.de

Blutpumpe mit optimiertem Strömungsprofil

Bei herkömmlichen Blutpumpen entstehen oft turbulente Strömungen und Scherkräfte, die die empfindlichen Blutzellen schädigen. Um dies zu verhindern, schlägt ein Forscher-Team um Dr. Marius Großmann ein neues und bereits patentiertes röhrenförmiges Pumpenprinzip vor. Die neue Blutpumpe zeichnet sich durch ein verbessertes Strömungsprofil aus und kann dadurch Blutschäden und -gerinnsel verhindern.

Ansprechpartner:
Dr. Marius Großmann, Universität Göttingen,
Tel.: 05 51/3 91-29 96, E-Mail: grossmann@med.uni-goettingen.de

Präzisionsarbeit am Innenohr

Wissenschaftler der Freiburger Universitäts-HNO-Klinik und Ingenieure der Universität Karlsruhe entwickeln ein präzises computergestütztes Chirurgiesystem für das Einsetzen von Cochlea-Implantaten in das Innenohr. Die verfeinerte Operationstechnik soll vorhandenes Restgehör von hochgradig schwerhörigen Patienten erhalten und auch bei Mittelohreingriffen und Tumoroperationen am Hörnerv die empfindlichen Strukturen des Innenohrs schonen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Jörg Schipper, Universität Freiburg,
Tel.: 07 61/2 70-42 01, E-Mail: schipper@hno.ukl.uni-freiburg.de

Schnellere Bilder, geräuschärmere Messung

Ein Leipziger Wissenschaftler-Team unter der Leitung von Dr. Thomas Riemer schlägt die Entwicklung einer neuartigen Magnetspule vor, die Untersuchungen des Kopfes im Magnetresonanz-Tomografen bis zu zwölf mal schneller macht. Dieser Zeitgewinn kann entweder dafür genutzt werden, die Bildauflösung zu verbessern, in dem mehr Bilder pro Zeiteinheit aufgenommen werden. Oder die Ärzte können die Untersuchungsdauer und damit die Geräuschbelastung für den Patienten reduzieren.

Ansprechpartner:
Dr. Thomas Riemer, Universität Leipzig,
Tel.: 03 41/97 15-9 74, E-Mail: riet@medizin.uni-leipzig.de

Passgenaue Knochentransplantate

Chirurgen erhalten bei Knochentransplantationen in Zukunft intelligente Hilfe: Professor Dr. Lüth entwickelt mit seiner Berliner Arbeitsgruppe ein dreistufiges Navigationssystem, das zunächst die Form des Knochendefekts misst, ein optimales Passstück berechnet und den Chirurgen dann beim Herausfräsen des Ersatzknochens unterstützt. Bisher dienten handgefertigte Schablonen als Vorlage, um ein Ersatzknochenstück zu entnehmen. Der Chirurg fertigte es während der Operation an. Der Einsatz des neuen Navigationssystems verkürzt die Operationszeit und verbessert die Passgenauigkeit der Knochentransplantate.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Tim Lüth, Berliner Zentrum für Mechatronische Medizintechnik,
Tel.: 030 / 3 90 06-2 06, E-Mail: t.lueth@ieee.org

Katheter werden sicherer

Prof. Dr.-Ing. Klaus Affeld und seine Arbeitsgruppe wollen zentralvenöse Katheter sicherer machen. Diese werden in der Intensivmedizin und bei verschiedenen Verfahren der Blutreinigung eingesetzt. Hierfür erfanden sie einen mikroporösen Katheter, der Komplikationen wie die häufig auftretenden Infektionen mit Bakterien und Thrombosen verhindern soll. Diese so genannten Biofilme sind in der Intensivmedizin gefürchtet, weil die Bakterien auf der Katheteroberfläche oder im Katheter eine dichte Kolonie bilden. Nach 30tägiger Liegedauer eines Patienten sind 75 Prozent der heutigen zentralvenösen Katheter mit einem Biofilm verunreinigt.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ing. Klaus Affeld, Universitätsklinkum Charité,
Tel.: 0 30/4 50 55 38 01, E-Mail: klaus.affeld@charite.de

Kontrolle für schonende Netzhaut-Therapie

Forscher des Medizinischen Laserzentrums Lübeck setzen eine schonende Laser-Therapie für die Behandlung von Netzhaut-Krankheiten ein. Einziger Nachteil: Ihr Verfahren ist so schonend, dass der Arzt weder während noch nach der OP sehen kann, welchen Effekt er erzielt hat. Der Erfolg der Laser-OP konnte bisher nur mit einer aufwändigen Nachuntersuchung in Spezialkliniken kontrolliert werden. Der Lübecker Diplom-Physiker Ralf Brinkmann erhält den Innovationspreis für ein neues Messverfahren. Sein Ziel ist es, die Resultate der schonenden Laser-Therapie bereits während der Behandlung sichtbar zu machen.

Ansprechpartner:
Dipl.-Phys. Ralf Brinkmann, Medizinisches Laserzentrum Lübeck GmbH,
Tel.: 04 51/5 00-65 07, E-Mail: brinkmann@mll.mu-luebeck.de

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