Der Politologe Giuliano Bonoli erhält den Nationalen Latsis-Preis 2007

Am 10. Januar erhält Giuliano Bonoli, Professor am Institut de hautes études en administration publique (IDHEAP), im Berner Rathaus den Nationalen Latsis-Preis 2007. Der Schweizerische Nationalfonds verleiht dem Politologen den mit 100'000 Franken dotierten Preis im Auftrag der Latsis-Stiftung für seine vergleichenden Untersuchungen zur Rolle des Sozialstaats in Europa.

Heute sehen sich viele Staaten mit zwei sozialpolitischen Herausforderungen konfrontiert: erstens mit einer Arbeitswelt, die durch Langzeitarbeitslosigkeit und unsichere Anstellungsbedingungen geprägt ist, zweitens durch die demographische Überalterung, welche die künftige Finanzierung des Sozialstaates gefährdet. Wie soll die Politik auf diese Herausforderungen reagieren? Dieser Frage geht Guliano Bonoli mit seinen historisch ausgreifenden Untersuchungen zu den wohlfahrtsstaatlichen Systemen verschiedener europäischer Ländern nach.

Für seine international viel beachteten Forschungen erhält der 1968 geborene Sozialwissenschaftler nun den vom Schweizerischen Nationalfonds im Auftrag der Latsis-Stiftung vergebenen Latsis-Preis 2007. Der mit 100'000 Franken dotierte Preis wird an höchstens 40-jährige Forscher und Forscherinnen vergeben und gilt als eine der renommiertesten wissenschaftlichen Auszeichnungen der Schweiz. Giuliano Bonoli hat am Institut de hautes études en administration publique (IDHEAP) in Chavannes-près-Renens den Lehrstuhl für Sozialpolitik inne und ist daneben Lehrbeauftragter am Europainstitut der Universität Basel.

Der Politologe ist zum Schluss gekommen, dass der traditionelle Sozialstaat umgestaltet werden muss, um auch im 21. Jahrhundert den sozialen Zusammenhalt der westlichen Demokratien zu garantieren. Jenseits der neoliberalen Schwächung und der strukturkonservativen Bewahrung des Sozialstaates schlägt Giuliano Bonoli einen dritten Weg vor: die staatliche Politik der sozialen Investition („investissement social“). Darunter versteht er die Kombination einer wettbewerbsfähigen Ökonomie und eines starken Sozialstaats, wie sie die skandinavischen Länder seit längerem beispielhaft realisieren.

Im europäischen Vergleich befindet sich die Schweiz Bonoli zufolge zwar noch immer in einer komfortablen Situation. So ist ihr Arbeitsmarkt weniger krisengeschüttelt als der anderer Länder, und auch ihr – auf zwei Säulen beruhendes – Rentensystem zeichnet sich durch eine relative Stabilität aus. Reformen sind laut Bonoli dennoch unumgänglich. Für eine stärkere Akzentuierung der sozialen Investition wäre es wünschenswert, wenn der Bund mehr Steuerungskompetenzen für die Regulierung des Arbeitsmarkts und der Sozialpolitik erhielte. Das bedingt allerdings, den schweizerischen Föderalismus zu überdenken.

Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 10. Januar 2008 um 10:30 Uhr im Berner Rathaus am Rathausplatz 2 statt. Es sprechen Prof. Dieter Imboden, Präsident des SNF-Forschungsrats, Urs Gasche, Präsident des Regierungsrats des Kantons Bern, Dr. Spiro Latsis von der Internationalen Latsis-Stiftung, Prof. Franz Schultheis, Mitglied der Abteilung Geistes- und Sozialwissenschaften des SNF-Forschungsrats, und der Preisträger Prof. Giuliano Bonoli.

Adresse des Preisträgers:
Prof. Giuliano Bonoli
Institut de hautes études en administration publique (IDHEAP)
Route de la Maladière 21
CH-1022 Chavannes-près-Renens
Tel. +41 (0)21 557 40 90
E-Mail: giuliano.bonoli@idheap.unil.ch

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idw

Weitere Informationen:

http://www.snf.ch

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