Förderempfehlung zu vier Leibniz-Einrichtungen

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat auf seiner Sitzung am 5. März 2008 in Köln die weitere Förderung folgender Leibniz-Einrichtungen empfohlen: Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik, Berlin (FBH), Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig (IfL), Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (GNM), Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V., Greifswald (INP).

Allen vier Leibniz-Einrichtungen bescheinigt er überregionale Bedeutung und stellt fest, dass Bund und Länder ein gesamtstaatliches wissenschaftspolitisches Interesse an der Arbeit der Einrichtungen haben. Der Senat empfiehlt daher in allen Fällen eine Weiterförderung ohne Einschränkungen.

Das Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) im Forschungsverbund Berlin e. V. ist laut Senat eines der leistungsfähigsten III/V-Halbleiter-Kompetenzzentren in Europa mit hoher internationaler Sichtbarkeit. Durch die am Institut vorhandenen Möglichkeiten, für konkrete Anwendungen konzipierte Halbleiterbauelemente aus den Bereichen der Mikrowellen- und Millimeterwellentechnik sowie der Optoelektronik zu entwickeln und in Pilotserien herzustellen, erfülle das Institut eine wichtige Aufgabe in der vorindustriellen Entwicklung und besitze Vorbildcharakter.

Die Qualität der Forschungsarbeiten, bei denen stets besonders auf Anwendungsorientierung und Industrienähe geachtet wird, sei teilweise exzellent und ansonsten sehr gut. Dieses werde vor allem durch die sehr hohe Einwerbung von Drittmitteln aus der Industrie sowie die hohe Zahl an erfolgreichen Firmenausgründungen belegt. Zur weiteren Verbesserung der Institutsarbeit empfiehlt der Senat die Erstellung eines über die mittelfristigen Arbeitspläne hinausgehenden Zukunftskonzepts; hierbei sollte sich das FBH stärker mit Fragestellungen aus dem Bereich der Grundlagenforschung befassen. Weitere Möglichkeiten der Leistungssteigerung des FBH bestehen nach Ansicht des Senats bei der Strukturierung der Doktorandenausbildung sowie im Ausbau der Kooperationen mit den Berliner Hochschulen.

Das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) in Leipzig erbringt dem Urteil des Senats zufolge gute bis sehr gute und teilweise exzellente Forschungs- sowie Transferleistungen zur regionalen Geographie Deutschlands und Europas. Exzellente wissenschaftliche Arbeit leistet das IfL laut Senat vor allem in der theoriegeschichtlichen und humangeographischen Forschung – in diesem Bereich zähle es national und international zu den Spitzeninstituten. Zudem sei das IfL traditionell ein Kompetenzzentrum für die regionalgeographische Mittel- und Osteuropaforschung und genieße in diesen Untersuchungsregionen ein hohes wissenschaftliches Ansehen. Das Institut habe hier mit seinen Beiträgen zur Stadt- und Regionalforschung die Diskussion um europäische metropolitane Peripherien stark beeinflusst. Neben Forschungsbeiträgen erbringe das IfL zahlreiche Transferleistungen, wozu mehrere vom Institut herausgegebene wissenschaftliche Zeitschriften und Publikationsreihen für eine interessierte Öffentlichkeit gehörten. Als ein in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft weithin sichtbares Projekt und als herausragende kartographische Leistung würdigt der Senat die Herausgabe des zwölfbändigen Nationalatlas. Dabei handele es sich um ein einmaliges, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekanntes praxisorientiertes Werk der Geographie. Verbesserungspotenzial sieht der Senat bei der Zahl referierter Veröffentlichungen in internationalen Zeitschriften und der Drittmitteleinwerbung. Zudem wird in einem Arbeitsschwerpunkt Verbesserungsbedarf im Theorie- und Methodenbereich gesehen.

Das Germanische Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg ist nach dem Votum des Senats mit seinem Auftrag, als kunst- und kulturhistorisches Forschungsmuseum die Kenntnis der deutschen Geschichte zu verbreiten und zu vertiefen, in der nationalen Museumslandschaft einzigartig. Das GNM erbringe gute bis sehr gute, in Einzelfällen exzellente wissenschaftliche Leistungen. In den umfangreichen Sammlungen des GNM sieht der Senat die Basis für die sammlungsbezogene Forschung und das Gerüst erfolgreicher Ausstellungen. Das Museum habe die Forschungen an seinen Beständen nicht nur fortgeschrieben, sondern produktiv weiterentwickelt und durch eine konsequente und gattungsübergreifende Zusammenarbeit seiner Sammlungs- und Forschungsbereiche neue Maßstäbe bei der sukzessiven Neugestaltung seiner Schausammlungen gesetzt. Verbessern sollte das GNM nach Meinung des Senats seine Forschungsleistungen außerhalb der kunst- und kulturgeschichtlichen Disziplinen; dies gelte im Bereich der Geschichtswissenschaften und insbesondere im Bereich der Wissenschafts-, Technik- und Instrumentengeschichte. Das Museum wirbt beachtliche Drittmittel durch Fundraising ein, seine Anstrengungen im Hinblick auf die Einwerbung von wettbewerblich vergebenen Drittmitteln müsse es allerdings erheblich verstärken; dies gelte insbesondere für EU-Mittel. Aufgrund fehlender Finanzmittel betrachtet der Senat die Situation in der Bauunterhaltung kritisch. Bei der Sanierung von Teilen des Museums bestehe akuter Handlungsbedarf für die Zuwendungsgeber.

Das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP) in Greifswald führt anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Niedertemperaturplasmen durch. Das INP hat sich nach dem Votum des Senats in den letzten Jahren sehr positiv und dynamisch entwickelt, die wissenschaftlichen Leistungen seien in den meisten Bereichen gut bis sehr gut, in Teilbereichen erreichten sie ein exzellentes, weltweit anerkanntes Niveau. Gelobt wird die Neuorganisation der Forschungsstruktur. Ein herausgehobenes Merkmal sieht der Senat in der Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Gasentladungslichtquellen. Beeindruckend sei die Verzehnfachung der Einnahmen aus der Auftragsforschung in den letzten Jahren. Ziel des INP müssten nun die Verbesserung seiner internationalen Sichtbarkeit und die Übernahme einer Leitfunktion in der europäischen und internationalen Plasmaphysik sein; dazu müsse das INP seine Anstrengungen weiter erhöhen. Verbesserungsbedarf wird bei der Einwerbung von kompetitiven Mitteln von DFG und EU sowie bei der Publikationsleistung in begutachteten Zeitschriften gesehen; zudem müsse die Nachwuchsförderung intensiviert werden. Ein angemessener Anteil an Grundlagenforschung sollte auch weiterhin gewährleistet sein. Zur Stärkung der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit empfiehlt der Senat den Zuwendungsgebern, Mittel für die Einrichtung einer unabhängigen Nachwuchsgruppe sowie einer zusätzlichen W3-Stelle zur Verfügung zu stellen.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert in einem Zeitraum von maximal sieben Jahren die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Auf der Grundlage der Senatsstellungnahmen überprüfen Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), ob die Voraussetzungen für die gemeinschaftliche Förderung der Leibniz-Einrichtungen weiterhin gegeben sind. Der Senat ist extern besetzt, das Evaluierungsverfahren strikt unabhängig. Zur Durchführung der Evaluierungen hat der Leibniz-Senat den Senatsausschuss Evaluierung (SAE) eingesetzt. Zur Evaluierung der einzelnen Institute bildet der SAE Bewertungsgruppen, die aus international renommierten und unabhängigen Wissenschaftlern zusammengesetzt sind. Die Bewertungsgruppen besuchen die Institute und bilden sich anschließend auf der Grundlage von Textmaterialien, Institutsdaten sowie Interviews und Diskussionen mit den Institutswissenschaftlern eine Meinung über die wissenschaftliche Qualität und Bedeutung der Einrichtung.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören derzeit 82 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die wissenschaftliche Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung bearbeiten. Sie stellen Infrastruktur für Wissenschaft und Forschung bereit und erbringen forschungsbasierte Dienstleistungen – Vermittlung, Beratung, Transfer – für Öffentlichkeit, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Sie forschen auf den Gebieten der Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Die Institute beschäftigen rund 13.500 Mitarbeiter, ihr Gesamtetat beträgt etwa 1,1 Milliarden Euro. Sie werden gemeinsam von Bund und Ländern finanziert.

Die aktuellen Stellungnahmen des Senats können in Kürze unter www.leibniz-gemeinschaft.de, Menüpunkt „Evaluierung“, eingesehen werden.

Ansprechpartner:
Dr. Carsten Klein, Leiter des Referats Evaluierung der Leibniz-Gemeinschaft
Tel.: 0228 / 30815-222 oder c.klein@evaluierung-leibniz.de.

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Josef Zens idw

Weitere Informationen:

http://www.leibniz-gemeinschaft.de

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