Naturschutzpreis muna 2003 belohnt ehrenamtliches Engagement

Die Überraschung war perfekt, denn die Preisträger erfuhren erst in einer Liveausgabe von „ZDF.umwelt“, dass die Fachjury ihre Ideen, ihr ehrenamtliches Engagement und ihr Lebenswerk für preiswürdig befunden hatte.

Mit der „muna 2003“ von ZDF.umwelt, Werner & Mertz sowie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) wurden ausgezeichnet: Erich Weiß, ein bayrischer Naturschützer, der ein still gelegtes Freibad zum wertvollen Stillgewässer umgestaltet, Dresden-Marsdorf, ein sächsisches Dorf, das in Gemeinschaft viel Freizeit und Arbeitsstunden investierte, um eine alte Kulturlandschaft wieder zu beleben, und der Rheingauer Wolfgang Landsfeld, der sich aus Überzeugung und trotz großer gesundheitlicher Einschränkungen seit über 30 Jahren aktiv für den Naturschutz in seiner Region einsetzt. Des weiteren zeichnete die Jury den „Hymnopterendienst“ aus Berlin aus, der den Bürgern an 365 Tagen im Jahr zum Thema Hornissen, Wespen, Bienen und Co. mit Rat und Tat zur Seite steht. In der Kategorie „Kinder und Jugendpreis“ erhielt den Preis die niedersächsische Familie Jeddeloh, die sich mit drei Generationen dafür einsetzt, Kindern und Jugendlichen die Natur näher zu bringen. Hierfür stellt sie ein Waldgrundstück zur Verfügung, das nach einem Sturm in Eigeninitiative wieder aufgeforstet wurde. Mit der Vergabe der „muna 2003“ setzen ZDF und DBU erneut einen starken Akzent in Sachen Naturerhaltung und -bewahrung.

Zuschauerpreis per TED-Abstimmung

Zusätzlich stiftete die Firma Werner & Mertz den „Frosch“-Zuschauerpreis: Per TED-Abstimmung konnten die Zuschauer von „ZDF.umwelt“ anlässlich der Preisverleihung weitere 5.000 Euro an ihren „Lieblings-Preisträger“ vergeben und entschieden sich für Wolfgang Landsfeld.

Preisträger in der Kategorie „Idee/Innovation“

Erich Weiß hielt 1998 in Thalmassing (Bayern) einen Vortrag über Eisvögel und bemerkte dabei anhand von Luftbildern das alte und stillgelegte Freibad. Vor Ort konnte sich der Bayer überzeugen, dass das Gelände zur Umgestaltung in einen Naturteich geeignet war. Es gelang ihm, den Bürgermeister, die Gemeindeverwaltung und schließlich auch die Menschen von Thalmassing für seine Pläne zu begeistern. Nach zehnmonatiger Bauzeit wurde das Biotop offiziell eröffnet. In das 1.000 Quadratmeter große Betonbecken hatte man 50 Lastwagen Steine gekippt und Felsen, Bäume, Sand und Geröll zu einem Lebensraum für Fische gestaltet. Ein Steg von 50 Metern Länge erlaubt es Besuchern, über das Wasser zu spazieren und verschiedene Fischarten, aber auch seltene Pflanzen wie Sumpfdotterblume und Fieberklee hautnah zu erleben. Eigens eingebaute Panzerglasscheiben ermöglichen den Gästen dieser Anlage einen besonderen Einblick in die Unterwasserwelt. Erich Weiß erhielt die muna 2003 in der Kategorie „Idee/Innovation“.

Preisträger in der Kategorie „Nachhaltigkeit“

Mit Dresden-Marsdorf (Sachsen) erhielt eine Dorfgemeinschaft die Auszeichnung im Bereich „Nachhaltigkeit“. Nördlich von Dresden gelegen wurden hier großangelegte Maßnahmen zur Gestaltung der ausgeräumten Agrarlandschaft durchgeführt. Dazu gründeten die Marsdorfer 1999 den Verein die „Marsdorfer e. V“., der aus der Freiwilligen Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr hervorging. Die fleißige Gemeinschaft hielt sich bei der Neugestaltung der monotonen Landschaft an historische Vorlagen, brachte durch Pflanzung einheimischer Büsche und Bäume fast drei Kilometer grüne Korridore ein. Durch diese Heckenstrukturen schufen die Marsdorfer eine neue Heimat für Neuntöter, Goldammer, Sperbergrasmücke und Mauswiesel, aber auch eine Reihe verschiedener Insekten. Sämtliche Pflanzaktionen wurden dabei von der Dorfgemeinschaft durchgeführt. Die Bewirtschafter der umliegenden Ackerflächen verzichteten im Zuge der Maßnahmen freiwillig auf die Nutzung der Randstreifen. Dieser Zusammenhalt einer dörflichen Gemeinschaft bei der Umsetzung umfassender landschaftsökologischer Maßnahmen beeindruckte die Jury im wahrsten Sinne nachhaltig.

Preisträger in der Kategorie „Lebenswerk“

Mit Wolfgang Landsfeld erhielt ein Rheingauer (Hessen) für sein Lebenswerk die muna, der sich seit über 30 Jahren für den Naturschutz in seiner Region einsetzt. Er war es, der sich erfolgreich für den Erhalt des wertvollen Ernstbachtals im Rheingauer Hinterwald stark gemacht hat und die Initiative „Freunde des Ernstbachtals“ gründete. In und am Rhein gelang es ihm, insbesondere für das Vogelschutzgebiet Inselrhein die Umweltqualität zu verbessern. Dabei setzt Landsfeld nicht auf sture Antihaltung und das Beharren auf Forderungen, sondern überzeugt durch sein positives, motivierendes und praktisches Aufzeigen von machbaren Lösungen.

Preisträger in der Kategorie „Umweltkommunikation“

„Hymenopteren“ – nur wenige wissen, was sich hinter diesem Wort verbirgt: Hornissen, Wespen, Hummeln und deren Verwandtschaft. Aber auch das Wissen um diese Tiere ist begrenzt. Vor allem die Hornisse, von der der Volksmund behauptet, dass nur wenige Stiche einen Menschen töten können, ist von der blinden Angst bedroht, die solche falschen Aussagen schüren. Dabei steht diese bedrohte Art seit 1987 unter Schutz. Der „Berliner Hymenopterendienst“, den die Jury in der Kategorie „Umweltkommunikation“ auszeichnete, klärt die Bevölkerung auf und verhindert vielfach das Vernichten wertvoller Nester. Damit tragen Melanie von Orlow und ihre Mitstreiter in besonderer Weise zum Erhalt dieser interessanten Insektengruppe bei. In den meisten Bundesländern sind solche Dienste durch öffentliche Träger finanziert, der Berliner Dienst engagiert sich rein ehrenamtlich. Dabei sprechen die Zahlen für sich, dass die Nachfrage in der Bevölkerung groß ist: 200.000 Menschen greifen jährlich auf das Internetportal www.hymenoptera.de zu, der monatliche Newsletter hat 1.200 Abonnenten. In 80 von 100 Fällen können die drei ehrenamtlichen Berater die Ratsuchenden überzeugen, die Nester in ihrer Nachbarschaft zu dulden.

Preisträger in der Kategorie „Kinder- und Jugendpreis“

Familie Jeddeloh aus Edewecht (Niedersachsen) – das sind drei Generationen, die sich für den Naturschutz einsetzen. 1980 erwarb sie ein vier Hektar großes Waldstück mit zwei Teichen. Ein schwerer Sturm hatte auf dem Gelände seine Spuren hinterlassen. Mit dem Kauf widmete Familie Jeddeloh ihre Freizeit dem intensiven Aufbau dieses wertvollen Stücks Natur, in dem der Baumbestand bis zu 150 Jahre alt ist. 1.500 Buchen und Eichen und weitere 8.000 Bäume und Sträucher wurden per Hand gepflanzt, die verlandenden Teiche ausgebaggert, kleine Wege und Pfade angelegt. Dabei wurden alle Kosten privat getragen. Heute stellt das Waldstück ein kostbares Biotop dar, das von vielerlei Arten aufgesucht wird. Die Teiche bieten nun wieder verschiedenen Pflanzen und Tieren einen natürlichen Lebensraum. Eine Obstwiese mit heimischen Obstsorten, ein von einem Imker betreutes Bienenvolk sowie 150 selbst gebaute Nistkästen für Meisen, Käuze und Kleiber ergänzen das Bild. Die Besonderheit: Das Waldgelände steht für Exkursionen offen und wird mehrfach im Monat von Kindergärten und Schulen besucht. Mit verschiedenen Aktionen wie Fledermausnächten, Bastelnachmittagen und Pflanzung einheimischer Gewächse werden Kindern spielerisch die Natur und ökologische Zusammenhänge näher gebracht. Familie Jeddeloh erhielt den Preis in der Kategorie „Kinder- und Jugendpreis“.

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