Communicator-Preis 2002 für Wolfgang Heckl

Münchener Nanoforscher erhält 50.000 Euro für die beste Vermittlung von Wissenschaft in die Öffentlichkeit

Der „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ geht in diesem Jahr an Wolfgang M. Heckl. Der Münchener Physiker und Nanowissenschaftler erhält 50.000 Euro für herausragende Leistungen in der Vermittlung seiner wissenschaftlichen Arbeit in die Öffentlichkeit. Die Verleihung des Preises auf Vorschlag der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch den Stifterverband erfolgt am 22. August im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum diesjährigen Wissenschaftssommer in Bremen. Der Preis wird gemeinsam überreicht vom Präsidenten des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft, Dr. Arend Oetker, und Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, dem Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Die Idee des Communicator-Preises ist in enger Zusammenarbeit zwischen Stifterverband und DFG entstanden. Der Stifterverband hat ihn aus der Taufe gehoben und finanziert ihn, die DFG hat das Profil des Preises erarbeitet, sie schreibt ihn aus und organisiert die Juryarbeit. Die Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten beurteilt die Bewerbungen nach den Kriterien Relevanz, Zielgruppe, Originalität und Nachhaltigkeit. Insgesamt gingen für die dritte Runde 29 Bewerbungen aus verschiedenen Fachgebieten ein. Nach einer Vorauswahl beriet die Jury über 13 Bewerbungen, die in die engere Wahl gekommen waren, und wählte Wolfgang Heckl als Träger des Communicator-Preises 2002.

Wolfgang Heckl ist seit 1993 Professor für Experimentalphysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und leitet dort am Department für Geo- und Umweltwissenschaften eine Arbeitsgruppe im Bereich Nanowissenschaften. Heckl schlägt mit seiner fächerübergreifenden Forschung eine Brücke von den Nano- zu den Geowissenschaften sowie zur Biologie und

Physik. Aktuell beschäftigt er sich mit dem Thema „Ursprung des Lebens“ und untersucht in diesem Zusammenhang die Kristallisation und Selbstordnung von organischen Molekülen auf Mineraloberflächen. Die von Heckl entwickelten Techniken zur Suche nach Lebensspuren im Nanobereich werden künftig auch in der Erforschung von Leben auf anderen Planeten eingesetzt: Mit Hilfe des mobilen Rastersondenmikroskops, das Heckl kürzlich mit seiner Forschergruppe entwickelt hat, sollen bei einer der nächsten Marsmissionen Oberflächensedimente nach Spuren von Wasser aus der Frühzeit der Marsgeschichte abgesucht werden.
Wolfgang Heckl wurde 1958 in der Oberpfalz geboren und studierte nach dem Abitur an der TU München Physik. Nach der Promotion im Fach Biophysik ging er 1989 als Postdoktorand zunächst für ein Jahr nach Kanada an die University of Toronto und anschließend in die Schweiz zu Prof. Gerd Binnig an das IBM Research Laboratory. Nach einer dreijährigen Tätigkeit als Assistent an der LMU München schloss er dort 1993 seine Habilitation in Physik ab und nahm im gleichen Jahr den Ruf auf die Professur für Experimentalphysik an. Privat beschäftigt sich der Familienvater Heckl am liebsten mit dem Sammeln alter Maschinen, dem Tanzen und Skifahren. Die Verbindung zur Wissenschaft sucht er auch in der Freizeit: Mit Begeisterung widmet er sich dem Malen von Bildern mit Forschungsbezug.
Wolfgang Heckl engagiert sich seit über zehn Jahren für die Vermittlung seiner Forschungsergebnisse in die breite Öffentlichkeit. Bereits Anfang der 90er Jahre wurde er durch verschiedene Fernsehbeiträge mit seinen rastertunnelmikroskopischen Untersuchungen am menschlichen Erbgut bekannt, die erstmals eine Darstellung der DNA-Basen als Bausteine des genetischen Codes ermöglichten. In zahlreichen Wissenschaftssendungen, darunter „Abenteuer Forschung“ (ZDF) und „Nano“ (3sat), hat Heckl seitdem der Öffentlichkeit Einblicke in die Welt der Nanotechnologie eröffnet. Dabei ermöglichten Lifeschaltungen in sein Labor und der Einsatz eigens angefertigter Videofilme zu rastertunnelmikroskopischen Untersuchungen vielen Menschen, diese komplexe Forschungsarbeit unmittelbar mitzuerleben.
In seinen Bemühungen um ein besseres Verständnis der Nanotechnologie nutzt Heckl vielfältige Möglichkeiten der Vermittlung und will Menschen jeden Alters und jeder Gesellschaftsschicht ansprechen. Neben zahlreichen Beiträgen und Interviews in Rundfunk und Fernsehen hat Heckl den Nanokosmos einer breiten Öffentlichkeit auch in Zeitungsartikeln, Vorträgen und in Buchform näher gebracht. Heckl sucht aber besonders den direkten Kontakt und engagiert sich daher verstärkt in Ausstellungsprojekten und Messen zu naturwissenschaftlichen Themen. So präsentierte er als wissenschaftlicher Leiter der Ausstellung „Physik und Leben“, die 2001 im Deutschen Museum München gezeigt wurde, deutsche Spitzenforschung für über 6000 Besucher. Dabei galt seine besondere Aufmerksamkeit den über 30 Schulklassen, denen Heckl mit persönlichen Führungen die Highlights der Physik nahe brachte.
Heckls Motto „hinein in die Menschenherzen“ wird besonders in seiner Vermittlungsarbeit für Kinder und Jugendliche deutlich. Mit pädagogisch und wissenschaftlich anspruchsvollen Konzepten will er vor allem eines erreichen: Kinder sollen Spaß an der Wissenschaft haben und einen spielerischen, vorurteilsfreien Zugang zu wissenschaftlichen Themen finden. Heckl engagiert sich daher nicht nur für Schülerwettbewerbe, wie „Jugend forscht“, „Physics on Stage“ und „Life in the Universe“, sondern setzt sich mit seiner Kommunikationsarbeit auch für neue Wege in der Didaktik der Naturwissenschaften ein.
Wolfgang Heckl bemüht sich bei der Vermittlung seiner Forschungsergebnisse nicht zuletzt auch um die Akzeptanz des wissenschaftlichen Fortschritts in der Gesellschaft und sucht daher immer wieder auch den Dialog mit Skeptikern der Wissenschaft. Sein Einsatz für Public Understanding of Science schließt auch die Politik mit ein; hier, wie bei der Arbeit mit Jugendlichen, sieht Heckl seine Bemühung um Verständnis und Begeisterung für die Wissenschaft als Investition in die Zukunft.
Die Nachhaltigkeit seines Engagements und die breite und umfangreiche Vermittlungsarbeit in verschiedenen Medien hat die Jury letztlich bewogen, sich für Wolfgang Heckl als Communicator-Preisträger zu entscheiden.
Der Communicator-Preis ist nicht nur mit einem Geldpreis verbunden, sondern wird auch durch ein vom Kölner Künstler Michael Bleyenberg gestaltetes Hologramm symbolisiert, das den Gedanken der Transparenz in der Wissenschaft verdeutlichen soll und sichtbar macht, dass es sich lohnt, die Dinge ins „rechte“ Licht zu setzen. Wie das Hologramm entfaltet auch die Wissenschaft nur dann ihre ganze Leuchtkraft.
Ein ausführliches Porträt des Preisträgers und weitere Informationen können ab 6. Juni zum Abdruck, auch ohne Quellenangabe, im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG angefordert oder im Internet unter http://www.dfg.de/aktuell/c_preis2002/index.html abgerufen werden. Der Preisträger selbst ist unter folgender Adresse zu erreichen:
Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Kristallographie und Angewandte Mineralogie
Theresienstr. 41
80333 München
Tel.: (089) 2180-4331
E-Mail: Heckl@lrz.uni-muenchen.de

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Dr. Eva-Maria Streier idw

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